Feuilleton

Beiträge zur Rubrik Feuilleton

275 Jahre nach Bachs Tod
Neunjährige Fans: "Leben ohne Bach kann ich mir nicht vorstellen"

"Bach ist einfach cool. Die Matthäus-Passion von ihm hab ich zum ersten Mal mit Acht mitgesungen", erzählt der neunjährige Johann. "Wir haben ja schon im Kindergarten Sachen mit Bach gemacht." Soeben hat der Blondschopf die Aufnahmeprüfung für den Leipziger Thomanerchor bestanden. Jenem legendären Knabenchor mit über 800-jähriger Tradition, dessen prominentester Leiter von 1723 bis zu seinem Tod vor 275 Jahren Johann Sebastian Bach war. Von Karin Wollschläger Johann versteht sich als den...

  • 23.07.25

Ökumenische Kulturkirchenfest
Kirchen feiern Kulturhauptstadt

Chemnitz (epd). Die Kirchen in der europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz laden für den 30. und 31. August zu einem vielfältigen Programm ein. Das ökumenische Kulturkirchenfest in der Chemnitzer Innenstadt steht unter dem Motto „Geht hin und seht“. Geplant seien Konzerte, Diskussionen, Bibelarbeiten, ein „Markt der Möglichkeiten“ und ein Open-Air-Gottesdienst auf dem Neumarkt, wie die Organisatoren auf der Internetseite der Kulturkirche Chemnitz 2025 mitteilten. Eröffnet wird das Fest am...

  • 21.07.25

Trauer um Claus Peymann
"Hunger nach Spiritualität"

Wien (kna) Der am Mittwoch gestorbene Theatermann Claus Peymann habe trotz seiner religions- und kirchenkritischen Haltung eine "tiefe spirituelle Sehnsucht in sich getragen": Das sagte der Theologe und Psychotherapeut Arnold Mettnitzer. Viele seiner Inszenierungen seien "Ausdruck eines großen Hungers nach Transzendenz" gewesen. Eine geplante Veranstaltung mit Peymann und Peter Turrini in Kärnten habe er, Mettnitzer, aufgrund kirchlicher Bedenken absagen müssen; "beide wären aber mit...

  • 21.07.25
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Das Ende steht am Anfang: Ines Geipels Buch "Fabelland" beginnt am 9. November 1989, dem Abend der Grenzöffnung. Die Autorin selbst war einige Monate zuvor in den Westen geflüchtet.  | Foto: epd-bild/Guido Frebel
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Buchtipp
Chronistin der Brüche

Vom Leistungssport zur Literatur: Ines Geipel gehörte zu den Weltklasse-Leichtathletinnen in der DDR. Heute verarbeitet sie die historischen Verwerfungen und Traumata, mit denen der Osten Deutschlands zu kämpfen hat, in ihren Büchern. In "Fabelland" schreibt die 65-Jährige darüber, was sich Ost und West über das wiedervereinte Deutschland erzählen. Von Julia Catharina Eydt Ines Geipel ist eine der profiliertesten Stimmen der ostdeutschen Gegenwartsliteratur – Suchende, Aufklärerin und...

  • 18.07.25

Michel Friedman
Publizist kritisiert «Nie Wieder!» als Plattitüde

München (epd). Der Publizist Michel Friedman warnt Politik und Gesellschaft vor Plattitüden im Kampf gegen Judenhass. «Ich kann es nicht mehr hören: 'Wir stehen an der Seite der jüdischen Menschen', 'Nie wieder!', 'Wehret den Anfängen'», sagte der frühere stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland am Dienstagabend bei einem Festakt in der Münchner Ohel-Jakob-Synagoge. Seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 fingen die Reden von Politikern «wirklich immer...

  • 16.07.25
Berthold Schenk Graf von Stauffenberg: Das Attentat seines Vaters, Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg, auf Adolf Hitler ging in die Geschichte ein. Doch für den Sohn hat der 20. Juli 1944 noch eine andere Bedeutung: Es ist der Tag, an dem in seiner Familie nichts mehr war, wie zuvor.  | Foto:  epd-bild/Judith Kubitscheck
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Sohn des Hitler-Attentäters Stauffenberg
«Für mich ist mein Vater ein Held»

Das Attentat von Claus Schenk Graf von Stauffenberg auf Adolf Hitler ging in die Geschichte ein. Doch für seinen Sohn hat der 20. Juli 1944 noch eine andere Bedeutung: Es ist der Tag, nach dem in seiner Familie nichts mehr war wie zuvor. Von Uta Rohrmann und Judith Kubitscheck «Sind Sie der Sohn des Vaters?» Berthold Schenk Graf von Stauffenberg hat sich diese unbeholfene Frage oft anhören müssen. Ja, er ist der älteste Sohn des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der am 20....

