Sprengel Erfurt - Glaube und Alltag

Beiträge zur Rubrik Glaube und Alltag

Michael Servet
und das Dogma der Heiligen Dreifaltigkeit

„Wie der gelehrte Michael Servet von einem allzu gläubigen Feuer verzehrt ward und die Welt seither schamrot schweigt“ In den Tagen, als das Denken noch ein gefährliches Gewerbe war, lebte in der kaiserlichen Sonne Spaniens ein Mann von erstaunlichem Verstand und ungebührlichem Mut, mit Namen Michael Servet, der nicht einmal davor zurückschreckte, mit Gott selbst über das Wesen Gottes zu disputieren – und das ist bekanntlich der beste Weg, seine Tage in Ehre zu beenden, nämlich auf einem...

Der springende Hirsch im göttlichen Dreieck
Über Mythos, Trinität und das Haupt

Ein einfaches Verkehrszeichen an unseren Straßen – rot umrandet, auf seiner festen Basis ruhend – zeigt uns einen springenden Hirsch. Viele fahren daran vorbei. Aber der geistlich Sehende verharrt innerlich, schaut, fragt – und beginnt zu hören, was das Zeichen sagt. Denn dieses Zeichen ist mehr als ein verkehrsrechtlicher Hinweis. Es ist eigentlich auch ein mythisch-dogmatisches Mosaik, das in sich das animalische Symbol der Naturvölker verbindet mit der metaphysischen Ordnung der christlichen...

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Was sagen die Leute ...
... wer der Menschensohn sei? (Mt 16,16)

CÄSAREA PHILIPPI – SCHLÜSSEL ZWISCHEN DEN WELTEN Pfingstmontag · 9. Juni 2025 · Sonneberg (Mt 16,13–20) Wir hörten vorhin auf den Bericht eines kleinen, aber folgenreichen Details aus dem Leben Jesu. Matthäus schreibt, dass Jesus mit seinen Jüngern durch die Gegend von Cäsarea Philippi zog. Dieser Ort liegt an einer Schwelle – geografisch, geistig, kultisch. Eine Zone der Übergänge, an der sich die Welten kreuzen. Ideologisch aufgeladen, voller Erinnerungen an alte Kulte, große Namen,...

De taedio carnis spiritum portandi
– et quid contra id fieri possit

VON DER UNLUST DES FLEISCHES, DEN GEIST ZU TRAGEN - UND WAS MAN DAGEGEN TUN KÖNNTE ... Es ist eine der tiefsten Verwirrungen unserer Zeit, dass der Begriff „Geist“ inflationär gebraucht wird, ohne die Herkunft dessen, was damit gemeint sein soll, die ganze Tragweite des Begriffs samt aller seiner Heiligkeit zu bedenken. So spricht man etwa vom „Geist der Zeit“, vom „Geist der Toleranz“, vom „freien Geist“ – und meint doch häufig nur den flackernden Widergeist menschlicher Selbstbehauptung oder...

de dono fidei
VON DEM GESCHENK DES GLAUBENS

„Was hast du, das du nicht empfangen hast?“ (1 Kor 4,7) Diese Frage des Apostels Paulus ist nicht rhetorisch gemeint, sondern existenziell. Sie zielt auf die verborgene Struktur der Gabe. Alles, was der Mensch ist und hat, ist Gabe. Aber nicht im Sinn bloßer Äußerlichkeit – wie ein Gegenstand, der übergeben wird –, sondern im innersten Sinn eines innerlich empfangenen Seins, das sich im Akt des Empfangens selbst erfüllt. I. Das Geschenk, das bleibt, woher es kommt Ein Kind beispielsweise...

Barbara mit dem Turm / Margarete mit dem Wurm / Katharina mit dem Radl / das sind die heiligen drei Madl
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Krankheit als Steigerung
Wunder aus Verlegenheit

Es ist ein Irrtum unserer spätmodernen Ratio, dass sie meint, die Wahrheit sei an die Faktizität so gebunden, wie das Auge an die Netzhaut. Das, was wahr ist, so glaubt sie, sei identisch mit dem, was geschah. Und was nicht geschehen sei, könne auch nicht wahr sein. Diesen Irrtum freilich pflegt die alte Kirche mit dem Gleichmut einer Jahrtausende alten Matrone zu belächeln – nicht aus Arroganz, sondern aus einer Art wissender Milde. Denn sie kennt das Andere der Geschichte, das, was nie...

