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Beiträge zum Thema Fenster

Aktuelles

ES GIBT
DAS WIRKLICH?

Wer gibt da eigentlich, wenn es heißt: „‚Es‘ gibt”? Denn wir sagen es dutzendfach am Tag, ohne innezuhalten: Es gibt einen Stuhl. Es gibt dieses Bild. Es gibt ein Problem. Diese Formulierung läuft so glatt über die Zunge, dass sie fast unsichtbar wird. Und doch steckt in ihr eine mittelgroße Sprengladung - eine philosophische. Denn wer genau ist dieses „Es”, das da gibt? Grammatisch betrachtet scheint alles harmlos zu sein. Das „Es” ist ein Platzhalter, ein formales Subjekt, eine Stütze der...

Aktuelles

alle Jahre wieder
WIDER DIE BESINNLICHKEIT

Philippica wider die Besinnlichkeit - ein Pamphlet Man muss es sagen und es endlich einmal aussprechen, bevor es einem die Kehle zuschnürt: Dieses Wort BESINNLICH, dieses schmierige, wattierte, sprachlich weichgekochte Wort BESINNLICH, das in den Mündern von emsigen Rednern, Kreisleitern, Sparkassendirektoren und sonstigen Leuten zur Adventszeit auftaucht wie ein schlecht gelüfteter Morgenmantel aus dem Vorjahr, dieses Wort ist nicht harmlos, es ist nicht freundlich, es ist nicht fromm – es ist...

Aktuelles

Theorien
z.B. Weihnachten

Pseudoamygdalon (☨690 in Trapezunt) zur „Theorie des Weihnachtsfestes” Carissimi - ein Fest ist der besonderer Höhepunkt des allgemeinen Brauchtums. Mehr noch - das Fest ist die feierliche Übertreibung der Bräuche und ihrer Grundideen. Denn durch solche Übertreibungen erschafft sich im Fest inmitten der Welt ein besonderer Bezirk, aus dessen Rätsel wir unverwandt angeblickt werden. Im Fest und seiner wiederkehrenden Feier entsteht jene Situation, welche dann nicht nur Ausnahme bleibt, sondern...

Feuilleton

CIVIL RELIGION
DER SANDMANN

VON DEN RESTEN GEHEIMER URRELIGIOSITÄT IM ARBEITER- UND BAUERNSTAAT Der Sandmann. Kleine Genealogie einer großen Schwellenfigur. Ja – der Sandmann. Der Sandmann ist eine jener Figuren, die man gewöhnlich unterschätzt. Man verordnet sie heute zwischen Kinderbett und Zahnbürste, zwischen Abendgruß und Gute-Nacht-Lied, und glaubt damit, das Männchen erledigt zu haben? Doch das ist ein Irrtum. Der Sandmann ist kein pädagogisches Vermahn- oder Unterhaltungsstück. Er ist eine Grenzfigur – und...

Feuilleton

100. Geburtstag
Bert Hellinger

Zum hundertsten Geburtstag Bert Hellingers Es gibt Lehrer, die man zitiert ohne sie zu kennen, und solche, die man erinnert, weil man sie hat kennen lernen dürfen. Bert Hellinger gehört zu den Letzteren. Man erinnert sich an ihn nicht wie an eine Theorie, sondern wie an eine starke Erfahrung. Er war ein Mann, der im Raum stand und etwas geschehen ließ, das sich nicht ohne Weiteres in Begriffe fassen ließ – und der gerade dadurch die begriffliche Ordnung herausforderte, auf der moderne...

Glaube und Alltag

Johannes
Der Unbeugsame

Johannes der Täufer gehört zu jenen Gestalten der religiösen Geschichte, die sich jeder Glättung widersetzen. Man kann ihn nicht dekorativ an den Rand der Weihnachtsgeschichte stellen, nicht gefahrlos in liturgische Formeln einpassen und schon gar nicht psychologisch entschärfen. Er ist kein freundlicher Mahner, kein spiritueller Coach avant la lettre, sondern eine Zumutung. Und gerade darin liegt seine eigentümliche Wirksamkeit. Johannes ist der Vorläufer Jesu Christi nicht, weil er ihm...

