Wort zur Woche
Vom Helden zum Buhmann – Aber eines bleibt

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Der Menschensohn muss erhöht werden, auf dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.
Johannes 3, Verse 14  b.15

Ein preisgekröntes mitteldeutsches Startup heißt „Hero society“. Es trainiert mit Schülern und Auszubildenden soziale Kompetenz und hilft ihnen, eigene Potentiale zu erkennen. Junge Menschen werden bestärkt, etwas aus dem eigenen Leben zu machen. Dann sind sie Heroes, Helden. Das Heroische ist heute gefragt. Als Helden bewundern wir Pflegeteams und Ärzte, die unter Corona-Bedingungen um Leben kämpfen.
Aber war Jesus ein Held? Wenigstens am Palsonntag liegt das nahe. So wie er in Jerusalem einzieht, sehen alle den Sieger. Er ist erhöht, um Gottes Herrschaft zum Durchbruch zu bringen. Er wird seine Gegner überwinden und sein Volk erlösen. Aber etwas verstört: in den Texten zu Palmarum schweigt Jesus. Um ihn her ist eine große jubelnde Menge. Er sitzt auf dem Esel und – sagt nichts. Hier wäre doch der richtige Moment für eine anfeuernde Ansprache an seine Anhänger!
Jesus ist hier der „Hero“ und zugleich der Anti-Held. Er weiß, was danach kommt. Nach dem Ende des Jubels. Wenn die Fans sich davonschleichen wie nach der Niederlage ihrer Mannschaft. Wenn die Scheinwerfer ausgehen und die Mikrofone abgestellt sind. Dann ist Schweigen. Dann dreht sich die Schwester in der Intensivstation zum Fenster. Erschöpft, still, leer, einen Kaffee in der Hand. Sie hat um ein Leben gekämpft.
Als unser Freund starb, wollte er viele noch einmal sehen. Er hatte gegen den Krebs gekämpft. Dann konnte er nicht mehr. Wir besuchten ihn noch einmal im Hospiz. Als wir gingen, sagte er: "Ich habe euch lieb". Wenn das Heroische am Ende ist, hört die Liebe nicht auf, auch nicht mit gescheiterten Helden. Jesus blickt auf die, deren Heldenmut so schnell verfliegt. Ich entdecke in seinem Schweigen keinen Vorwurf, aber wohl traurige Liebe. Der da „erhöht“ auf einem Esel reitet, wendet auch am Kreuz den liebenden Blick nicht von seinem Volk ab. Gottes Liebe bleibt. Darum sagt er: Es ist vollbracht.

Propst Christoph Hackbeil, Sprengel Stendal-Magdeburg

Foto: privat
Autor:

Online-Redaktion

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