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Beiträge zum Thema Fenster

Glaube und Alltag

Träume, Träume, Träume
die Josephsgeschichten ...

1. Gesang Traum von der Himmelsleiter Als Jakob dann erwacht aus seinem Schlafe, grüßt ihn die Sonne hoch vom Himmelszelt. Zu Ende kam die Angst vor Zorn und Strafe, weil ihm ein Traumbild neu gezeigt die Welt. Grad war er noch Beerscheba entflohen - und Esau, den um‘s Erbe er geprellt. Er fürchtete des Bruders Zorn und Drohen, verließ sein Heim und machte schnell sich fort vor Esaus Racheflamme wildem Lohen. Zur Nacht nun langt er an bei fremdem Ort. Hier war ein Tempel früher noch vorhanden -...

Glaube und Alltag

Genesis 4
KAIN & ABEL

Nachdem der Garten Eden war verdorben, hat Adam Eva als sein Weib erkannt.  Und als er Lieb und Gunst bei ihr erworben, gebar sie ihm zwei Knaben. Kain genannt der eine, Ackerbauer. Und als zweiten mit Namen Abel - Schäfer auf dem Land. Die Frucht des Feldes opfernd zu bereiten, erbaute einen Altar Kain dem HERRN. Auch Abel brachte von den Herrlichkeiten der Herden dar, dass er nicht stünde fern. Die Gabe gnädig an sah Gott dem Abel - des Bruders Spende aber nicht so gern. Darob ergrimmte der -...

Feuilleton

Thomas Müntzer
Bauernkrieg

Thomas - armer Thomas … Es gehört zu den erstaunlichen Nachwirkungen der Reformation, dass sie bis heute ihren eigenen Irrläufer verklärt: Thomas Müntzer, der taumelnde Radikalprediger, ein Mann, der seine Stimme mehr erhob als sein Denken. Gegenwärtig herrscht in manchen kirchlichen Milieus ein Münzer-Rausch, als sei er der eigentliche Prophet, der Luther den Schneid abgekauft habe. Doch was dieser „Theologe“ – wenn man ihn denn überhaupt so nennen will – im frühen 16. Jahrhundert aufbot, war...

Glaube und Alltag

was eigentlich ist christliche Elite
Markus 3,31-35

die Berufenen … Der Begriff „Elite“? Er schillert. Aus dem Französischen kommend, bezeichnete er die „Auserlesenen“, die aufgrund von Geburt über das Durchschnittliche hinauswuchsen. In der Antike galt es als selbstverständlich, dass Polis bzw.  res publica von solchen aristoi – den wenigen Besten – geleitet würden. Denn die Vielen konnten nicht ohne die Wenigen, aber die Wenigen nicht ohne die Vielen. Die Neuzeit hat dieses Gleichgewicht aufgelöst. Der Begriff Elite bekam den Beigeschmack des...

Glaube und Alltag

FILMEMPFEHLUNG
PERSISCHSTUNDEN

Der Film „Persischstunden“ (Persian Lessons, 2020) erzählt die Geschichte von Gilles Crémieux, einem jungen belgischen Juden, der 1942 von der SS verhaftet und in ein Konzentrationslager deportiert wird. Auf dem Transport entkommt er dem sicheren Tod, indem er vorgibt, kein Jude, sondern ein Perser zu sein. Der Lagerkoch und SS-Offizier Klaus Koch, der nach dem Krieg nach Persien auswandern möchte, zwingt ihn, ihm die persische Sprache beizubringen. Das Problem: Gilles beherrscht kein Wort...

Feuilleton

Filmempfehlung
AUTOMATA / THE MACHINE

Maria ex Machina. Heilsgeschichte im Spiegel zweier Filme 1. Zwei Visonen der Maschine Der Science Fiction AUTOMATA (2014) entwirft eine Welt nach der ökologischen Katastrophe. Die Menschheit vegetiert in den letzten Zügen vor sich hin, und Roboter übernehmen Aufgaben des Überlebens. Doch diese Automaten beginnen, die ihnen eingravierten Protokolle zu überschreiten: sie reparieren sich selbst, sie entwickeln Eigenwillen. Der Versicherungsinspektor Jacq Vaucan entdeckt, dass er es mit Wesen zu...

