Die evangelische Kirche braucht Publizistik
Ein Mittelzur Freiheit

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Ohne die Buchdruckerkunst, die Gutenberg kurz zuvor erfunden hatte, wäre die Reformation Martin Luthers nicht so erfolgreich gewesen.
Matthias Augustin
Ohne Internet, Social Media und KI ist eine PR-Kampagne heute nicht mehr erfolgreich, wie u. a. die jüngste Bundestagswahl gezeigt hat. Das gilt auch für die Kirchen.
In dem von Reinhard Marwick und Willi Wild herausgegebenen Buch „Evangelische Publizistik – Wohin?“ wird dies besonders schön deutlich. Udo Hahn, Direktor der evangelischen Akademie Tutzing, bringt es in seinem Beitrag „Die evangelische Kirche braucht Publizistik. Ein medienpolitischer Zwischenruf“ auf den Punkt. „Wenn nicht alles täuscht, sind die Kirchen in den medienpolitischen Debatten – von Einzelstimmen abgesehen – kaum mehr vertreten. Dabei war Medienpolitik einst eine Domäne der Kirchen.“ Die EKD betreibt zum Beispiel die älteste Nachrichtenagentur, den 1910 gegründeten Evangelischen Pressedienst. „Die evangelische Kirche braucht eine wirkungsvolle(re) Medienpolitik. Ein solches Engagement fördert die Zivilgesellschaft und stärkt die Demokratie. Hahn schließt seinen Beitrag mit dem Appell „Es gehört zu den dringenden Aufgaben der Kirchen, sich medienpolitisch durch ihre Gremien zu positionieren.“
Der Mitherausgeber, Willi Wild, geht in seinem Beitrag „2024 – Pfadfinder in der digitalen Medienwelt. Die Perspektive der Kirchenpresse in Mitteldeutschland“ auf die Situation vor Ort und die Kirchenzeitung „Glaube + Heimat“, die seit 100 Jahren besteht, ein. Nach einer guten Bestandsaufnahme wirft er den Blick in die Zukunft. Beides gehört zusammen, Bestandsschutz und Innovation. „Trotz Digitalisierung, Automatisierung und des Einsatzes von KI sind kirchennaher Journalismus und evangelische Publizistik nicht ohne fachspezifisches Personal zu haben … Es geht darum, dass sich die evangelische Publizistik die Möglichkeiten der Kommunikationsformen des 21. Jahrhunderts zunutze macht … Publizistik ist, wie Geisendörfer es ausdrückte, ein ›Mittel der Freiheit‹.“
Hier kommen die beiden Beiträge von Hahn und Wild zusammen: Die Wege sind unterschiedlich, doch ob Evangelische Akademie oder Kirchenzeitung, ob Vorträge und Tagungen oder die Kirchenzeitung als Printausgabe und kirchliche Publizistik digital im Internet und auf Social Media – das Ziel ist das gleiche: Diakonia (Dienst am Menschen, tätige Nächstenliebe), Paideia (Bildung, Persönlichkeitsentwicklung, reflektiertes Christsein, Diskurs) und Publizistik (öffentliche Kommunikation), wie Hahn es beschreibt oder, wie Wild am Ende seines Beitrags schreibt: „Geisendörfer war der Meinung, dass eine solide, seriöse, sachgemäße und kritische Publizistik eine wesentliche Voraussetzung für Kirche in dieser Zeit ist“.
Viele andere Beiträge in diesem sehr lesenswerten Buch unterstreichen dies. Dieser Artikel erscheint zum 101. Geburtstag von „Glau-be + Heimat“, ad multos annos …
Der Autor ist emeritierter Professor für Altes Testament.
Mawick, Reinhard; Wild, Willi (Hrsg.): Evangelische Publizistik – Wohin?, Wartburg Verlag 2024, 256 S., ISBN 978-3-86160-596-6; 20,00 Euro
Autor:Online-Redaktion |
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