Orgeltag
Stummfilm, Uraufführung, Orgelmaus

- Orgelpfeifen aus der Kirche Hohndorf
- Foto: Stiftung Orgelklang
- hochgeladen von susanne sobko
Zum Deutschen Orgeltag am kommenden Sonntag (14. September) sind innerhalb der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) Orgeln zu besichtigen, es finden Konzerte, Führungen, Aktionen und Kinder-Programme statt. Der Orgeltag ist integriert in den „Tag des offenen Denkmals“. In der EKM gibt es mit etwa 4.000 Orgeln zwanzig Prozent der evangelischen Orgeln beziehungsweise acht Prozent aller Orgeln in Deutschland. Viele Instrumente wurden aufwändig restauriert, allerdings besteht auch noch viel Nachholbedarf: Nur in etwa 67 Prozent der Kirchen gibt es eine spielbare Orgel, 17 Prozent besitzen eine nicht spielbare Orgel und 15 Prozent der Kirchen sind ohne Orgel.
Christoph Zimmermann, Vorsitzender der Vereinigung der Orgelsachverständigen Deutschlands (VOD) und Referent für Orgeln im Landeskirchenamt der EKM, sieht den Orgeltag als wertvollen Beitrag, um für die „Königin der Instrumente“ zu werben. „Dies geschieht am besten, wenn sie erklingen“, so der Orgelreferent. Pflege und Erhalt der Orgeln definiert er nicht nur als kirchliches Interesse sondern ein gesamtgesellschaftliches Anliegen. „Das machte auch die Aufnahme von Orgelmusik und Orgelbau in die Liste des immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO deutlich“, so Zimmermann. Der Umfang der Orgelbau-Aktivitäten in der Landeskirche sei nicht ausreichend, um den Bestand dauerhaft zu sichern, zumal eine Orgel etwa alle 20 bis 25 Jahre gründlich gereinigt und gegebenenfalls repariert werden müsse. Zimmermann geht Ende Oktober in den Ruhestand. Sein Nachfolger Rufus Brodersen arbeitet bereits seit dem 1. September im Landeskirchenamt, der 32-Jährige war zuletzt als Kantor in Erfurt tätig.
In der EKM sind für die Beratung zur Pflege der Instrumente 19 Orgelsachverständige in den Kirchenkreisen tätig. Zurzeit werden die Orgeln in der Landeskirche von 174 hauptamtlichen und etwa 647 nebenamtliche Organistinnen und Organisten gespielt.
Ausgewählte Veranstaltungen zum Orgeltag in Thüringen:
Zur OrgelFahrt „Zwischen Orla und Saale" ist Matthias Grünert, Kantor der Dresdner Frauenkirche, vom 12. bis 14. September zu Gast. In den drei Tagen wird er zwölf Orgeln zum Klingen bringen – von der majestätischen romantischen Orgel der Stadtkirche Pößneck, Thüringens größtem Instrument dieser Art, über Konzerte in der historischen Schlosskapelle von Schloss Burgk bis hin zu liebevoll gepflegten Kleinoden in Dorfkirchen.
In Rudolstadt in der Stadtkirche "Zur Ehre Gottes" / "St. Andreas" wird am 13. September um 19 Uhr das Werk "Aus meines Herzens Grunde und Alle gute Gabe" von Naji Hakim zum 60. Geburtstag von Frank Bettenhausen uraufgeführt. Es musizieren Bärbel Anold-Ernst (Blockflöten), Klaus Giessler (Violoncello) und KMD Frank Bettenhausen (Orgel).
Ebenfalls am 13. September wird in Ellichleben in der Kirche zum Stummfilmabend mit Livemusik mit dem Stummfilm-Pianisten Richardt Siedhoff eigeladen. Er begleitet die Filme »Großmutters Junge« / »Grandma's Boy« (Harold Lloyd) und »Never Weaken« (20 Uhr).