  • 15.07.25
Daniel Barenboim bei der Probe mit Studenten im Pierre Boulez Saal | Foto: Barenboim-Said Akademie/Peter Adamik
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Barenboim-Said-Akademie
Begegnungsort für Israelis, Palästinenser und Iraner

Regula Rapp leitet die Barenboim-Said-Akademie. Die Musikhochschule bringt Studierende aus dem Nahen und Mittleren Osten, aus Israel, Palästina oder dem Iran, in Berlin zusammen. Im Interview mit Von Anna Mertens erzählt die ehemalige Operndramaturgin, was die Hochschule ausmacht, worüber gestritten wird und warum Musik alle eint. Wie verfolgen Sie derzeit die Nachrichten aus dem Nahen Osten? Beginnen Sie damit Ihren Tag? Regula Rapp: Als ich von Daniel Barenboim gefragt wurde, ob ich den...

  • 15.07.25

Rezension
Auf dem Narrenschiff

Wann wird ein Schiff zum Narrenschiff? Wenn der Kapitän ein Narr ist, der Steuermann, der Schiffsarzt, die Crew und/oder die Passagiere? Nach 1494 Sebastian Brant und 1962 Katherine Anne Porter nun also 2025 Christoph Hein mit der Schilderung eines solchen Narrenschiffs. Von Joachim Goertz Ein epochaler Roman über dieses merkwürdige Gebilde namens DDR und denen mit ihm verbundenen Erwartungen, Ansprüchen, und zu Grabe getragenen oder zum Scheitern verurteilten Hoffnungen. Den historisch und...

  • 15.07.25

„Was hier steht, stand nie in den Zeitungen“
Aufstellungsarbeit à la Bert Hellinger

Bad Finkenstein. Ein Kurort in Süddeutschland.  Freitagvormittag. Die Praxis von Dr. Victor Habenthal liegt unauffällig, fast zu still, in einer Seitengasse unterhalb des Kurparks. Kein Schild, keine Werbung, nur eine bronzene Klingel mit schlichter Gravur: Dr. V. Habenthal – Analytische Strukturarbeit. Im Inneren empfängt einen eine Mischung aus Ordnung und gelebter Stille. Kein therapeutisches Weiß, kein hygienisches Blau – sondern Eiche dunkel, Leinenstoff, geöltes Kirschholz, ein sanfter...

Der Altar im Kloster Wechselburg ist Edith Stein, der Patronin der Pfarrei, gewidmet. Michael Triegel erinnert mit dem Werk auch an seinen eigenen Glaubensweg. | Foto: Ruth Weinhold-Heße
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Triegel-Altar
Provokation und Geheimnis

Der Maler Michael Triegel ist für seine sakrale Kunst im virtuos-historischen Stil bekannt. Für ein sächsisches Kloster malte er jetzt ein Altarbild. Es zeigt erstaunlich moderne Gesichter. Von Ruth Weinhold-Heße Sachsen ist um einen Schatz reicher: In der Basilika des Klosters Wechselburg hängt seit Mai ein Altarbild des Leipziger Malers Michael Triegel. So wie der romanische Bau aus dem 12. Jahrhundert ist es schlicht, greift Formen und die porphyrrote Farbe auf, die auch die Kirche...

  • 14.07.25
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Predigttext für den 13.7.2025: Lukas 6, 36-46
Augencreme ...

Der Zyklop Polyphem lag im Dämmer. Die Höhle war karg. Stein, Schatten, Schafgeruch. Die Felswand war schwarz vom Ruß. Irgendwo tropfte Wasser. Der Speer, der ihm das Auge genommen hatte, lehnte noch immer da, an der Felswand. Seine Spitze war verkohlt, und der Griff klebte vom Blut.  Er schlief nicht. Polyphem schlief nie richtig, seit jener Nacht, als Odysseus, Sohn des Laertes, ihm die Finsternis gebracht und das Auge zerstört hatte. Odysseus hatte getan, was man tun muss, um zu überleben....

die Silberpappel
Leberecht Gottlieb (Teil 135)

Kapitel 135, in welchem wir erfahren, dass ein ukrainischer Intellektueller (der Dichter Danyyil Abramovych) sich an Leberecht Gottlieb zu hängen beginnt, die beiden ein Herz und eine Seele werden, Geschichten von diesem oder jenem zu erfinden beginnen - und die schwere Zeit der Verbannung deshalb besser meistern zu können meinen ... In den täglichen Werkpausen, welche man den untertags schuftenden Strafgefangenen, damit deren Arbeitskraft leidlich erhalten blieb, regelmäßig gönnen musste,...

