Beiträge zum Thema Fenster

Aktuelles

die Haupttexte des Reformationstages
Deuteronomium 6,4-9

„Höre, Israel, der HERR ist unser Gott, der HERR allein. Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft. Diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst. Und du sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand, und sie sollen dir ein Merkzeichen zwischen deinen Augen sein,...

Feuilleton

These 96
ECCLESIA SEMPER REFORMANDA

Der fromme Rest und warum der Osten ganz leicht zu verstehen ist … Es würde zu den eigentümlichen institutionellen Selbsttäuschungen gehören - hoffentlich nicht bei den Kirchenleitungen -, zu glauben, man spräche für die Gläubigen, indes man in Wahrheit längst nur über sie spricht. Konjunktiv also! Während in den westdeutschen Synodensälen die Sprache  wohlmeinender Progressivität gepflegt wird – geschlechtergerecht, klimakompatibel, transinkludierend – sitzen in den Dorfkirchen z.B....

Glaube und Alltag

auf den 28. Oktober
Konstantin an der Brücke

Es war spät in jener Oktobernacht, als Kaiser Konstantin, der Sohn des Constantius, den Helm vom Haupt nahm und, schwer von den Entscheidungen des Tages, in seinem Zelt am Tiber ruhte. Die Luft war still, wie sie nur in Rom still sein kann, wenn der Mond die Oliven silbern färbt und in der Ferne die Hunde bellen. Sein Heer schlief in der Ebene, ringsum brannten die Wachfeuer, der Rauch zog in dünnen Fäden über die Felder, und in der Ferne, über den dunklen Baumkronen, glänzte die Silhouette der...

Glaube und Alltag

Allerheiligen 2025
das Heiltumsbuch zu Wittenberg

Kurfürst Friedrich der Weise hatte im Laufe seines Lebens jede Menge Reliquien gesammelt. Dann war irgendwann auch ein Büchlein gedruckt worden, in dem alle diese Dinge beschrieben und abgebildet waren. Und so kamen die Menschen - jahrzehntelang aus Stadt und Land. Der Reliquien und des Heiltumbüchleins wegen. Endlich ist nun auch Kurt Globnich gekommen. In seinem 94. Lebensjahr wagt er für den Allerheiligentag die Reise nach Wittenberg. Irgendwas fehlte nämlich noch ... Zwar hatte der alte...

Glaube und Alltag

Kleine Geschichte des Losungsbuchs
Das Wort als Waffe

Es mochte gegen halb elf am Abend gewesen sein, als es an der Tür klingelte und sodann ein Lärm einsetzte, so heftig, dass er kein Ende zu nehmen schien – so jedenfalls berichtete Frau Bertha Wohlgemuth, die ehemalige Kirchrechnerin von St. Maxima zu Merseburg, auf die höfliche, aber insistierende Frage des Kriminalobermeisters Müller, der sie gebeten hatte, die Ereignisse der vergangenen Stunde in chronologischer Ordnung wiederzugeben. Frau Wohlgemuth war eine jener unverwechselbaren Gestalten...

Glaube und Alltag

Halloween und Reformationsgedenken
Allerheiligen und Allerseelen

Zwischen Furcht und Verklärung - Halloween, Reformation, Allerheiligen und Allerseelen Ab Ende des Oktobers häufen sich die Feste. Der Nebel ist dichter, die Luft riecht nach kühler Scholle und dunkler Erinnerung. Plötzlich, fast unmerklich, liegt über den Tagen und Nächten, die nun folgen, eine metaphysische Aufladung, welche das säkulare Bewusstsein kaum noch zu lesen weiß. Vier Feste – oder besser gesagt - vier Brennpunkte der geistigen Topographie des Abendlands rücken eng zusammen, wie...

Feuilleton

... auf den 26. Oktober
Heilsgeschichten ...