Feuilleton

zur Philosophie
... des Krippenspiels

Bald ist es wieder soweit - Heilige Nacht. Vielleicht werden Sie dann irgendwo in einer knatterkalten Kirche das Krippenspiel betrachten? Und da wird Ihnen irgendwie warm ums Herz ... Manche erinnern sich daran, dass sie irgendwann selber Maria spielen durften oder den König Herodes. Ganz früher. Krippenspiele führen die Dinge über die Realität hinaus in die wirkliche Wirklichkeit. Wirklichkeit ist das, was wirkt. Darauf kommt es an. Das eigentliche Krippenspiel findet nämlich im Geiste statt -...

Eine Welt
Justo Gallego Martínez (1925 - 2021)
2 Bilder

Justo Gallego Martínez
von Mejorado del Campo

Justo Gallego Martínez … war keiner von denen, die etwas von der Welt wollten. Und gerade deshalb hat er der Welt etwas gegeben, was die weder bestellt noch verdient hatte. Er gab der Welt ein Gebäude, das für seine Zeit von Anfang an zu groß war und für alle weltlichen Vernunftsbegriffe zugleich zu klein. Justo Gallego Martínez, dieser Mann, der nichts hatte außer seine Hände, seinen Atem und ein eigensinniges Verhältnis zu Gott. Dieser sonderbare Mann tat etwas, was man gewöhnlich nur als...

Glaube und Alltag

Johannes vom Kreuz († am 14. Dezember 1591)
Der Mystiker

Johannes vom Kreuz († am 14. Dezember 1591) saß lange in der Stille. Im Schweigen, das sich manchmal auf uns legt. Er wusste, was man in solchen Augenblicken tut: Man tut nichts. Man bleibt. Man hält aus und atmet. Er wusste: Das Kreuz ist kein Schmuck. Es ist etwas, was übrig bleibt, wenn du alle Ausreden verlierst. Dann bleibt nur das Tragen. Dieses Tragen macht dich echt. Die Leute wollen Gott hell haben. Laut und sicher. Sie wollen, dass er spricht wie ein General. Aber Gott spricht wie die...

Glaube und Alltag

CUR DEUS HOMO
WARUM GOTT MENSCH WARD

Warum Gott Mensch wurde? Anselms Buch Cur Deus Homo versucht eine Antwort auf diese Frage. Nicht das Schlechteste ist dabei heraus gekommen. Es gibt Bücher, die Werkzeuge sind. Kantig, zweckmäßig und ohne Verzierung. Cur Deus Homo ist auch so eins. Kein Weihrauch, keine Visionen, kein Engelsgetöse. Stattdessen ein einziger geduldiger Gedankengang, der sich weigert, die große christliche Behauptung – Gott wird Mensch – bei den Wundern abzuheften. Anselm fragt: Warum musste das so sein - und...

Feuilleton

ERBAULICH, ERBAULICH
Krippenspiele

Das hatten sie sich eigentlich ganz anders vorgestellt. Familie Schulze war in den Heiligabendgottesdienst gegangen, und alle hatten gehofft, ein Krippenspiel betrachten zu können. Aber es war kein Krippenspiel, es war ein wirkliches Spiel. Es ging nämlich um alles oder nichts. Zum Schluss sogar um Leben oder Tod. Oder Tod und Leben. Man kann das so oder so sehen. Aber wir wollen am Anfang beginnen, denn es geht immer am Anfang los, und man darf das Ende und den Schluss nicht zu schnell...

Glaube und Alltag

SECHSUNDNEUNZIG
WEIL ER EIN ENGEL WAR

Er war nun wirklich alt geworden, sehr alt geworden. 96 Jahre, diese komische Zahl, die aussieht wie das Krebszeichen in der Astrologie. Das Tierkreiszeichen zwischen Zwilling und Löwe.. Eine 9 und eine 6, und wenn man es umdreht, ist es wieder eine 9 und eine 6. Und als es ans Sterben ging, da war es dann auch gut. Denn alles tat weh und war so scheußlich und grauenvoll geworden. Aber, so wie er sich das schon immer gedacht und am Ende befürchtet hatte, er stand nun vor der großen Seelenwaage...

