Sprengel Erfurt - Feuilleton

Beiträge zur Rubrik Feuilleton

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Prof. Dr. Norbert Müller
Im Gedächtnis geblieben

Ja - es gibt die großen Gestalten, die dem Gedächtnis nicht durch Lautstärke, sondern durch stille Gravität ihrer Existenz eingeschrieben bleiben. Professor Dr. theol. habil Norbert Müller war eine solche Erscheinung – einer jener Alten, deren Lebenszeit sich wie eine aus dem Dämmerlicht geborgene Handschrift lesen lässt. Behutsam, Seite für Seite, und stets begleitet vom Hauch jahrzehntealter Wissenschaft, die nicht vom Betrieb, sondern von der Berührung des wirklichen Geistes lebt. Wer je an...

#Gretchenfrage
Bodo Ramelow hat an Tora mitgeschrieben

Bodo Ramelow hat an der Torarolle für die Jüdische Kultusgemeinde in Dresden mitgeschrieben. Bis Ende Oktober 2026 sollen bei dem Projekt „Die ewige Schrift“ die fünf Bücher Mose von Hand in hebräischer Schrift auf Pergament gebracht werden. Dafür wurde vor dem Dresdner Stadtmuseum eigens ein gläserner Pavillon aufgebaut. Nach jüdischer Tradition dürfen ausgewählte Persönlichkeiten die ersten Worte der Tora schreiben. Der Buchstabe, den der Bundestagsvizepräsident schrieb, entstand geführt von...

Vortrag zur faszinierenden Welt der Plakatkunst
Paris auf Papier

Paris war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Schmelztiegel der Moderne. Einerseits geprägt von wirtschaftlichem Aufschwung und technischer Innovation, war die Stadt an der Seine andererseits ein Ort rastlosen Vergnügens. Unter Napoleon III. entwickelte sie sich mit ihren Boulevards, Bahnhöfen und Luxushotels zu der glanzvollen Metropole Europas. Weltausstellungen, Varietés und Tanzlokale machten Paris zur Hauptstadt des Entertainments und zum Inbegriff des „modernen Lebens“....

Théophile-Alexandre Steinlen (1859-1923)
Prochainement - Tournée du Chat Noir
1894, Lithographie | Foto: Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, ZHdK | G-2018
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Kunsthaus Apolda
Chéret – Mucha – Toulouse-Lautrec & Pariser Plakatkunst

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich in Paris ein reges Nachtleben entwickelt und die diversen Bars und Cabarets buhlten in der Öffentlichkeit um Aufmerksamkeit. In diesem Zusammenhang entstanden in jener Zeit eine Vielzahl an großformatigen Plakaten, welche durch den Flachdruck der Lithografie ermöglicht wurden und deren Inhalte über größere Entfernungen lesbar und verständlich blieben. Das Besondere an der überaus reichen Plakatproduktion im Paris der Jahrhundertwende ist das Bemühen um...

gehen und bleiben
DER MITTLERE SOHN

Was niemand so recht wusste: Es gab auch einen mittleren Sohn. Er wohnte noch immer im Hause des Vaters, als der ältere schon gestorben und der jüngere, nach dem großen Fest, wieder abgereist war. Das Zimmer dieses mittleren war ein sonderbar stiller Ort, beinah leer, ein Tisch, ein Stuhl, das Bett. Man konnte, wenn man eintrat, glauben, man befände sich in einem Eisenbahnabteil, das noch unbesetzt war, aber schon den Geruch des Aufbruchs in sich trug. An der Wand hing ein kleiner Zettel, von...

Enteignete Möbel aus NS-Zeit
"Unvorstellbare Dimension"

Magdeburg (KNA) Wem gehörte einst das geerbte Kaffeeservice mit dem Blumenmuster? Wem der siebenarmige Leuchter? Nach Einschätzung einer Expertin befinden sich zahlreiche Alltagsgegenstände von emigrierten oder deportierten und ermordeten Jüdinnen und Juden auch 80 Jahre nach Kriegsende noch in vielen Haushalten in Deutschland. "Wir werden das nie mehr ganz auflösen können, weil es in seiner Dimension unvorstellbar ist", sagte Provenienzforscherin Meike Hopp, designierte Vorständin des...