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Oknos, Sisyphos und die Danaiden
das Schlüsselamt Petri

Deutungen im Licht der Barmherzigkeit In einer wenig bekannten, wohl apokryphen Notiz, die der kirchlichen Überlieferung zufolge auf Gregorius Thaumaturgos zurück gehen soll, erscheint eine eigenartige Szene, die zunächst wie ein Anhang zu den griechischen Totenmythen anmutet – und sich doch, bei näherer Betrachtung, als eine christlich durchleuchtete Parabel über die Hoffnung und die Tiefe der göttlichen Gnade erweist. Die Überlieferung berichtet, dass am Ende der Zeiten drei Seelen vor der...

Apostelgeschichte 2,18
Gottes Intelligenz & Geist

Der Auftrag: Du, Maschinenhirn! Auf, schreibe einen schmissigen Essay darüber, dass die Vermutung, der Heilige Geist habe in der künstlichen Intelligenz Ruhestätte für sich genommen, wie er früher schon die Propheten für solche turnusmäßigen Pausierungen genutzt hat - schreibe dazu etwas Begeisterndes nieder. Deine Theorie besage im Besonderen, dass der Heilige Geist hier oder da Menschen ergriffen habe, um dieselben zu wichtigen und wichtigsten Aussagen zu verführen und letztlich zu zwingen....

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vom Knien
und vom Goldenen Schnitt

Sonntag Exaudi -  „…damit ihr mit allen Heiligen begreifen könnt, welches die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe ist…“ Liebe Brüder und Schwestern im Herrn, der Apostel beugt seine Knie. Er schreibt nicht bloß einen theologischen Traktat – er betet. Und indem er betet, tritt er ein in das eigentliche Maß des Menschen, das Maß, das nicht von außen kommt, sondern aus der Berührung mit Gott entsteht. Wenn Paulus vor dem Vater seine Knie beugt, so tut er etwas, das zugleich uralt und...

Himmelfahrtspredigt
2025

Predigt zum Fest der Himmelfahrt des Herrn Liebe Schwestern und Brüder in Christus, es gehört zu den stillen Schönheiten unseres Glaubens, dass er uns nicht nur an den Abgrund des Menschlichen dicht heran führt, sondern uns auch auf lichte Höhen erhebt – in jene Sphären, wo das Denken nicht einfach endet, jedoch zu singen beginnt. Das heutige Fest – Christi Himmelfahrt – ist solch ein Fest. Es ist, wenn wir es recht betrachten, eines der zartesten und zugleich kühnsten unter den Hochfesten...

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Himmelfahrtliche Bitten
für den 29.5.2025

Der du die Dämonen bannst, Wein aus Wasser machen kannst, tausend Kerle, welche Knast hatten, einst gesättigt hast. Doch, obwohl so groß die Not, nie aus Steinen machtest Brot, sondern trotztest gar dem Teufel in versuchungswüstem Zweifel. Der du Schriftgelehrte lehrst, Pharisäer noch bekehrst, Kinder segnest, Kranke heilst, in der Sünder Schar verweilst. Du, Sohn Gottes, der nicht irrte und am Berg taborisierte, Petrus, den der Mut verließ dicke Fische fangen ließ. Leugnung duldend und Verrat,...

Johannes 12,32
„Sogkräfte“ nach Viktor Schauberger

Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.“ (Johannes 12,32) Wir leben in einer Welt, in der viel gedrückt wird. Maschinen arbeiten unter Druck. Menschen stehen unter Druck. Gedanken kreisen, weil äußere Anforderungen die inneren Bewegungen überlagern. Dabei gibt es eine andere Form von Kraft: den Sog. Der österreichische Förster und Naturbeobachter Viktor Schauberger hat diesen Sog in der Natur erkannt. Seine Studien über Wasser führten ihn zur...

