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Beiträge zum Thema Fenster

Feuilleton

aus der alten DDR
Altes und Neues von Leberecht Gottlieb (25)

Leberecht Gottlieb vollzog an seinem Kontrahenten Kurt Globnich genüsslich und vollständig Rache. Er ließ den Mann nämlich unschlüssig draußen vor der Himmelstür stehen; das finale Portal sollte in barscher Weise für den Staatsbürgerkundelehrer verschlossen bleiben. Ein Schild mit dem Worte „Willkommen Kurt!“ lag am Boden im Wolkendreck, wenn es denn so etwas wie Wolkendreck überhaupt gab. Hier würde Leberecht noch einmal abändern müssen. Wolkenstaub? Besser macht sich Wolkenasche. Wolkenasche...

  • Sonneberg
  • 18.01.24
  • 106× gelesen
Feuilleton
2 Bilder

die große Feier
Altes und Neues von Leberecht Gottlieb (24)

Der Nekrologe Dieter Prätzschke war bereits eine ganze halbe Stunde vor Beginn der Verabschiedung von Globnich am Platz. Er setzte sich in eine Bank des Quergestühls, wo früher immer der Pfarrer Martin Gottlieb gesessen und platzierte seine CDs, das Vortragebuch und diverse Zettelchen auf die rote Sitzauflage. Dann schaute er sich in der Kirche um. Die Urne Kurt Globnichs stand bereits am rechten Platz. Allerlei Deko-Kram war um sie herum angehäuft worden. Prätzschke, der genauso wie Leberecht...

  • Sonneberg
  • 17.01.24
  • 70× gelesen
Feuilleton

zweites Zwischenstück
Altes und Neues von Globnich (23)

Globnichs Reise an den Ort letztendlich immer währender Verzückung sollte also noch einige abenteuerliche Umwege nehmen. Und deshalb wurde der ehemalige Staatsbürgerkundelehrer  eben nicht beim Gesang der schönen Frederique in den Schoß Vater Abrahams getragen, sondern musste erst einmal hinab in den Abgrund fahren. So, wir alle. Und so, wie es sogar Christus nicht erspart geblieben sein soll: Niedergefahren zur Hölle.  Genau diesen Aufenthalt galt es jetzt zu beschreiben. Leberecht hatte...

  • Sonneberg
  • 16.01.24
  • 78× gelesen
Feuilleton

die Stelle
Altes und Neues von Leberecht Gottlieb (22)

Es bedarf keiner großen Erklärungen und Hinführung - der Leser wird es längst selber bemerkt haben; Kurt Globnich war der Staatbürgerkundelehrer auch Leberecht Gottliebs. Vier Jahre lang. Von 1973 bis 1976. Jetzt schrieben wir bereits das Jahr 1989. Alles hat seine Zeit - und jedes Ding unter dem Himmel Datum, Gelegenheit und Stunde. Leberecht beispielsweise war am 23.Mai des vierzigjährigen DDR-Jubiläumsjahres zweiunddreißig und Kurt Globnich einen Tag später achtundfünfzig Jahre alt geworden...

  • Sonneberg
  • 16.01.24
  • 104× gelesen
Feuilleton

vom Tode Kurt Globnichs
Altes und Neues von Leberecht (21)

… ach - wir sind viel zu schnell nach vorn geeilt mit dem Bericht aller Ereignisse. Und haben dabei fast vergessen, vom Tode Kurt Globnichs zu  berichten. Das soll nun, damit der Leser nicht in Verwirrung gerät, mit pünktlicher Verspätung nachgeholt werden... Also - in den nächsten Kapiteln erfahren wir nun, wie Leberecht Gottlieb damit beginnen wollte, über seinen alten Lehrer Kurt Globnich etwas aufzuschreiben. Was heißt etwas? Alles!  Der Leser muss jetzt sehr stark sein. Denn er wird Dinge...

  • Sonneberg
  • 15.01.24
  • 106× gelesen
Feuilleton

erstes Zwischenstück
Altes und Neues von Leberecht Gottlieb (20)

Der Morgen graute. Leberecht hatte zu schreiben inne gehalten. Kindheitserinnerungen kamen ihm immer wieder in die Quere. Sie waren da. Überall waren sie und lugten täglich aus den Falten des Tages - noch mehr aus denen der Nacht hervor. Auch mit ihnen galt es Frieden zu schließen. Je älter wir werden, um so mehr müssen wir Frieden schließen mit allem Gewesenen. Und solch Friedensschluss  gelingt manchmal tatsächlich. Am meisten durch freundliche Erinnerung - und darauf folgendes Vergessen....