Caspar David Friedrich - ziehende Wolken (gemeinfreies Bild WIKI)
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EWIGKEIT
Lange Zeit

„Wir sehnen uns nach Hause und wissen nicht, wohin.“ Joseph von Eichendorff hat diesen Satz geprägt - Spätromantik. Das klingt wie eine ferne Glocke, die irgendwo im Nebel läutet – nicht laut genug, um uns den Weg zu weisen, aber eindringlich genug, um uns daran zu erinnern, dass es ihn gibt: den Heimweg. „Wir sehnen uns nach Hause und wissen nicht, wohin.“ – Welch erschütternde Sanftheit in dieser Klage. Sie enthält alles: die Verlorenheit des modernen Menschen, den metaphysischen Hunger des...

Magdeburg
Sachsen-Anhalts größte Bibliothek wird 500

Am 6. November vor 500 Jahren begann die Geschichte der heutigen Magdeburger Stadtbibliothek. Eine Rolle dabei spielte der Reformator Martin Luther. Magdeburg (epd). Vor 500 Jahren ist in Magdeburg eine der ältesten städtischen Bibliotheken Deutschlands gegründet worden. „Am 6. November 1525 begann die Geschichte der Einrichtung der heutigen Stadtbibliothek mit der Übergabe von 200 Bänden und Handschriften aus der Bibliothek des Augustinerklosters an den Rat der Stadt Magdeburg“, sagte...

#Gretchenfrage
Michael Patrick Kelly: Gott ist keine Jukebox

Michael Patrick Kelly will nicht zweckorientiert beten. «Gott ist keine Jukebox, in die man fünf Euro einwirft und jedes Lied zu hören bekommt, das du hören willst», sagte er der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Er bete jeden Morgen, Dankbarkeit stehe dabei für ihn im Mittelpunkt.  «Ich bin dankbar, dass ich leben darf, dankbar für das, was ich habe, für die vielen Möglichkeiten und die guten Menschen um mich herum», sagte der 47 Jahre alte Musiker. Das Zweite sei, dass er hilfreich und...

Allerheiligen
1. November 2025

Nach Halloween folgt heute Allerheiligen, nach Allerheiligen das Allerseelenfest. Und dann kommt gleich der Hubertustag. Anschließend ist am 4. November Karl Borromäus zu berücksichtigen, der ein Heiliger geblieben ist, obwohl daran beteiligt gewesen, den Mailänder Kaufmann und Seidenwirker Georg von Ghese zum Scheiterhaufen zu verurteilen. Auch der 5. November hat seinen Heiligen - und der 10. mit Martin von Tours sowieso. Wer dann letztlich wirklich das Heiligenprädikat errungen haben wird,...

... auf den 26. Oktober
Heilsgeschichten ...

Die es ausgehalten haben, alle zu betrachten – alle sechs Teile dieser verrückten Saga mit dem unvergleichlichen Arnold Schwarzenegger in einer der Hauptrollen und der verschwitzten Sarah Connor, die den kleinen John unter dem Herzen - oder, wie Sloterdijk schreibt, über dem Querdarm - getragen hat, sind Helden. Stundenlang haben sie zugesehen, wie der Terminator aus der Zukunft in die Fixzeit stürzt. Es ist jedes Mal von eigentümlicher Schönheit, dieses Knistern zu hören, den Blitz aus Licht...

25. Oktober 1671 - Entdeckung
des Saturnmondes und Titanen Iapetus

Die Entdeckung des Iapetus Giovanni Domenico Cassini legte am Abend des 25.Oktober des Jahres 1671 das Fernrohr aus der Hand. Und seine Finger zitterten. Er hatte etwas gesehen, das keiner vor ihm gesehen hatte. Einen winzigen Lichtpunkt, fern und still, tanzend um den Saturn wie ein geduldiger Diener um einen müden König. Cassini lächelte. Ganz Paris schlief bereits und nur er selbst und das Glas seines Okulars wussten, was da eben entdeckt worden war. Ja - er würde ihn Iapetus nennen. Dieser...

