Rezension
Reaktion auf Tabubruch

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Im Jahr 2023 wurde der Sammelband „Angst, Politik, Zivilcourage“, den Sebastian Kleinschmidt und Thomas A. Seidel als Herausgeber verantworteten, von der Evangelischen Verlagsanstalt vom Markt genommen.
Von Doris Weilandt
Das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) schrieb als Begründung, dass es „demokratiefeindliche, geschichtsrevisionistische, verschwörungsideologische und antisemitische Narrative“ bediene. Ein Vorgang, der seinesgleichen sucht. Nach Protesten war von einer überarbeiteten Neuauflage die Rede. Dazu kam es bisher nicht.
Jetzt erschien bei R. Brockhaus mit „Angst, Glaube, Zivilcourage“ ein ähnlich gelagerter Titel zu den „Folgerungen aus der Corona-Krise“. Die Herausgeber sind geblieben, ebenso fünf Autoren, darunter der Arzt Erich Freisleben und der Theologe Rochus Leonhardt, der seinen Beitrag aus dem ersten Band nicht einfach übernommen, sondern einen weiteren kritischen Text zum Umgang mit den Herausforderungen während der Pandemie geschrieben hat. Darin verweist er auf die Aussagen zum Impfschutz und deren Folgen. Die Haltung großer Teile der evangelischen Kirche habe er als bedrückend empfunden. Das Votum von Landesbischof Christoph Meyns „Impfen ist Christenpflicht“ bezeichnete Leonhardt als „Impffrömmigkeit“ und hält bis heute daran fest.
Hatte das Vorgängerbuch es sich zur Aufgabe gemacht, eine Debatte innerhalb der Kirche anzustoßen, rückt beim nun erschienenen Band der Glaube in den Fokus, wie schon der Titel klarmacht. Mit nachdenklichen Tönen mischt sich Christine Lieberknecht in die Debatte und stellt fest, dass vor allem in der ersten Phase der Pandemie kirchliche Einrichtungen versagten, obwohl gerade der Umgang mit Krankheit und Tod zu ihrer Kernkompetenz gehört. Andere Akteure hätten diese Lücke gefüllt: „Offenbar brechen sich die menschlichen Bedürfnisse nach Gemeinschaft, nach Trost und Nähe, nach Transzendenz zur Not auch ohne kirchliches Wirken Bahn.“ Trotz des Versagens vor allem der Kirchenleitungen bliebe sie zuversichtlich. Der "Glaube an das Evangelium und den menschenliebenden Gott" sei ein "unzerstörbares Fundament“, so Lieberknecht.
Leider enthält der Band keinen Beitrag zur Gain-of-function-Forschung, bei der Krankheitserreger durch biotechnologische Manipulation verändert werden. Viele Forscher, die sich für ein Verbot einsetzen, sind überzeugt, dass das Coronavirus dem Labor entsprungen ist.
Kleinschmidt, S. u. Seidel, T. A. (Hrg.): Angst, Glaube, Zivilcourage. Folgerungen aus der Corona-Krise, R. Brockhaus, 288 S., ISBN 978-3-417-02069-4; 25,00 Euro
Autor:Online-Redaktion |
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