  • Sonneberg
  • 15.01.24
  • 108× gelesen
Feuilleton

Beginn des Berichts über den Feind Leberechts
Altes und Neues von Leberecht Gottlieb (19)

Wir hatten bereits davon gesprochen, wie hilfreich es sei, auf die Freunde des Mannes zu schauen, den man beurteilen will. Genauso nützlich ist es aber auch, seine Feinde unter die Lupe zu nehmen. Das soll an dieser Stelle jetzt geschehen. Zu den Feinden von Leberecht Gottlieb gehörte zweifellos ein gewisser Kurt Globnich. Kurt Globnich war fünfzehn Jahre alt, als er - aus der Heimat vertrieben - im sächsischen Pottsitz eintraf. Zusammen mit Vater, Mutter und zwei Schwestern. Katholiken aus dem...

  • Sonneberg
  • 14.01.24
  • 81× gelesen
Kirche vor Ort
2 Bilder

der Missionar
Altes und Neues von Leberecht Gottlieb (18)

Im Zusammenhang mit der sogenannten Hölle, von der wir oben einiges zum Besten gegeben hatten, soll auch folgende Begebenheit nicht  verschwiegen werden. Da war also ein evangelikaler Missionar bei der Familie Leberecht Gottliebs zu Gast gewesen. Dieser Mann hatte draußen auf dem Kirchplatz sein großes Zelt aufgeschlagen und mit einem ratternden Projektionsapparat allerlei Filme gezeigt, die vom Inhalt her samt und sonders darauf hinauswollten, sich eine fromme Seele zu bewahren, so dass man zu...

  • Sonneberg
  • 13.01.24
  • 113× gelesen
Aktuelles
DANTE UND VERGIL OBSERVIEREN DIE HÖLLE 
(Gustave Doré - 6. Januar 1832 in Straßburg; † 23. Januar 1883 in Paris)

Niedergefahren zur Hölle
Altes und Neues von Leberecht Gottlieb (17)

Um einen Menschen recht zu verstehen, lerne am besten seine Freunde kennen. Nur deshalb haben wir weiter oben einiges von Friedrich Diethold Plan erzählt. Er war der beste Freund unseres Leberecht, von dem nun weiter berichtet werden soll. Wir sind inzwischen allerdings wieder in den Bereichen der sogenannten Kindheit angelangt, wo sich alle Wege des Menschen auszudifferenzieren beginnen  und jene anbahnen, die wir gehen werden, weil das Schicksal des Allerhöchsten uns dazu zwingt und drängt....

  • Sonneberg
  • 12.01.24
  • 93× gelesen
Aktuelles
Canterbury Kathedrale

die Freunde Leberecht Gottliebs
Altes und Neues von Leberecht Gottlieb (16)

Als Martin Luther lobesam alt war, und es zum Sterben kam, da spreizt vor Gottes goldnem Thron Luzifer sich, missrat´ner Sohn. Den grüßte nun der Gott und sprach: „Was gibt es, Freund, komm her und sag. Ist was zu beichten von der Erden?“ - Und er: „Herr Luther soll nun sterben.“ So ruft’s der Böse ins Gesicht der guten Macht, die alles sieht. „O weh. Der Luther ist schon dran? Grad gestern schlug er Thesen an.“ „Jawohl! Und säuft und furzt und frisst, sein Leben drum zu Ende ist. Auch schrieb...

  • Sonneberg
  • 10.01.24
  • 85× gelesen
Aktuelles

die Sonne tönt in alter Weise
alles Himmlische gilt uns als Gleichnis

Die obige Aufnahme (LINK) stammt vom 8.1.2024. In den frühen Morgenstunden, als die Bauern landesweit in gerechtem Zorn auf ihre Traktoren sprangen, da zogen Mond und Venus, Merkurius und Mars ruhig vor Helios her am östlichen Himmel gen Westen ihre Bahn. Merkur und Mars sind derzeit natürlich mit unbewehrtem Auge schwer zu entdecken - denn sie werden bereits von der Helligkeit der im Aufgang begriffenen Sonne überstrahlt. Aber sie sind da. Auch wenn wir es nicht sehen - oder nicht sehen...