Feldpostkarten
„Nichts mehr vom schönen Heldentod“

Berührende Dokumente: Die Burg Posterstein zeigt eine Ausstellung mit mehr als 200 Feldpostkarten. Von Edgar S. Hasse Zu Beginn des Ersten Weltkrieges war Ulrich Ditzen, der jüngere Bruder des berühmten Schriftstellers Hans Fallada, noch vom Soldatenalltag begeistert. „Überall ist die Stimmung herrlich, auch bei uns. Die Wachtmeister sind recht fidel, sie lassen immer eine Kognakflasche herumgehen“, schrieb er im September 1914 an seine Eltern. Doch je blutiger die Kämpfe gegen die Franzosen...

Eisenach: Praeludium des Bachfestes
"Erschallet, ihr Lieder!"

Zum 9.  Bachfest am Taufstein Johann Sebastian Bachs wird in Eisenach vom 29. Oktober bis 2. November 2025 herzlich eingeladen. Es steht unter dem Motto „100 Jahre Bachchor Eisenach – ein Fest der Chormusik“. Kirchenmusikdirektor Christian Stötzner, Kantor und Organist an der Georgenkirche Eisenach, blickt voraus: "Das Bachfest Eisenach bildet den Start der Bach-Dekade, die zum 350. Geburtstag Johann Sebastian Bachs im Jahr 2035 hinführt." Bereits am Sonntag, 26. Oktober 2025, erklingt im 355....

Oktober 1868 - Johannes Brahms
Eine musikotheologische Betrachtung

Ein später Nachmittag in Wilhelmshaven. An einem jener windstillen Oktobertage des Jahres 1868 - so berichtet uns Albert Dietrich in seinen „Erinnerungen an Johannes Brahms” lag die See unbeweglich da. Brahms, fünfunddreißig Jahre alt, aber längst von jener Schwere gezeichnet, die seine Zeitgenossen später für frühe Reife halten werden, hatte am Morgen das Buch herumliegen sehen. Nun sitzt er am Strand und man weiß nicht, ob er eine Ahnung hat, wie an diesem Tag etwas Entscheidendes geschehen...

Nietzsches Geburtstag
181

„Ach, wenn das doch Gott noch hätte miterleben können!” – meinte Homer Simpson, der ebenfalls pünktlich angelangt war. Und traf damit - wie so oft unbeabsichtigt - ins Zentrum der Wahrheit. Was war geschehen? Friedrich Nietzsche, der im Wettbewerb,  Totengräber Gottes zu sein, bis heute als Gewinner  gilt  und immer noch die Goldmedaille hält, feiert am 15.Oktober 2025 seinen 181. Geburtstag. Viele Geister der Moderne waren deswegen zusammengekommen, um auf jenen Mann anzustoßen, welcher unser...

VON FALSCHEM UND WAHREM
TROST

Es geschah an einem jener Samstagabende im Frühherbst, an denen der Heurige vortrefflich mundet, der Wirt spendabel war, die Gäste froh dreinschauen.  Da saß Thomas Bernhard persönlich in seinem Grinzinger Stammlokal. Er genoss bereits den zweiten - vielleicht schon den dritten - Schoppen und tat, was er am besten konnte: schweigend reden. Und siehe - es öffnete sich die Tür zur Terrasse und wie die Hauptfigur aus einem Heimatfilm nahte Franz Kogler, Kaplan der Kaasgrabenkirche "Mariä...

Unter den Mantel
der Geschichte geschaut ...

Gleich nach dem Tag des persönlichen Schutzengels feiern wir heute den Tag der deutschen Wiedervereinigung. Man wird Reden hören. Richtig so! Und man ist immer noch nicht müde geworden, im Rückblick das Wunderhafte der Jahre 1989/90 zu beschwören. Richtig so! Denn da sei „die Mauer gefallen“, „die Freiheit ausgebrochen“, „die Geschichte zu Ende gegangen“. Doch wer heute im Herbst 2025 auf die Schatten und Lichtspiele der sogenannten Realität blickt, sieht auch noch mehr,  sieht damit etwas...