Glaube und Alltag

Gelöschte Spuren – Gottes Gedächtnis
WELLE - TEILCHEN - GNADE

Wenn man verstehen will, ob, wann, wo und warum die Quantenphysik wesentliche Fragen der Theologie berührt, muss man beim Einfachsten beginnen. Das einfachste und doch zugleich rätselhafteste Experiment ist das Doppelspalt-Experiment. Man denke sich Folgendes: Ein Lichtstrahl, zerlegt in einzelne Lichtteilchen, die wir Photonen nennen, wird auf eine Wand mit zwei schmalen Öffnungen gelenkt. Dahinter liegt ein Schirm, der anzeigt, wo die Teilchen aufschlagen. Wenn wir viele solcher Photonen...

Glaube und Alltag

Apostelgeschichte 3
die Heilung des Gelähmten

Johannes wollt' mit Petrus einmal gehen hinauf zum Tempel um die Mittagszeit. Und als  sie nahe bei der Pforte stehen, liegt einer dort - lahm, schon von Mutterleib. Man lehnt den Mann tagtäglich an die Türe, dass - ging vorüber jemand - Mann und Weib Almosen gäben, die er heimwärts führe. Das Tor heißt „Schöne Pforte" und um Geld weint dort der Mann, dass er die Herzen rühre. Als die Apostel nahen, bat der Held auch diese beiden Wandrer, was zu geben, bevor sie träten in des Tempels Zelt. Im...

Feuilleton
2 Bilder

Gold und Silber hätt‘ ich gern
könnt es gut gebrauchen

„Gold und Silber hab ich nicht.“ In der Mitte des Wunders steht dieser Satz. Warum erwähnt Petrus die beiden Metalle? Silber und Gold sind Symbole der kosmischen Ordnung: Gold als Metall der Sonne, rein, unveränderlich, strahlend; Silber als Metall des Mondes, wandelbar, spiegelnd. In der Alchemie bedeutete Gold die Vollendung - und Silber die vorbereitende Reinigung. Mit anderen Worten: Petrus sagt: „Ich habe keine Münzen, mit denen ihr euer Dasein verwaltet. Ich habe etwas, das über Sonne und...

Glaube und Alltag

"greift" Gott in die Geschichte ein?
WAS WÜRDE DAS BEDEUTEN ...

Wir Menschen haben seit Jahrtausenden den Drang, unsere eigene Geschichte nicht bloß als Abfolge von Zufällen, sondern als Erzählung mit Sinn zu begreifen. Das ist verständlich. Sinn bedeutet Sicherheit. Und weil der Sinn nicht aus der Geschichte selbst kommt, haben wir ihn von außen hineingetragen – letztlich in Gestalt der Vorstellung des helfend handelnden Gottes. I. Antike und Israel Die Griechen sammelten Aufzeichnungen über große Taten und Schlachten: Herodot (ca. 490–424 v. Chr.) war der...

Glaube und Alltag

Aurelius Augustinus
der Bischof aus Nordafrika

Ach - wir hätten ihn fast vergessen. Ihn, der mit Goethe Geburtstag hatte an Nietzsches Bestattungstag: Augustinus, den Bischof aus Hippo im heutigen Nordafrika. Schnell noch die Blumen hinterher - und den Kuchen mit den 1671 Kerzlein zum Auspusten. Man stelle sich also heute mit pünktlicher Verspätung von fünf Tagen den 28. August in merkwürdiger Andacht vor: Der Altar, halb im Licht, halb im Schatten. Links liegt eine Geißel, rechts glänzt der Orden. Und in der Mitte steht der Mann aus...

Feuilleton

1. September Engelbert Humperdinck
Hänsel & Gretel

Warum heute dieses Thema? Weil am 1.September im Jahr 1854 Engelbert Humperdinck geboren wurde – jener Komponist, welcher mit seiner Oper Hänsel und Gretel ein Märchen vertonte, das weit über Kinderspiel hinausweist. Es ist ein erstaunliches Paradox: Die stärksten Märchen des Abendlandes sind Kindererzählungen, die in Wahrheit nichts anderes sind als Verdichtungen der dunkelsten Konflikte des Erwachsenseins. Hänsel und Gretel zeigt dies exemplarisch. Was die Kinder erleben, ist nicht bloß eine...