  • Sonneberg
  • 08.01.24
  • 165× gelesen
  • 1
Aktuelles

... aus dem Robertevangelium
von dem Dreikönig

Weihnachtsbegebenheit Den Dreikönig sah man geh'n vor den Stall von Bethlehem. Doch er kam nicht durch die Tür, denn die Hirten steh'n dafür! Jesus aus der Krippe schreit: „Macht  euch bitte nicht zu breit! Denn nicht nur für euch Proleten hab die Erde ich betreten! Die Elite soll mich sehen, oder wollt ihr untergehen?" Drauf die Hirten Platz gemacht, dass der König zög auf Wacht. Myrre, Gold und heil'gen Rauch zu verschenken, wie es Brauch. __________________________________ Rob 1,4

  • Sonneberg
  • 07.01.24
  • 74× gelesen
  • 1
Blickpunkt

die Weihnachtsgeschichte
Hirten und Könige

Wir stehen auf den letzten Leitersprossen des Jahres. O, welch wunderbares Bild tut sich hier vor uns auf? Denn wir genossen der ländlichen Umgebung mild Gefild. Man steht gerührt in eines Stalles Mitte, wo eine Frau ihr Neugebornes stillt. Ein Knabe ist´s. Gelegt nach alter Sitte auf frisches Heu, das duftet uns so zart. Rings lagert Vieh, dass Kälte er nicht litte, und schaut auf ihn, der heut geboren ward. Am harten Boden knien fromme Hirten, ganz junge noch und welche hochbejahrt. Dann...

  • Sonneberg
  • 23.12.23
  • 51× gelesen
  • 1
Aktuelles

CUR DEUS HOMO
Traktat zur Heiligen Nacht

Pseudoamygdalon (☨690 in Trapezunt) zur „Theorie des Weihnachtsfestes” Carissimi - ein Fest ist der besonderer Höhepunkt des allgemeinen Brauchtums. Mehr noch - das Fest ist die feierliche Übertreibung der Bräuche und ihrer Grundideen. Denn durch solche Übertreibungen erschafft sich im Fest inmitten der Welt ein besonderer Bezirk, aus dessen Rätsel wir unverwandt angeblickt werden. Im Fest und seiner wiederkehrenden Feier entsteht jene Situation, welche dann nicht nur Ausnahme bleibt, sondern...

  • Sonneberg
  • 23.12.23
  • 80× gelesen
  • 1
Glaube und Alltag

Warten
… warten …

Ein Wächter links und einer rechts. Nach oben zerrt man Johannes grob an Bart und Haar. Der Henker hat das Beil zum Hieb erhoben – gleich wird, was Salome gefordert, wahr: „Des Täufers Haupt auf eine Silberplatte! Als Lohn für meine Tänze wunderbar.“ Johannes, weil er sie gescholten hatte, lag Jahre schon in finstrer Kerkerhaft. Nun fordert Herodias - diese Ratte, dass man ihn endgültig beiseite schafft. Der scharfe Stahl soll ihm die Ader trennen - rot renne rasch das Blut, der Lebenssaft. Da...

  • Sonneberg
  • 17.12.23
  • 68× gelesen
  • 2
Feuilleton

Reliquien
aus echtem Papier

„Der als Täufer bekannte Johannes war ins Gefängnis geworfen worden. Dort ging es ihm den Umständen entsprechend. Er hatte, ähnlich wie schon damals Joseph beim Pharao, eine Sonderstellung einnehmen können. Weisheit, Erzählgabe und ein Respekt gebietendes Äußeres - wenn Ihr wisst, was ich meine. Der König Herodes mochte den Mann eigentlich und hatte noch viel mit ihm vor. Er wollte nämlich Johannes als Undercover aufbauen, und ihn als Kopf einer Art spätantiker Mossad-Geheimpolizei für...

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  • 15.12.23
  • 112× gelesen
  • 1
Glaube und Alltag
2 Bilder

von dem Wort
am Sonntag

VOM ERZÄHLTEN UND GEHÖRTEN WORT Die christliche Theologie nennt Jesus das lebendige Wort Gottes. Eine sehr schöne Theorie steckt hinter dieser Formel, die wir zur Praxis machen dürfen. Immer wieder und von Sonntag zu Sonntag mehr. Diese alte Theorie sagt, dass Jesus mehr ist als ein einzelner vergänglicher stummer Mensch. Zugleich bedeutet sie, dass Gott nicht als etwas vorgestellt werden müsste, das nicht wirklich erfahrbar und hörbar wäre. Gott hat für sich entschieden: Ich lasse mich...