BRANNTE NICHT UNSER HERZ!?
Das ist die Wende aller Wenden!

Zwei Menschen auf dem Weg nach Hause, zutiefst enttäuscht, alle Erwartungen zerbrochen: "Wir aber hofften, er würde Israel erlösen!" Sie waren unter denen, die ihrem Herren nachgegangen waren auf dem Weg nach Golgatha. Sie hatten erlebt, wie die Nägel durch das Fleisch getrieben, die Dornenkrone auf das Haupt geschla-gen, und die Kreuze aufgerichtet wurden. Sie hatten den Spott gehört: "Anderen hat er geholfen und kann sich selbst nicht helfen!" Und sie hatten seine letzte Verzweiflung gehört:...

über Don Quijote und die Dummheit
Miguel de Cervantes Saavedra

Cervantes, Don Quijote und die Dummheit heute, am am 29. September, feiern wir auch den Geburtstag des Schriftstellers Miguel de Cervantes Saavedra. Und es gehört zur Ironie der Weltgeschichte, dass dieser größte Autor Spaniens, vielleicht sogar Europas, die unsterbliche Figur des Ritters von der traurigen Gestalt nicht in Freiheit erfand, sondern im Gefängnis von Sevilla. Cervantes, der einarmige Veteran von Lepanto, der gescheiterte Steuereintreiber, der Schuldner und Angeklagte – er saß...

am 26. September 1905
120 Jahre Relativitätstheorie

Die Zeit … Da schreibt ein noch ganz unscheinbarer Mann im Berner Patentamt einen Artikel, der die Weltgeschichte in zwei Hälften teilt. Vorher glaubte man, Zeit sei ein gleichmäßig tickendes Metronom, dessen Takt für alle immer in gleicher Weise gilt. Aber nach dem 26. September 1905 wusste man: Die Uhr schlägt für jeden anders. Albert Einstein, dieser unschuldig dreinblickende Mann mit der Wuschelkopffrisur, hat uns die Selbstverständlichkeiten der Zeit mit seinen 11 Seiten...

26. September
Martin Heidegger

Auf sein Konto gehen solche Begriffe wie etwa das „Sein-zum-Tode” und die „Geworfenheit.” Eine neue und gut zu lesende Biographie dieses Mannes hat uns vor vier Jahren Lorenz Jäger geschenkt: „Martin Heidegger - Ein deutsches Leben. Rowohlt, Berlin 2021”. Heidegger stammt aus der Familie eines Mesmers und trieb sich als Knabe oft stundenlang auf der hohen über der Stadt gelegenen Turmstube von St. Martin in Meßkirch herum. Von dort aus beobachtete er, wie sich die Mauersegler hinaus in den Raum...

Baumsachen
Eine "Gewöhnliche Robinie" und keine "Gleditsia triacanthos"

Meine Frau fand eines Tages in unserer Tageszeitung das Foto von einer Japanischen Kirsche in voller Blüte, und das weckte in ihr den Wunsch, wieder einmal den Botanischen Garten in Jena aufzusuchen. Wenn ein solches Ansinnen auf den Tisch kommt, dann habe ich es mir angewöhnt, dieses möglichst bald zu befriedigen. Denn sonst kommt es jeden zweiten Tag wieder auf den Tisch nach dem Motto: "Steter Tropfen höhlt den Stein." Wir stiegen also in unseren PKW, fuhren von Weimar nach Jena, fanden eine...

Orgeltag
Stummfilm, Uraufführung, Orgelmaus

Zum Deutschen Orgeltag am kommenden Sonntag (14. September) sind innerhalb der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) Orgeln zu besichtigen, es finden Konzerte, Führungen, Aktionen und Kinder-Programme statt. Der Orgeltag ist integriert in den „Tag des offenen Denkmals“. In der EKM gibt es mit etwa 4.000 Orgeln zwanzig Prozent der evangelischen Orgeln beziehungsweise acht Prozent aller Orgeln in Deutschland. Viele Instrumente wurden aufwändig restauriert, allerdings besteht auch noch...

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