Feldpostkarten
„Nichts mehr vom schönen Heldentod“

- Anfangs herrschte bei vielen Begeisterung, wie diese Grußkarte zeigt. Doch schnell wurde daraus Entsetzen, Grausen, Abstumpfung und sogar Gleichgültigkeit.
- Foto: Museum Burg Posterstein
- hochgeladen von Online-Redaktion
Berührende Dokumente: Die Burg Posterstein zeigt eine Ausstellung mit mehr als 200 Feldpostkarten.
Von Edgar S. Hasse
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges war Ulrich Ditzen, der jüngere Bruder des berühmten Schriftstellers Hans Fallada, noch vom Soldatenalltag begeistert. „Überall ist die Stimmung herrlich, auch bei uns. Die Wachtmeister sind recht fidel, sie lassen immer eine Kognakflasche herumgehen“, schrieb er im September 1914 an seine Eltern. Doch je blutiger die Kämpfe gegen die Franzosen wurden, umso ehrlicher fielen seine Nachrichten in die Heimat aus: „Nichts mehr vom schönen Heldentod. Nichts mehr, nichts als Grausen und Ekel und wenn man sich daran gewöhnt, Gleichgültigkeit“, lässt er seine Eltern zwei Jahre später wissen.
Die vollständig erhaltenen Feldpostbriefe von Ulrich Ditzen sind noch bis zum 16. November in der Sonderausstellung „Sonst nichts Neues“ auf Burg Posterstein im Altenburger Land zu sehen. Darüber hinaus zeigt das Museum mehr als 200 Feldpostkarten von Soldaten aus dem Herzogtum Sachsen-Anhalt. Diese Dokumente sind berührende Zeugnisse von Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg im ständigen Angesicht von Tod und schweren Verletzungen. Ulrich Ditzen starb am 12. August 1918 infolge eines Granateneinschlags.
Sehnsucht nach Kontakt zu den Lieben
Nachdem er als einer der Ersten in den Krieg gezogen war, absolvierte sein Bruder Rudolf Ditzen, der Schriftsteller Hans Fallada („Kleiner Mann, was nun?“), gerade eine landwirtschaftliche Lehre auf dem Rittergut Posterstein. Für das heutige Museum war das der willkommene Anlass, diese Wanderausstellung der Hans-Fallada-Gesellschaft und des Literaturzentrums Neubrandenburg in den Räumen der rund 800 Jahre alten Burg zu zeigen. Zudem stößt ein Modell des deutschen Kriegsschiffes „Dresden“ auf besonderes Interesse. Die „Dresden“ kämpfte 1914 vor Südamerika gegen die britische Flotte.
Wie die Museumssprecherin Marlene Hofmann sagt, hätten seit September bereits weit mehr als 1000 Besucher diese Exposition gesehen. Eine wesentliche Funktion der Feldpostbriefe lag darin, die „starke Sehnsucht nach Kontakt mit den Lieben in der Heimat“ zu bewältigen, betont Christian Winterstein von der Hans-Fallada-Gesellschaft.
Welche Herausforderung das Lesen der alten Briefe für die junge Generation darstellt, erlebte kürzlich eine 12. Klasse des Carl-Zeiss-Gymnasiums Jena. Mit Tutor Tom Fleischhauer an der Seite gewannen die Gymnasiasten einen Preis im Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten – aber dafür mussten sie erst einmal die Altdeutsche Schrift entziffern.
Die Ausstellung "Ansonsten nichts Neues" ist noch bis zum 16. November im Museum Burg Posterstein zu sehen.
Autor:Online-Redaktion |
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.