EKD-Friedensbeauftragter
Ruf zur waffenlosen Friedensstiftung nötig

Foto: EKM/ Anne Hornemann

Hannover (epd) - Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Friedrich Kramer, hat angesichts des Überfalls Russlands auf die Ukraine vor einer Spirale des Wettrüstens gewarnt. Deutschland müsse dem Atomwaffen-Verbotsvertrag beitreten, forderte der mitteldeutsche Bischof am Donnerstagabend in einer Online-Diskussion der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen. «Atomwaffen sichern kein Recht, sondern sie brechen es per se.» Vielmehr sei ein stärkeres Zusammendenken von Friedens- und Sicherheitspolitik nötig, sagte er in der Diskussion mit dem Berliner Theologen Christoph Markschies.

«Es braucht jetzt den klaren Ruf zum Frieden, zur waffenlosen Friedensstiftung, auch seitens der Kirche», sagte Kramer. Er hätte sich gewünscht, dass Deutschland bei seiner Position geblieben wäre, keine Waffen in Krisengebiete wie jetzt in die Ukraine zu liefern. «Jede Waffe, die geliefert wird und die zum Einsatz kommt, wird Menschen töten.» Auch könne die Bundesrepublik nun nicht mehr eine Mittlerrolle für Verhandlungen der Kriegsparteien übernehmen.

Markschies wandte ein, er glaube nicht mehr an die strikte Alternative von Gewaltfreiheit und bewaffnetem Widerstand. Auch die Kirche müsse ihre friedensethischen Positionen überdenken. «Wir waren zu naiv und haben den zivilisatorischen Effekt der grausamen Geschichte des 20. Jahrhunderts überschätzt», sagte der Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Dies sei ein zu optimistisches Menschenbild gewesen. Bestimmten Menschen müsse jedoch «mit Waffengewalt in die Arme» gefallen werden, «wenn wir die, die sie bedrohen, nicht preisgeben wollen».

Markschies sprach von einem eigenen Lernprozess, unter anderem durch Kontakte in die baltischen Staaten. Als Student habe er bei Kirchentagen «mit lila Tüchern» gegen die «Logik der Abschreckung» demonstriert. Heute sei ihm bewusst: «Ohne den Schutz durch die atomare Bewaffnung der Nato wäre die Unabhängigkeit der baltischen Staaten nicht zu garantieren.»

Der ukrainische Präsident Selenskyj habe gesagt, wenn sein Land Mitglied der Nato gewesen wäre, hätte Putin es nicht überfallen. Es sei eine seltsame Form von «politischer Patronage» des Westens, einem Volk, dass sich eindrucksvoll in Richtung Demokratie entwickelt habe, die souveräne Entscheidung über seine Bündniszugehörigkeit zu versagen. Er halte es für gerechtfertigt, wenn im Augenblick der Kampf der Ukraine mit Waffen unterstützt werde.

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Online-Redaktion

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