Glaube und Alltag
Gabriel & Maria (Bild von ChatGPT)
2 Bilder

Zum 3. Advent
Magnificat Anima Mea

Gott wollte Gabriel nicht länger schonen - und legte ihm die Sternenkarten vor: „Such mir Maria heim. ‚Ich will belohnen den Erdplaneten’, sage ihr ins Ohr.“ Der Engel fuhr hinab und auf der Stelle ward angeklopft beim kleinen Haus am Tor. Die junge Frau kam eben von der Quelle und hat gelesen lange in dem Buch von eines wunderbaren Brunnens Welle - nun saß am Haus ein Engel als Besuch … „Was willst du, Fremder, hier bei mir, dem Weibe?“ Und barg ihr Antlitz scheu vor ihm im Tuch. „Ich suche“,...

Glaube und Alltag
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erhobenen Hauptes …
Hirte, zum Stern schauend

MAROLIN heißt die deutsche Manufaktur für Krippen- und Weihnachtsfiguren im südthüringischen Städtchen Steinach. Und deren Figuren sind bekannt für handwerkliche Sorgfalt, detailreiche Gestaltung und ihre Verwurzelung in der traditionellen Krippentradition. Unter den zahlreichen Figuren gibt es eine mit der Bezeichnung „Hirte zum Stern schauend“ - die kleine Statue eines Hirten, der nach oben blickt, offensichtlich den Stern am Himmel betrachtet. Die Adventszeit gibt Gelegenheit zur...

Glaube und Alltag
Foto: generated by Matthias Schollmeyer
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Vierter Dezember
Tag der Heiligen Barbara

„Margareta mit dem Wurm, Barbara mit dem Turm, Katharina mit dem Radl – das sind die heiligen drei Madl.“Jeder kennt diesen Spruch. Heute, am 4. Dezember, ist ihr Tag: der Barbaratag. Die frühe Bekennerin selbstbestimmter Eigentlichkeit wurde, so berichtet die Legende zur Peinlichkeit aller Väter, von ihrem eigenen Vater in einen Turm eingeschlossen, weil sie Christus als einzigen Bräutigam erwählt hatte. Zur Entschuldigung des Vaters dürfe man zumindest annehmen, er habe die Tochter gern einem...

Feuilleton

Erinnerungen …
Leberecht Gottlieb Teil 136

Es war im zweiten Monat seiner Haft in jenem Straflager bei Workuta und am dritten Tag des Monats Mai. Das Lager trug offiziell keinen Namen, inoffiziell aber wurde es von allen „der Kühlschrank Gottes“ genannt, weil hier jeder Atemzug zu eisiger Tortour gerann und selbst das Schweigen erfror. Leberecht Gottlieb stand an jenem Morgen in einer Schlange, die sich in die Wohnbaracke wand wie ein erschöpftes Reptil aus Wolle und Menschen. Es war Rasurtag. Der Tag, an dem das Lagerführungskommando...

Glaube und Alltag

Legenden
Vom Bischof Nikolaus

Man erzählt in jenen abgelegenen Tälern Lykiens, dass Nikolaus von Myra in einem Jahr unsäglicher geistiger Erschlaffung zu jenem Mittel griff, das jeder vernünftige Mensch längst hätte ergreifen müssen. Die Politiker der Provinz, die ohnehin schon einen Ruf hatten, der dem Geruch alten ranzigen Öls vergessener Lagerhäuser entsprach, überboten sich damals in einer Form der Dummheit, vor der selbst die Schafe erschraken. Man beschloss Dinge, deren Konsequenzen niemand bedacht hatte, man...

Feuilleton

Nikolaus
DER NAME - DER TRAUM

Man erzählt in den alten Häusern von Patara auch, dass die Mutter des künftigen Bischofs in einer Nacht tiefer Erschöpfung jenen Traum empfing, der dem Kind seinen Namen geben sollte. Das Kind war noch ungeboren, und die Zukunft der Stadt ungewiss. Als römische Provinz litt die Gegend unter Willkür und kleinlicher Amtsgier, und das Volk – das Laos – suchte nach Orientierung, die ihm bisher niemand gewährte. In jener Nacht aber erblickte die Frau im Traum einen Engel, der nicht in blendendem...