  • Sonneberg
  • 15.12.23
  • 52× gelesen
  • 1
Feuilleton
"Halte, was du hast ..." Detail der Wandinschrift Kirche St.Marien Kremnitz im Kirchenkreis Wittenberg

Offenbarung 3,11
Halte, was du hast

Als man im Jahr 2005 für den Kirchenkreis Wittenberg ein kleines Büchlein herausgab, ward vorher auch die Kirche in Kremnitz besucht. Kremnitz ist ein Dörfchen in der Nähe der Stadt Jessen. Das Gotteshaus war verschlossen, aber eine jener netten alten Damen, ohne die die Kirche in Mitteldeutschland schon längst untergegangen wäre, gab den Schlüssel heraus und so konnte man eintreten. Die Aufgabe war, angesichts der eben vollzogenen Fusion der Kirchenkreise Jessen und Bitterfeld mit dem...

  • Sonneberg
  • 10.12.23
  • 115× gelesen
  • 1
  • 1
Feuilleton

Sylvia und die weiße Fahne
Altes und Neues von Leberecht Gottlieb (15)

Was bisher geschah, das ist hier abzulesen. Demzufolge musste der Student Leberecht das Bett hüten – etwa vier Tage lang war er wirklich richtiggehend krank. Eine Gehirnerschütterung. Um den argen Kopf hatte er ein weißes Tuch gewunden. So zollte er den Schmerzen Tribut, – sowohl den physischen als auch den psychischen. Erst viel, viel später dämmerte ihm, dass das weiße Tuch wohl der Anfang seiner Kapitulationserklärung gewesen sein musste. Hängen nicht auch die Bewohner belagerter Städte...

  • Sonneberg
  • 08.12.23
  • 79× gelesen
Feuilleton

die Wette (Teil I)
Prolog im Himmel

Gott der HERR - hochgelobt sei er - und Satan, ausgelöscht sei sein Name, treffen sich seit Ewigkeiten turnusmäßig zu ihren Dienstbesprechungen, wobei die klare Subordination des Letzteren unter den Erstgenannten klar sein dürfte ... Während einer dieser Konvente stellte sich nun heraus, dass bei dem alten Weltverächter und einstigem Lieblingsengel Gottes sich die fatale Wettlust seit den Tagen Hiobs weiterhin unabgeschwächt erhalten hatte. Er trumpfte auf und forderte den Allgütigen dazu...

  • Sonneberg
  • 07.12.23
  • 146× gelesen
Feuilleton
Nikolausikonen ...

Nikolaus
2023

Singe von Nikolaus, Muse, und künde herrliche Mären und löbliche Tat. Wie denn der Bischof myräischer Pfründe Glück gebracht Eltern und Kindern einst hat. Als im Ornat oft der Alte mit Ruhe ging durch die Straßen der nächtlichen Stadt und durch die Fenster warf, manchmal in Schuhe Naschwerk legte dem ärmlichen Kind – oder, wo leer sich fand Kiste und Truhe – füllte mit Nüssen den Schrank und den Spind. Niemand kannte den freundlichen Schenker, heimlich geschah jede Guttat und lind. Einmal nun...

  • Sonneberg
  • 06.12.23
  • 69× gelesen
Feuilleton

die Predigt des Fuchses
Geburtstagsgabe (32)

Das Beuteltier vom entlegenem Erdteil legt seinem König die Briefe zu Füßen. Der nimmt sie und wiegt in der Rechten bedächtig alles Geschriebene lang und mit Ernst. „Einer fehlt noch,“ so hört man ihn grollen. „Einer kam nicht, um Luther zu preisen. Einer missachtete Nobel den Löwen, seine Befehle und deutliche Weisung? Reinecke ist es - der trotzige Schelm. Kaum hat der König die Worte geendet, tritt in den Kreis der rötliche Fuchs schon. „Nimmer, Herr König, wollt ich Euch trotzen, da Ihr so...

  • Sonneberg
  • 05.12.23
  • 74× gelesen
Glaube und Alltag

Känguru
Geburtstagsgabe (30)

Abend war es inzwischen geworden, schon sank die Sonne im Westen zur Erde. Friedlich lagen die Tiere im Kreise, manche träumten schon, andere käuten von dem, was am Tag sie genossen, wieder. Es hatte das etwas vom Paradiese, als alles in Ordnung gewesen noch war - und der denkende Mensch den Irrtum nicht kannte, es ließe durch Denken sich alles gut lenken. Das Känguru seufzte und schrieb uns diese Zeilen: Ich bin nur ein einfaches australisches Känguru. Aus dem fernen Erdteil Down-Under kam ich...

  • Sonneberg
  • 05.12.23
  • 40× gelesen
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