Die es ausgehalten haben, alle zu betrachten – alle sechs Teile dieser verrückten Saga mit dem unvergleichlichen Arnold Schwarzenegger in einer der Hauptrollen und der verschwitzten Sarah Connor, die den kleinen John unter dem Herzen - oder, wie Sloterdijk schreibt, über dem Querdarm - getragen hat, sind Helden. Stundenlang haben sie zugesehen, wie der Terminator aus der Zukunft in die Fixzeit stürzt. Es ist jedes Mal von eigentümlicher Schönheit, dieses Knistern zu hören, den Blitz aus Licht...

Feuilleton

25. Oktober 1671 - Entdeckung
des Saturnmondes und Titanen Iapetus

Die Entdeckung des Iapetus Giovanni Domenico Cassini legte am Abend des 25.Oktober des Jahres 1671 das Fernrohr aus der Hand. Und seine Finger zitterten. Er hatte etwas gesehen, das keiner vor ihm gesehen hatte. Einen winzigen Lichtpunkt, fern und still, tanzend um den Saturn wie ein geduldiger Diener um einen müden König. Cassini lächelte. Ganz Paris schlief bereits und nur er selbst und das Glas seines Okulars wussten, was da eben entdeckt worden war. Ja - er würde ihn Iapetus nennen. Dieser...

Eine Welt

24. Oktober
Isabell von Portugal

Es gibt Namen, die tragen Melodien in sich, klingende Erinnerungen an vergangene Jahrhunderte. „Isabella“ ist ein solcher Name. Er klingt nach goldenen Gewölben, nach dem Schimmer schwerer Brokatstoffe, nach dem Rascheln von Briefen, die mit Siegellack verschlossen worden sind. Man hört in diesem Namen das helle Lachen der schönen Königin und ihrer Gespielinnen in den Gärten nahe Lissabons – und zugleich das stille, unhörbare Flüstern der Geschichte, welche mit diesem Namen atmet. Die...

Glaube und Alltag

VIERFACHER SCHRIFTSINN
AM TEICH BETHESDA

Man sagt, es gäbe Leser, die nur die Oberfläche der Schrift sehen – wie Spaziergänger etwa, die an einem See entlanglaufen, ohne hineinzuschauen. Es gibt aber auch jene Leser, welche ahnen, dass unter der Oberfläche noch etwas glitzert; und sie beginnen damit, im Text zu tauchen. Lesen wäre demnach durchaus auch als Hochleistungssport zu betrachten. Die Theologen des Mittelalters fanden für solche Kunst mehrdimensionalen Lesens einen Fachbegriff und nannten es den „Vierfachen Schriftsinn”. Es...

Glaube und Alltag

Jüngstes und Allerjüngstes
Gericht

Man hatte ihn abgestellt, das Jüngste Gericht zu protokollieren, als wäre es eine gewöhnliche Verhandlung an irgendeinem Landgericht, ein trüber Vormittag Ende Oktober, an dem die Beamten gähnen und die Federhalter sich durch die Verhandlung kratzen. Nur dass diesmal das Publikum aus sämtlichen Toten aller Zeiten bestand, schweigend und blass, wie auf einer Premiere, deren Bedeutung niemand kennt, aber bei der man, der Form halber, anwesend sein muss. Da saß er nun eben an diesem Tischchen, das...

Glaube und Alltag

auf den Tag der drei Heiligen
Ptolemäus, Lucius und Apollonius am 19.Oktober

Der Saal ist klein, stickig, kaum ein Gerichtssaal, eher ein Abstellraum für die Überreste der Macht, man sieht es an den Mauern, die feucht sind, an den Stufen, die abgetreten sind, an den Säulen, die aus der Ordnung wanken und auf einer dieser Stufen sitzt der Richter, ein Mann, der schon lange nicht mehr an die Gesetze glaubt, die er zitiert, aber sie trotzdem ausspricht mit heilig gespitzten Lippen - weil er sonst nichts anderes mehr hat, was er sprechen könnte, und vor ihm stehen drei...