Zur Verabschiedung der Christian-Friedrich-Poppe-Orgel von 1796 in der Dreifaltigkeitskirche Jena-Burgau gibt es am 13. September um 16 Uhr ein Orgelkonzert mit Dietrich Modersohn und am 14. September um 11 Uhr einen Festgottesdienst mit dem Orgelbauer mit anschließendem Beisammensein. Danach beginnt die Restaurierung der Orgel.
Am 14. September findet das Kinderorgelbauprojekt Al:LegrO: "Wir bauen eine Orgel statt" ab 15 in der Kreuzkirche Suhl statt. Tasten, Pfeifen, Windlade und weitere mechanische Elemente werden zusammengefügt, so dass eine echte und spielbare kleine Orgel entsteht.
Zur Reihe "Konzerte an der Liszt-Orgel“ in der Dorfkirche Denstedt spielt Nicola Procaccini aus Italien Werke von Franz Liszt, César Franck und Louis Vierne (16 Uhr).
Eine Orgelführung mit Augustinerkantorin LKMD Ingrid Kasper ist in der Augustinerkirche Erfurt um 11 Uhr geplant. Zu hören sind Werke von Johann Sebastian Bach, Choräle von Martin Luther, Wunschimprovisation sowie Erklärungen zu den Orgeln und der Kirche.
Ein Konzert "Klänge aus der Ewigkeit" mit Liedern der Hildegard von Bingen und Orgelmusik der Renaissance mit Marijke Daphne Meerwijk (Sopran), Manuela Backeshoff-Klapprott (Truhenorgel) und Steffi Peltzer-Büssow (Sprecherin) beginnt 19 Uhr in Stotternheim.
Orgelkonzerte sind am 14. September um 12 und 15 Uhr in Arnstadt in der Neuen Kirche zu hören.
Am 14. September beginnt 16.30 Uhr in der Kirche in Steinbach eine Musikalische Orgelführung, um die Barockorgel von 1745 näher kennenzulernen. Kreiskantor Damian Poloczek wird Einblicke in die Geschichte und Technik der Orgel geben.
Geistliche Musik für Trompete und Orgel mit Werken alter Meister lassen Burkhardt Fischer (Trompete) und Kantor Friedemann Fischer an der historischen Orgel des Trampelischülers Tischendorf am 14. September um 14 Uhr in Eßbach in der Dorfkirche erklingen.
In der Stadtkirche St. Salvator in Stadtroda wird um 15 Uhr zu Orgelmusik und um 16 Uhr zur Orgelführung eingeladen.
Im Bad Langensalzaer Ortsteil Ufhoven in der Kirche St. Wipperti informieren Mitglieder des Orgelbauvereins der Petersilie-Orgel ab 10 Uhr über das Instrument und dessen Restaurierung und Orgelmusik erklingt.
Ein Orgelkonzert an der Thielemann-Orgel ist am 14. September um 14 Uhr in Ohrdruf in der Dreifaltigkeitskirche zu hören.
Ausgewählte Veranstaltungen zum Orgeltag in Sachsen-Anhalt/Sachsen:
In der Stadtkirche St. Marien in Lutherstadt Wittenberg stellt Kantor Christoph Hagemann während zwei Führungen (15 und 16 Uhr) die große Sauer-Orgel der Kirche vor, gewährt einen Blick ins Innere, erklärt Funktion und Aufbau und präsentiert den Klang des 1983 erbauten Instruments.
Im Kompetenzzentrum für Orgel und Harmonium in Groß Germersleben im Kirchenkreis Egeln führt Kantor Werner Jankowski anlässlich des Deutschen Orgeltages (ab 14 Uhr) durch die neu konzipierte Ausstellung mit der Sammlung von über 100 Harmonien. Seine Erläuterungen zu besonderen Instrumenten wird er mit Klangbeispielen untermalen. Im Anschluss an die Führungen (ca. 15.30 Uhr) erklingen auf der neobarocken Kirchner-Orgel aus dem Jahre 1971 Werke von Elias de Silva, Johann Christoph Bach, Karl Marx, Helmut Bornefeld und Max Drischner.