Glaube und Alltag

die taten
des Heiligen Nikolaus

Singe von Nikolaus, Muse, und künde herrliche Mären und löbliche Tat. Wie denn der Bischof myräischer Pfründe Glück gebracht Eltern und Kindern einst hat. Als im Ornat oft der Alte mit Ruhe ging durch die Straßen der nächtlichen Stadt und durch die Fenster warf, manchmal in Schuhe Naschwerk legte dem ärmlichen Kind – oder, wo leer sich fand Kiste und Truhe – füllte mit Nüssen den Schrank und den Spind. Niemand kannte den freundlichen Schenker, heimlich geschah jede Guttat und lind. Einmal nun...

Blickpunkt

der heilige Nikolaus
Bischof von Myra

Nikolaus von Myra gehört zu jenen Gestalten, in denen sich Geschichte und Gedächtnis, Faktum und Verheißung mit- und ineinander verschränken. Wer diesem Mann theologisch begegnen will, muss sich von der Vorstellung lösen, Heiligkeit fordere eine Art historisch-biographischen Beweisgang. Vielmehr ist Heiligkeit ein Raum, in dem die Kirche über die Zeiten hinweg das wiedererkennt, was Christus im Menschen aufstrahlen lassen will. Gerade deshalb ist es kein Zufall, dass die historischen Konturen...

Glaube und Alltag

AHASVERS ABENTEUER
ADVENTURIA ECCLESIAE

Es gibt eine sonderbar anmutende Ähnlichkeit im Blick auf unsere Kirche und die Legende von Ahasver. Beider Zusammenhang erschließt sich vollständig erst dann, wenn man die beteiligten Gestalten nicht nur institutionell bzw. historisch-kritisch betrachtet, sondern mit einem tieferen geistlichen Selbstverständnis wahrzunehmen versucht. Genau das wird möglich wenn man mit Hilfe der Phantasie das Sichtbare durchschreitet, um das Unsichtbare zu suchen und wo man begreift, dass die Kirche nicht...

Feuilleton

ADVENTSZEIT - LESEZEIT
Vorgestellt: Königliche Hoheit

"Königliche Hoheit" ist nach den „Buddenbrooks" der zweite große Roman Thomas Manns. Adventszeit ist auch Lesezeit! Am Beginn des an dieser Stelle ausdrücklich empfohlenen Buches brilliert jene Szene, in der ein alter General vor dem blutjungen Kadetten Klaus Heinrich salutiert. Thomas Mann legt in diesem Eingangskapitel – mit der feinen Ironie all seiner Kunst – die tiefe Grammatik von Rang und Ankunft offen: Hier kniet nicht einfach das Alter vor der Jugend, sondern die Weltordnung neigt sich...

Feuilleton

Sonntagsevangelium
die Klugen und die Dummen

Zehn junge Frauen wollten einst geleiten den Bräutigam zu seinem Hochzeitsfest. Die Bibel uns erzählt von Jesu Zeiten, was alles sich davon berichten lässt: Schwarz war die Nacht - sie nahmen ihre Lampen und stürmten in des Lebens großen Test. Fünf Mädchen aber waren rechte Schlampen: Vergaßen mitzuführen Vorratsöl! Was nun geschah dort draußen an den Rampen? Der Bräutigam erschien nicht auf die Schnell‘. Die andern fünf sind klug und hoch zu loben – sie trugen Vorrat mit, dass ja nichts fehl‘!...

Glaube und Alltag

Gleichnis von den zehn Jungfrauen
Ewigkeitssonntag 2025

Es gibt bestimmte Bilder, und die folgen uns jahrzehntelang wie treue Schatten. Wenn man alt genug geworden ist, um die vergangene Zeit staunend zu betrachten, dann ahnt man schließlich, wie diese Bilder mehr von uns wissen als wir von ihnen. Das Gleichnis Jesu von den zehn Jungfrauen – ein Gleichnis, das die Nachgeborenen mit seinem strengen Maß und seiner eigentümlichen Mischung aus Erwartung, Gericht und nächtlicher Unruhe bis heute irritiert – gehört in diese Kategorie. Paula Jordan hat...

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