Feuilleton

Bericht aus dem Nikodemusevangelium
31. August - Tag des Nikodemus

Ja - es gibt tatsächlich auch noch ein sogenanntes Nikodemus-Evangelium (NE), das in seiner ältesten Gestalt aus dem vierten Jahrhundert stammen soll, und Traditionen sammelt, die in dieser Zeit wohl allgemein in Umlauf waren. Das NE enthält also auch einen ausführlichen Bericht von der descensus ad inferos, der „Höllenfahrt Christi“. Dieses sonderbare Evangelium, das dem in Joh 3,1-21 genannten Nikodemus – einem Anhänger Jesu – zugeschrieben wird, gehört nicht zu den verbindlich gewordenen...

Feuilleton

Komiko-Theologie
zum 70. Geburtstag Helge Schneiders

Es gehört zu den paradoxen Leistungen deutscher Post-Nachkriegskultur, dass ausgerechnet dieser Jazzmusiker und Komiker eine kleine Ersatz-Theologie für das religionsmüde Spätbürgertum entwirft. In seiner großartigen Nummer „Der liebe Gott“ aus dem Album „Akopalüze Nau“ lässt Helge Schneider das alte Weltenschöpferwesen nicht in himmlischer Majestät auftreten, sondern in einer Wohnung mit zu flachem Dach sitzen -  deshalb schlechter Antennenempfang - vor überquellender Spüle. Gott vegetiert...

Glaube und Alltag

Hiob, der Mann
AUS DEM LANDE UZ

Hiob als Wetteinsatz – Ein theologisches Nachdenken zum kommenden Sontag Im Buch Hiob begegnen wir einer der befremdlichsten Szenen der Heiligen Schrift. Nicht eine fromme Erbauungsgeschichte wird da erzählt, sondern eine Szene im himmlischen Gerichtssaal, in der Gott selbst in das Spiel mit dem Satan eintritt. Und es ist nicht weniger als der Mensch Hiob, der zum Einsatz dieser Wette wird: „Hast du acht gehabt auf meinen Knecht Hiob?“ fragt Gott. Die Szene wirkt wie eine Provokation, ja, wie...

Feuilleton

Tag der Enthauptung des Täufers
29. AUGUST - INGRID BERGMANN

Der 29. August gilt als Tag der Enthauptung Johannes des Täufers. Und man darf es wohl als eine jener strengen und fast unnatürlich stilisierten Fügungen betrachten, die das Leben selbst nur in seltenen Momenten hervorbringt und an wenige Auserwählte verteilt: Ingrid Bergman erblickte an diesem besonderen Tag das Licht der Welt und an einem 29. August verließ sie diese Welt auch wieder. Wie eine vollkommen komponierte Kadenz, wie eine mythische Schlusswendung, die nicht aus der Willkür...

Feuilleton

28. August
Geburtstagsgruß und Trauerflor

Es ist bekannt, dass damals ein Naumburger Superintendent namens Wilhelm Horn die Bestattungsrede auf Friedrich Wilhelm Nietzsche gehalten hat, an jenem 28. August im Jahre 1900. Was wird dieser Geistliche verlautbart haben lassen? Wir wissen es nicht - irgendetwas in akademisch-protestantischem Ton wird es schon gewesen sein - mit christlich versöhnlichem Schlussakkord. Von Horn selbst ist biografisch nichts überliefert – jedoch bleibt sein Anteil an Nietzsches funeralem Abschied hoch zu...

Feuilleton

Georg Friedrich Wilhelm Hegel (Teil 2)
Heimholungen

Heimholung des Glaubens und des Denkens Es gehört zu den elementaren Erfahrungen jedes einzelnenMenschen, dass der eigene Glaube nie eine stabile Größe ist, die einmal gewonnen, gleichsam als gesichertes Kapital aufbewahrt werden könnte. Der Glaube atmet. Er ist den Rhythmen des Körpers, den Stimmungen der Seele, den Schwankungen der Lebenslage ausgesetzt. Schon wenige Zehntelgrade Körpertemperatur genügen, um die Gewissheit der Nähe Gottes in einen flackernden Schatten zu verwandeln. Wer...