In der Konzertreihe „Orgelpunkt“ im Dom zu Magdeburg gastieren am Orgeltag (16 Uhr) Uwe Komischke und Thorsten Pech (Orgel und Trompete) aus Wuppertal.
Ein Familienprogramm (12.30 bis 16 Uhr) mit der „Orgelmaus Trixy“ gibt es in der Schlosskirche in Eilenburg. Lena Ruddies und Susanne Ferl bringen auf unterhaltsame Art den Kindern die Geißler-Orgel näher. Zum Schluss gibt es eine Teilnahmeurkunde für alle Kinder. Außerdem können leckere Orgelkekse zu Gunsten der Geißler-Orgel erworben werden.
Im Dom in Halberstadt wird ein Orgelgottesdienst (10 Uhr) mit Pfarrerin Hannah Becker gefeiert. Im Anschluss (11.15 Uhr) spielen über 200 Kinder auf selbstgebauten Holzorgelpfeifen bekannte Lieder. Zudem gibt es Orgelführungen und kleine Konzerte auf den drei Orgeln des Doms.
In Osterburg im Kirchenkreis Stendal wird das 200-jährige Jubiläum der Buchholz-Orgel in der Kirche St. Nicolai mit einem vier Festtagen (11. bis 15. September) begangen. So gibt es u.a. am Freitag (12. September, 19.30 Uhr) ein Konzert für Orgel und Gesang mit Stefan Kießling (Leipzig/Hongkong) und Dorothy Kong (Hongkong).
In der Marktkirche in Halle (Saale) gibt es im Anschluss an den Gottesdienst eine Orgelführung (11.15 Uhr) mit Kantorin Anna Scholl.
Die Matthäuspassion von Bach in der Bearbeitung von Felix Mendelssohn Bartholdy wird im Dom zu Merseburg (19 Uhr) aufgeführt. Es musizieren die Domkantorei Merseburg, der Kammerchor der Schlosskapelle Saalfeld sowie Solisten der Staatskapelle Halle unter Leitung von Domkantor Stefan Mücksch.
Hintergrund:
Der Orgeltag ist eine Initiative der Vereinigung der Orgelsachverständigen Deutschlands (VOD). „Orgelbau und Orgelmusik“ wurden 2017 von der UNESCO-Kommission zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt. Die Orgel gilt als das größte, vielfältigste und innovativste Musikinstrument.
In der EKM gibt es eine vielfältige Orgellandschaft. Sie spiegelt politische Entwicklung wider, die von kleinen Fürstentümern geprägt war. In Thüringen stehen mehr als 2.000 Instrumente, prägende Orgelbauer wie Wender, Volckland, Silbermann, Trost, Strobel, Schulze und Ladegast haben hier gewirkt und es gab einflussreiche Musiktheoretiker und Organisten wie Jakob Adlung (1699-1762) in Erfurt und Johann Gottlob Töpfer (1791-1870) in Weimar.
Auch im Bereich von Sachsen-Anhalt gibt es wertvolle Instrumente, zum Beispiel die Scherer-Orgel in Tangermünde oder Orgeln des von Johann Sebastian Bach geförderten Zacharias Hildebrandt in Naumburg und Sangerhausen. Der Großteil der Instrumente wurde im 19. Jahrhundert erbaut. Bekannte Orgelbauer wie Ladegast (Weißenfels), Wäldner (Halle/Saale), Reubke (Hausneindorf) und Rühlmann (Zörbig) hatten hier ihre Werkstätten.
Innerhalb der EKM sind weiterhin mehrere Meisterbetriebe im Orgelbauerhandwerk tätig.
Weitere Informationen im Internet: www.orgeltag.de
Autor:susanne sobko |
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