Zum 3. Advent
Magnificat Anima Mea
- Gabriel & Maria (Bild von ChatGPT)
- hochgeladen von Matthias Schollmeyer
Gott wollte Gabriel nicht länger schonen -
und legte ihm die Sternenkarten vor:
„Such mir Maria heim. ‚Ich will belohnen
den Erdplaneten’, sage ihr ins Ohr.“
Der Engel fuhr hinab und auf der Stelle
ward angeklopft beim kleinen Haus am Tor.
Die junge Frau kam eben von der Quelle
und hat gelesen lange in dem Buch
von eines wunderbaren Brunnens Welle -
nun saß am Haus ein Engel als Besuch …
„Was willst du, Fremder, hier bei mir, dem Weibe?“
Und barg ihr Antlitz scheu vor ihm im Tuch.
„Ich suche“, sprach der Engel „eine Bleibe
für Gottes Wort in eurer wilden Welt.
Bei dir in deinem makellosen Leibe
soll Herbergsstätte werden einem Held.
So grüße ich dich nun! Sei voll der Gnade,
verwandle dich in Gottes Ackerfeld.
Indem ich dir sein Wort am Ohr ablade,
wirst schwanger du auf sonderbarem Pfade.“
Bis hoch zum Hals schlug unsrer Frau das Herze.
„Was ist das für ein Gruß“ die Dirne denkt.
„Was meint er mit dem sonderbare Scherze,
den er als Rätsel zu mir nieder lenkt?
Maria bin ich, Josephs Anvertraute -
und hab doch niemals einem mich verschenkt.“
Da zeigt der Engel seine Lilienraute:
„Begnadete, verzeih! Gott ist mit dir!
Du wirst dich runden wie der Bauch der Laute,
gebären unter Sternen darfst du hier.
Den süßen Knaben musst du Jesus nennen,
das ist des Schöpfers Wille. Glaube mir,
man soll in deinem Sohn den Gott erkennen.“
Maria haucht: „Ich - eines Gottes Magd?
Kannst du für solches mir Beweise nennen …“
Der Engel hat gelächelt und gesagt:
„Kennst du Elisabeth, die Ururalte?
Besuche sie. Zwar ist es sehr gewagt,
doch riss der HERR ihr auf des Schicksals Falte,
dass deinem ihr Sohn Schuh und Riemen halte."
Maria machte sich in jenen Tagen
bald auf und überquerte das Gebirg.
Zur heilgen Stadt in Juda wollt sie wagen
die Reise weit zum heiligen Bezirk.
Vor Zacharias’ Haus sie dann begrüßte
Elisabeth. Und als sie kam, bewirkt
der Gruß Maries, dass unter deren Büste
das Kind gehüpft vor Freude ihr im Leib.
Erfüllt vom Heilgen Geist, als ob sie wüsste,
was käm’, rief sie: „Gesegnet bist du, Weib,
von allen Frauen auf dem Erdplaneten,
gebenedeit die Frucht, dass sie dir bleib!
Denn eben, als du zu mir bist getreten,
da regt vor Freude sich in mir das Kind -
drauf wird man sich besinnen in Gebeten
und überall wo Menschen gläubig sind!
Denn alles Weh der Sehnsucht wird sich enden
und stille werden wie der Abendwind.
Die Welt der Not muss sich zum Guten wenden,
wenn Frieden wird dein Sohn den Menschen spenden.“
Darauf Maria sang: „Du meine Seele,
erhebe Gott, den Schöpfer, deinen Herrn.
Denn er erhob mich Magd - trotz vieler Fehle.
Von nun an preisen Kindeskinder gern
mich, denn es tat an mir viel große Dinge,
der mächtig ist. Ganz nah - und trotzdem fern.
Barmherzigkeit verleiht er wie als Ringe
für die, die Ehrfurcht kennen. Doch Gewalt
übt er mit seinem Arm, dass er bezwinge
die Hoffart. Und geböte allen Halt,
die harter Herzen sitzen auf den Thronen.
Das arme Weib jedoch erhob er bald.
Mit Gütern wird die Hungrigen belohnen
der Herr und lässt die Reichen leer ausgeh‘n.
Wird wohl gedenken auch, sein Volk zu schonen;
bei seinem Diener Israel zu steh‘n.
Oft konnten unsere Väter schon genesen -
Abram und die man nach ihm hat geseh‘n.“
Drei Monde lang Maria ist gewesen
daselbst. Dann kehrt sie heim. Man kann es lesen.
Autor:Matthias Schollmeyer |
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