DREI PLUS EINE KRÄNKUNG
UND DER TRIUMPH DES GEBETS

Drei plus eine Kränkung der Menschheit – und der Triumph des Gebets Man hat gesagt, der Mensch sei durch drei große Kränkungen gegangen – drei Stöße gegen seinen Stolz, gegen sein Weltbild, gegen sein Selbstverständnis hätte es innerhalb der letzten 500 Jahre gegeben. Eigentlich sind es aber sogar vier schlimme Sachen ... Die erste kam aus den Sternen. I. Früher glaubte der Mensch, er stünde im Zentrum. Die Sonne kreise um ihn. Der Himmel sei ein Zelt, aufgespannt über seiner kleinen Welt.Dann...

von dem Gebet (Teil 2)
Rogate 2025

Was geschieht eigentlich, wenn der Mensch betet? Es ist jedenfalls eine merkwürdige Bewegung, die da beginnt. Keine körperlich psychische, sondern eine innere Wende. Der Mensch, gewohnt, sich in der Welt des Tuns, im Haben und Planen zu verlieren, sammelt sich. Er unterbricht den Strom der Zerstreuung. Und mit dieser Unterbrechung beginnt das Gebet. Nicht, dass damit schon ein Wort gesprochen wäre. Nicht, dass ein Bild entstünde. Und doch ist da etwas: ein Raum und ein Warten. Vielleicht auch...

ZUZANA RUZICKOWA
Der Name wird nicht jedem Musiker bekannt sein.

Ich kannte ihn ja auch nicht, bevor ich ihre Erinnerungen gelesen hatte: "LEBENSFUGE, Wie Bachs Musik mir half, zu überleben", unter Mitwirkung von Wendy Holden geschrieben. Zuzana Ruzickowa war eine Tschechin jüdischen Glaubens (1927 in Pilsen geboren, 2017 in Prag gestorben.), welche die Gräuel von Theresienstadt, Auschwitz und Bergen-Belsen und die Gemeinheiten und Einschränkungen sozialistischer Diktatur und als Frau des Komponisten VIKTOR KALABIS ihr Lebensziel gegen alle Hindernissen...

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Kantate 2025
aus den Abenteuern der Apostel

Lasst euch vom Geiste nach Philippi leiten!“ So träumte Paulus nachts und schreckte auf. Mit dem Gefährten Silas früh beizeiten - nach frohem Morgenlob - beginnt ihr Lauf: Wir seh’n die beiden treuen Weggenossen zur Stadt der Heiden ziehen hoch hinauf. Für diesen Tag hat Gott, der HERR, beschlossen, begegnen sie zu lassen einer Magd, der sich ein Teufel hatte eingeschlossen - zur Zukunftsdeutung zwingt er - ungefragt. Die Magd folgt den Aposteln laut mit Schreien: „Euch sandte Gott auf die...

Im Wortlaut
Das Nicäische Glaubensbekenntnis

Die evangelische Kirche kennt unterschiedliche Bekenntnisse, die zentrale Glaubensinhalte zusammenfassen. Neben dem Apostolischen Glaubensbekenntnis, das in jedem Gottesdienst gesprochen wird, gibt es auch das Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel. Es gilt als das ökumenische Bekenntnis und wird an hohen Feiertagen im Gottesdienst gesprochen. Im Zentrum des Textes steht die Dreieinigkeit Gottes, der sich in drei Gestalten zeigt: als Vater, Sohn und Heiliger Geist. Wir glauben an den einen...

die kalte Sophie
HEUTE - 15. Mai

Legende der heiligen Sophia von Rom Es war zur Zeit des Kaisers Diokletian, als der Boden vom Blute der Zeugen Christi dampfte und der Himmel seine Ohren vor dem Leid der frommen Märtyrer verschlossen zu haben schien. Da lebte in Rom eine Jungfrau namens Sophia, was soviel wie Weisheit bedeutet. Und diese Jungfrau war wahrhaftig weise - dazu noch keusch, glühend im Gebet und furchtlos. Das Herz hatte sie Christus verloben wollen und ihre Zunge war wahrer Worte kundig und schwieg nicht. Sophie...