Open-Air-Konzert zum Auftakt
Yiddish Summer startet

Weimar (epd). Der Yiddish Summer Weimar blickt von Samstag an auf ein Vierteljahrhundert erfolgreicher Kulturvermittlung zurück. Zwischen dem 12. Juli und 17. August biete die internationale Sommerschule für jiddische Musik, Sprache und Kultur mehr als 100 Veranstaltungen in Weimar an, teilte die Festivalleitung am Donnerstag mit. Die Angebote reichten von Workshops über Konzerte und Filmvorführungen bis hin zu Mitmachangeboten, die Gästen einen niederschwelligen Zugang zu jüdischer Kultur...

  • 11.07.25

die Zerstörerin der Werte
Leberecht Gottlieb (Teil 134)

134. Kapitel, in dem wir den Schriftsteller Daniel Abramowich kennenlernen und seine Kurzgeschichte von der Magna Destructrix Virtutum, - der Großen Wertezerstörerin. Nach ein paar Wochen hatte  sich Leberecht einigermaßen "gut" auf Workuta eingelebt. Ob man in Bezug auf russische Straflager von "gut eingelebt haben können" überhaupt sprechen darf, ist dabei eine andere Frage. Jedenfalls fand der greise Pfarrer hier sogar ein paar Freunde. Auch einen ganz besonderen jungen Mann mit Namen Daniel...

Freiheit
Eine unvollendete Geschichte

Der Musiker Marius Müller-Westernhagen hat sie besungen, die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ein Buch über sie geschrieben: die Freiheit. Katharina Rögner Seit Jahrtausenden kämpfen Menschen für sie. Eine Ausstellung im Deutschen Hygiene-Museums in Dresden lädt ein, über die Facetten des Begriffs tiefgründiger nachzudenken. „Freiheit. Eine unvollendete Geschichte“ erkundet laut der Kuratorin Viktoria Krason, „wie Freiheit heute verstanden, gelebt und auch gefährdet wird“. „Wir...

  • 05.07.25

Technologie trifft Theologie
Tietz: KI kann Gott nicht ersetzen

Hannover (epd). Die hessen-nassauische Kirchenpräsidentin Christiane Tietz hat davor gewarnt, Künstlicher Intelligenz (KI) in Religion und Kirche eine zu große Rolle zuzumessen. «Keine KI kann an die Stelle Gottes treten», sagte die evangelische Theologin. «Gott lässt sich nicht errechnen. Er muss uns begegnen.» Gott sei genau wie jeder Mensch eine unersetzbare Person. Gott und Menschen seien anders als KI auch verletzlich, schwach, ohnmächtig und leidend. Zwar könne KI die Arbeit in der Kirche...

  • 05.07.25
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Kunstpreis
Stille aus Blitzen und Donner

"Es hat alles seinen Grund, seinen Frieden", sagt Nora Mona Bach. Sie meint das noch unfertige Bild an der weißgekalkten Wand ihres Ateliers in der Alten Baumwollspinnerei Leipzig. Es ist riesig, wie fast alle ihrer jüngeren Werke. Ihre Aussage ist zugleich Leitmotiv ihrer Arbeit und Lebensprogramm. Von Andreas Montag Das Bild zeigt Bewegungen in einer Struktur, die selbst der Veränderung unterzogen scheint. Dabei strahlt die Abstraktion, in Schwarz- und Weißtönen ausgeführt, Harmonie aus. Nora...

  • 04.07.25

Ortszeit des Bundespräsidenten
Ärger mit der Bahn und Selfie mit Frau Müller

Drei Tage Kleinstadt: Bundespräsident Steinmeier hat seinen Amtssitz in dieser Woche nach Neuruppin verlegt. Bei der inzwischen 16. "Ortszeit" sucht er Kontakt zu den Menschen. Und die Menschen suchen den Kontakt zu ihm - vor allem für Fotos. Von Corinna Buschow Der RE6, mit dem der Bundespräsident am Dienstagvormittag von Berlin nach Neuruppin fährt, ist pünktlich und weitgehend leer. Frank-Walter Steinmeier bekommt hier erst einmal kein authentisches Bild von der Diskussion, für die diese...

