Erfurt: Ein besonderes Denkmal im Festungsgraben
Sand im Getriebe der Welt

Mahnmal für den Frieden: 1995 wurde das Denkmal des Künstlers Thomas Nicolai (Bild) unterhalb der Zitadellenmauer des Erfurter Petersberges eingeweiht. Heute steht es etwas im Schatten der Bundesgartenschau. | Foto: Paul-Philipp Braun
  • Mahnmal für den Frieden: 1995 wurde das Denkmal des Künstlers Thomas Nicolai (Bild) unterhalb der Zitadellenmauer des Erfurter Petersberges eingeweiht. Heute steht es etwas im Schatten der Bundesgartenschau.
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Der Erfurter Künstler Thomas Nikolai schuf für die Thüringer Landeshauptstadt ein Denkmal, das fast 26 Jahre auf dem Petersberg steht. Es besteht aus acht Metallstelen, von denen eine auffallend anders gestaltet ist und den Fahnenflüchtigen symbolisieren soll. Eine Bronzetafel am Boden trägt die Ausschrift: Dem unbekannten Wehrmachtsdeserteur – Den Opfern der NS-Militärjustiz – Allen, die sich dem Naziregime verweigerten. „Seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Welt (Günter Eich).“


"Die Anordnung der Stelen erinnert an die Gasse eines Spießrutenlaufs und das Problem von Gehorsam und Verweigerung"

Der Stahl als Material erinnert an die Gerätschaften der Kriege – an Panzer, Kanonen und Flugzeuge. Die Anordnung der Stelen erinnert an die Gasse eines Spießrutenlaufs und das Problem von Gehorsam und Verweigerung. Das Denkmal steht dem Andreas-Viertel zugewandt im Festungsgraben der Philipps-Zitadelle, ganz in der Nähe des neuen Fahrstuhls, mit dem der Besucher auf die Zitadelle gelangen kann. Es steht, umrahmt von Festungsmauer und kräftigen, hölzernen Palisaden, an der Stelle, an der die verurteilten Fahnenflüchtigen, rund 50 Deserteure, erschossen worden sind.
Die Initiative, die von viel Prominenz unterstützt wurde (Ralph Giordano und Gerhard Zwerenz, Joschka Fischer und Vera Lengsfeld, Bischof Christoph Demke und Propst Heino Falcke, Irene Ellenberger, Christa Wolf, Dorothee Sölle und andere), fand aber auch formale (zu überfrachtet, zu abstrakt, keine Ausschreibung) und prinzipielle Ablehnung (Desertion – nicht besonders ehrenhaft). Doch nach einigem Hin und Her wurde das Denkmal am 1. September 1995 der Öffentlichkeit übergeben. Der Weg der Anerkennung von Deserteuren als NS-Opfer war langwierig (Quelle: Wikipedia).
Wir, meine Frau und ich, erfuhren von diesem Denkmal erst, als wir zur Eröffnung des Paradiesbaumes am 16. September 2020 auf dem Petersberg weilten, um unsere Ölblätter für den Baum dem Künstler zu übergeben. Aber es war gar nicht so leicht, eine Person zu finden, die uns den Weg zum Denkmal weisen konnte. Im Rahmen der Buga 2021 sollte auf dieses wichtige und beeindruckende Denkmal besser hingewiesen werden.

Martin Steiger, Pfarrer i. R., Weimar

Autor:

Online-Redaktion

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