Glaube und Alltag

JAKOBUS 2,14-26
DIE ALTE FRAGE NACH DEN UNIVERSALIEN

Wer den Jakobusbrief liest - und das ist als Ergänzung und zugleich Gegengewicht zur paulinischen Theologie anzuraten -  begegnet einem feinsinnigen Theoretiker mit sehr praktischen Vergleichen. Am kommenden Sonntag wird man in der Predigt einiges von diesem neutestamentlichem Spätautor zu hören bekommen. Jakobus hat offenbar viel erlebt im Zusammenhang mit Christen, die „Glaube“ sagten wie andere „Guten Tag“. Ja nun - das wissen wir - der Begriff "Glaube" kann aufgeblasen werden und zu einer...

Feuilleton

Oktober 1868 - Johannes Brahms
Eine musikotheologische Betrachtung

Ein später Nachmittag in Wilhelmshaven. An einem jener windstillen Oktobertage des Jahres 1868 - so berichtet uns Albert Dietrich in seinen „Erinnerungen an Johannes Brahms” lag die See unbeweglich da. Brahms, fünfunddreißig Jahre alt, aber längst von jener Schwere gezeichnet, die seine Zeitgenossen später für frühe Reife halten werden, hatte am Morgen das Buch herumliegen sehen. Nun sitzt er am Strand und man weiß nicht, ob er eine Ahnung hat, wie an diesem Tag etwas Entscheidendes geschehen...

Glaube und Alltag

Christliche Metaphysik
Im Zeitalter des Lärms

„Hier können Sie ihre Religion loswerden.“ Dieser Satz fiel - fast beiläufig - und wurde von einem Mann gesprochen, der nicht etwa an einer Universität Philosophie studiert hatte, aber jene seltene Schärfe des Geistes besitzt, mit der das Metaphysische ungehindert durch die Wolken aller philosophischen Begriffsungetüme bricht. Denn der Satz ist hochphilosophisch - existentialphilosophisch, wenn man so will. Der Satz wurde geprägt während der Wiedereinweihung einer kleinen Dorfkirche, die eben...

Eine Welt

SIMCHAT TORAH
AM VORABEND DES FESTES

Simchat Torah und der Deal des Jahrhunderts Am Vorabend des jüdischen Festes Simchat Torah, dem Fest der Torafreude, leuchtet die Welt auf eigentümliche Weise: Man beendet die Lesung des Deuteronomiumbuches - und beginnt im selben Atemzug von vorn im Buche Genesis. Ende und Anfang fallen also ineinander. Der Zyklus der göttlichen Geschichte kennt keinen Stillstand, aber Verwandlung. In diesem Licht wirkt die Freilassung der noch lebenden Geiseln aus dem Gazastreifen wie eine weltliche Variante...

Feuilleton

Nietzsches Geburtstag
181

„Ach, wenn das doch Gott noch hätte miterleben können!” – meinte Homer Simpson, der ebenfalls pünktlich angelangt war. Und traf damit - wie so oft unbeabsichtigt - ins Zentrum der Wahrheit. Was war geschehen? Friedrich Nietzsche, der im Wettbewerb,  Totengräber Gottes zu sein, bis heute als Gewinner  gilt  und immer noch die Goldmedaille hält, feiert am 15.Oktober 2025 seinen 181. Geburtstag. Viele Geister der Moderne waren deswegen zusammengekommen, um auf jenen Mann anzustoßen, welcher unser...

Feuilleton

VON FALSCHEM UND WAHREM
TROST

Es geschah an einem jener Samstagabende im Frühherbst, an denen der Heurige vortrefflich mundet, der Wirt spendabel war, die Gäste froh dreinschauen.  Da saß Thomas Bernhard persönlich in seinem Grinzinger Stammlokal. Er genoss bereits den zweiten - vielleicht schon den dritten - Schoppen und tat, was er am besten konnte: schweigend reden. Und siehe - es öffnete sich die Tür zur Terrasse und wie die Hauptfigur aus einem Heimatfilm nahte Franz Kogler, Kaplan der Kaasgrabenkirche "Mariä...