  • 02.07.25

Rezension
Reaktion auf Tabubruch

Im Jahr 2023 wurde der Sammelband „Angst, Politik, Zivilcourage“, den Sebastian Kleinschmidt und Thomas A. Seidel als Herausgeber verantworteten, von der Evangelischen Verlagsanstalt vom Markt genommen. Von Doris Weilandt Das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) schrieb als Begründung, dass es „demokratiefeindliche, geschichtsrevisionistische, verschwörungsideologische und antisemitische Narrative“ bediene. Ein Vorgang, der seinesgleichen sucht. Nach Protesten war von einer...

  • 02.07.25

Kunsthaus Apolda
Zwischen Faun und Minotaurus

Kunsthaus Apolda Avantgarde: Gerade hat es seinen 30. Geburtstag gefeiert. Die nachwendliche Neugründung hat sich zu einem Publikumsmagneten entwickelt, weit über das regionale Umfeld hinaus. Nun wird die Jubiläumsausstellung „Pablo Picasso & Jean Cocteau“ diese Erfolgsgeschichte weiterschreiben. Von Doris Weilandt Durch die Zusammenarbeit mit den Kunstsammler Hermann Krause ist es gelungen, eine hochkarätige Auswahl von Grafiken und Zeichnungen zu bekommen, die die Künstlerfreundschaft der...

  • 29.06.25

Trauer um Gerhard Thomas
Ein Streiter für die evangelische Publizistik

Der Publizist und frühere Chefredakteur ostdeutscher Kirchenzeitungen, Gerhard Thomas (1934–2025), hinterlässt ein wichtiges Erbe. Von Tilman Baier „Jugend darf, ja muss kritisch sein“. Mit diesen Worten stellte sich Gerhard Thomas, ordinierter Theologe, vor der Redaktionsgruppe „Kirche, Welt, Jugend“ der Mecklenburgischen Kirchenzeitung vor, wenn es mal wieder einmal Ärger gab um aufmüpfige Texte. Hier war er in den 1970er- und frühen 1980er-Jahren Chefredakteur. Gleichzeitig wollte er damit...

  • 29.06.25

Arte: Drama um eine Flucht aus der DDR
Über die Ostsee gen Westen

Das ist Tragik: dass jemand etwas Schreckliches zu verhindern versucht - und es gerade dadurch erst herbeiführt. Insofern ist die Rolle des unscheinbaren Schwimmtrainers Ulrich (Jonas Friedrich Leonhardi) in "Jenseits der blauen Grenze" von Sarah Neumann die eines tragischen Helden. Er bringt seinem Schützling Hanna (Lena Urzendowsky) mit großem Engagement alles bei, was es braucht, um zum DDR-Aushängeschild zu werden. Woher soll er wissen, dass er sie damit gleichzeitig in allen Fähigkeiten...

  • 29.06.25

Orte der Geduld
die Kirche

I. Ei oder Huhn? Wenn die alte Frage nach dem Anfang gestellt wird – Was war zuerst: das Huhn oder das Ei? –, so wählt die Weisheit manchmal einen dritten Weg. Nicht das Huhn, nicht das Ei, sondern das Nest – jener Ort, an dem sich beides begegnet, an dem Neues sich bereitet, Altes sich niederlässt, und das Leben im Zwischenraum ruht. Das Nest ist nicht die Idee der Sukzessivität, sondern eine konkrete Stätte. Es ist nicht der Logos, sondern sein Empfangsraum. In solcher Analogie liegt ein...

Nahost-Konflikt
Festivals fürchten Absagen

Der Krieg in Nahost hat Folgen auch für den Kulturbetrieb. Solange der Flugverkehr von und nach Israel gestört ist, bangen Thüringer Festivals um die Anreise ihrer Künstler. Umgekehrt wollen israelische Künstler nach Hause, können es aber nicht. Von Matthias Thüsing  Erfurt (epd). Gershon Leizerson ist gestrandet. Der israelische Sänger und Komponist hängt in Thüringen fest. Die meisten Flüge in seine israelische Heimat sind weiterhin annulliert. Der Krieg zwischen seinem Land und dem Iran...

  • 25.06.25

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