Feuilleton

Georg Friedrich Wilhelm Hegel (Teil 1)
Losungszufälle

Die Religiosität Hegels – Versuch über väterliche Korrektur und dialektische Heimkehr Wir verdanken ihm sehr viel. Denn das heutige Geburtstagskind Georg Wilhelm Friedrich Hegel hat die Religion nie als sentimentales Anästhetikum für sonntägliche Morgenstunden gedeutet, sondern als das große Bildungsdrama des Weltgeistes. Wenn er vom Christentum sprach, dann niemals als vom frommen Schmuck des Feieralltags, sondern als von der geschichtlich gewordenen Selbstoffenbarung des absoluten Geistes....

Feuilleton

die letzten Augusttage ...
... Nest des Weltgeistes

Das Nest der letzten Augusttage ... Besondere Kalenderwochen. Es gibt sie. Als stille Depots menschlich besonderer Schicksale. Dort ist gut sein. Auch besonders die Zeit vom 25. bis 28. August ist gemeint. Hier bildete sich sozusagen ein Nest, in dem sich große Geister mit ihren Jubiläen zusammenkauern wie Vögel, welche vor dem herbstlichen Abflug gen Süden noch einmal sorgsam die Schwungfedern ordnen. Herder, Hegel, Goethe, Nietzsche – und, fast wie ein ironischer Nachsatz der Weltgeschichte,...

Feuilleton

DAS ANDERE
PERLENLIED

Die Geschichte vom Jüngling und der Perle Es begab sich aber, dass ein Jüngling von hoher Begabung, ein Sohn aus gutem Hause und aus altem Geschlecht der Denker und Gelehrten, ausgesandt ward von seinen Vätern, nicht minder von der Mutter, die ihn nährte mit süßer Milch und strenger Rede, in die Welt der Zahlwerke und Rechenmaschinen, die Welt der großen Daten und der allbeherrschenden Intelligenzen künstlicher Natur. Denn es hatte sich unter den Seinen herumgesprochen, dass in eben dieser...

Feuilleton

„Ich bin es nicht selbst – aber ich weiß davon“
Erwählung, Bewertung und die Würde des Dabeiseins

Die Frage nach dem Höchsten – sie begleitet uns seit der Zeit unserer ersten Kinderspiele und Turnstunden. Wer ist der Beste? Was ist das Schönste? Wer steht an der Spitze? In Märchen wie in Mythen ist diese Frage ein zentrales Motiv. Die böse Königin fragt den Spiegel nicht nach dem Guten und Wahren, sondern nach dem Höchsten in Form des Schönsten – und entzündet damit die Tragödie um Schneewittchen. Schon diese literarische Miniatur zeigt: Die Sehnsucht nach dem Höchsten ist nicht neutral,...

Glaube und Alltag

Vorausblick auf ...
... den Israelsonntag

Und da sind Ideen, die scheinen so alt zu sein, als hätte die Welt sie nicht selber erfunden, sondern irgendwie geerbt – aus einer urgrauen Vorzeit, in welcher die Mythen als amtliche Verlautbarungen Gottes kursierten. Eine dieser Ideen ist die Vorstellung, dass das eigene Volk „erwählt“ sei. Der psychologische Nutzen dieser Idee ist offensichtlich - er dient der inneren Thermoregulation eigener Gemeinschaftlichkeit. Man wärmt sich an der Gewissheit, etwas Besonderes zu sein, und kühlt zugleich...

Eine Welt

Ersatzstoffe ...
Schuldkult und Selbsthass

Selbsthass und Schuldkult als neoreligiöse Surrogate Es ist eine der eigentümlichsten Erscheinungen unserer Gegenwart, dass ganze Gesellschaftsgruppen damit begonnen haben, ihre kollektive Identität auf der Abwertung des eigenen Selbst zu errichten. Was in der Antike einmal als individuelle moralische Korrektur galt und im Kultus des alten Volkes Israels in der Hoffnung auf Versöhnung gefeiert wurde, ist heute in einigen Milieus zu einer „Neoreligion ohne Gott” geworden: Selbsthass als...

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