Eine Welt

AM 12.Oktober: Josua 2,1-22
RAHAB

Wer wissen will, wie die Welt wirklich ist, der soll in die Bibel schauen, in dieses uralte, unverschämte Buch, in dieses Sammelsurium von missratenen Personen, von Gescheiterten, von Wahnsinnigen, von Heiligen, die alle am Irrsinn kranken, den sie dann Glauben oder Nichtglauben nennen, dahinein muss man schauen. Und lesen. Es geht ja schon los im Buch Genesis mit einem Weib, das sich nicht fügen will, das lieber mit den Tieren Umgang hat - als mit dem lieben Gott, und das, anstatt gehorsam zu...

Eine Welt

Frida Kahlos Bilder
Malerei und Theologie

Die Frau sitzt im Morgenschatten der Agave. Oder ist es schon die Abenddämmerung? Ihre Hände halten das Huhn, als hielte sie zugleich das erste und das letzte Tier der Schöpfung. Hinter Frau und Huhn dehnt sich die mexikanische Landschaft wie ein brennendes Gleichnis aus. In der Ferne, dort wo die Sonne hinter dem Vulkan versunken ist oder gerade aufzugehen scheint, will das Gestein vom achten Schöpfungstag erzählen – von jenem Nichttag, der keinen Weg in die Schrift fand. Ein Ei, das im Stroh...

Aktuelles
2 Bilder

Jaques Derrida - 8. Oktober 2004
"JESUS LIEBT DICH"

Jacques Derrida – Analytiker der abwesenden Mitte Man kann sich Jacques Derrida als einen Denker vorstellen, der irgendwie stets im Schatten der Sprache gehen wollte. Geboren 1930 in El-Biar, einem algerischen Vorort von Algier, wuchs er auf zwischen Sonne, Schule und Zugehörigkeitsverweigerung – ein französischer Jude in der Kolonie, von allen Sprachen umstellt, von keiner ganz getragen. Vielleicht begann hier, unter dem Glitzern der mediterranen Hitze, jenes lebenslange Misstrauen gegen jede...

Aktuelles

Einheit
EIN - HEIT

Gleichnisse zum Thema der Einheit Die unscheinbare Fotografie einer geöffneten Avocado kann, wenn man sich darauf einlässt, zu einem Gleichnis von erstaunlicher Tiefenschärfe werden. Wir sehen zwei Hälften derselben Frucht – doch sind sie nicht mehr gleich. Die eine Hälfte ist leer. Nur die Schale ist geblieben, doch in ihr ruht der Kern, schwer, fest, widerständig. Die andere Hälfte trägt das Fleisch, jenes köstliche, nährende Material, das der Mensch genießen kann. Aber dort, wo einst der...

Feuilleton

Unter den Mantel
der Geschichte geschaut ...

Gleich nach dem Tag des persönlichen Schutzengels feiern wir heute den Tag der deutschen Wiedervereinigung. Man wird Reden hören. Richtig so! Und man ist immer noch nicht müde geworden, im Rückblick das Wunderhafte der Jahre 1989/90 zu beschwören. Richtig so! Denn da sei „die Mauer gefallen“, „die Freiheit ausgebrochen“, „die Geschichte zu Ende gegangen“. Doch wer heute im Herbst 2025 auf die Schatten und Lichtspiele der sogenannten Realität blickt, sieht auch noch mehr,  sieht damit etwas...

Glaube und Alltag

am 2. Oktober
SCHUTZENGELTAG

Zum Tag des persönlichen Schutzengels Es gibt Feste im liturgischen Kalender, die wie freundliche Lichter aufscheinen, so anrührend – und zugleich tragen sie in sich die Schwere von Jahrtausenden. Das Fest der heiligen Schutzengel am 2. Oktober gehört zu jenen Tagen. Clemens X. führte es im Jahre 1670 für den großen Rest seiner Kirche ein, vor der Luther und Calvin sich ein großes Stück abgerissen hatten. Der 2. Oktober ist das Datum, das auf den ersten Blick einer jener barocken Einfälle sein...

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