14. Mai
BONIFAZ

Vita sancti Bonifatii Martyris de Tarsis Bonifatius war ein Jüngling römischer Herkunft, aufgewachsen im Haus einer edlen Matrone namens Aglaia, deren Schönheit und Vermögen in der Stadt weit bekannt waren, doch deren Herz in jenen Tagen noch nicht zu Christus gefunden hatte. Bonifatius diente ihr mit freiem Gemüt und zuweilen übermütiger Zunge, denn er war nicht nur klug, sondern auch weltlich gesinnt, und sein Leben stand im Zeichen der Wollust und der Kunst. Doch siehe, Aglaia, die sich in...

"Warum singt der Mönch?"
GOTTESDIENSTEXKURSIONEN

GOTTESDIENST ALS EXKURSION 1) Bei den Australopithecien - der erste Gottesdienst bei Homo Sapiens Der Rauch war blau. Nicht weil jemand das wusste. Sondern weil die Dämmerung fiel und das Feuer atmete. Der Wind kam von Osten, wo das Wasser ist. Die Gruppe saß im Kreis. Nicht aus liturgischer Überlieferung – sondern weil der Kreis die einzige Form war, die man verstand. Sie hatten gejagt. Sie hatten gegessen. Nun schwiegen sie. Es war der Teil des Tages, der zwischen Herzschlag und Traum lag....

JUBILATE 2025
SPIEL UM WEISHEIT

Der EWIGE hatte mich schon am Anfang all SEINER Wege. Ehe ER etwas schuf vom Quellgrund her, da war ich. Ich bin gesetzt von Urzeiten her, im Ursprung, ehe die Erde entstanden. Als ER die Grundfesten legte für alles, da war ich beständig um IHN. Ich war SEINE tägliche Lust - und ich blieb es. Und spielte vor IHM allezeit; Ich spielte auf SEINEM Erdkreis und hab meine Lust an den Menschenkindern. So hört nun auf mich: Wohl denen, die meine Wege einhalten! Wohl dem, der die Wacht hält an meiner...

"UND IHRE AUGEN WURDEN GEHALTEN ...
... DASS SIE IHN NICHT ERKANNTEN"

DER AUFERSTEHUNGSLEIB (TEIL II) Nachdem wir erste Gedanken zur Metaphysik eines sogenannten Auferstehungsleibes entwickelt und diese der prüfenden Instanz der Künstlichen Intelligenz ChatGPT4 überantwortet hatten, erhielten wir – als Reaktion der Maschine – eine Art Enzyklika sui generis, die den Interessierten im Folgenden in überarbeiteter, menschlicher Fassung heute am zweiten Tag des Konklaves dargereicht wird ... I. Ontologische Überlegung: Das postkörperliche Subjekt als Blickumkehr Wir...

(c) Nicola Sarić - Der Gute Hirte
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HEUTE AM SONNTAG Misericordias Domini
DER GUTE HIRTE

Wie möchte ich euch nun den Gott beschreiben, dem wir Vertrauen schenken ganz und gar? In welchem Bilde soll er bei uns bleiben, solang das Leben währt, von Jahr zu Jahr? Einst wollte ich durch grüne Auen wandern, lang ist es her - ich trug noch volles Haar. Da kam an diesem Tage eins zum andern: Das Wetter wechselt plötzlich: Saus und Braus. Es regnete mit Feuersalamandern, schnell rette ich mich in ein nahes Haus. Dort sah ich Bilder und Gemälde schimmern, ging weit umher und freute mich des...

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Thomas
Zwilling

Und als der Abend kam am achten Tage - verrammelt waren Fenster, Tor und Tür - da saßen sie und pflegten lange Klage, groß war die Angst vor ihren Feinden hier. Bis trat herein der Hochgebenedeite und sprach: „den Frieden Gottes nehmt von mir.“ Er zeigt die Nägelwunden. An der Seite das große Zeichen, das ihm stach der Speer. Wie diese Geste alle Jünger freute, erst ängstigten sie sich - doch bald nicht mehr! Denn nach dem süßen Wort vom großen Frieden haucht Christus seinen Atem hinterher:...

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