Notre-Dame: Domstifter nehmen noch bis Ende Juni Spenden entgegen
Nicht eine negative Reaktion erfahren

Als am Abend des 15. April die Kathedrale Notre-Dame in Paris brannte, stand schon wenig später fest: Sie wird wieder aufgebaut. Innerhalb weniger Tage gab es Spendenzusagen in dreistelliger Millionenhöhe. Allein vier französische Großunternehmen kündigten an, 600 Millionen Euro für den Wiederaufbau zu geben. In Deutschland gaben Kirchengemeinden bekannt, die Kollekten ihrer Gottesdienste am Karfreitag und/oder Ostersonntag für den Wiederaufbau spenden zu wollen.
Der Chefredakteur von "Glaube+Heimat", Willi Wild, fragte in einem Kommentar („Zwischenruf“, Nr. 17, S. 2), ob es sich dabei nicht eher um Effekthascherei handeln würde. Denn wo, so Wild, bliebe in der Karwoche der weltweite Aufschrei gegen Leid, Folter, Verfolgung und Massenmord? Wo blieben die Kollekten in den Kirchen für die Opfer der Anschläge in Sri Lanka oder für Millionen verfolgter Christen? Ein geteiltes Echo blieb nicht aus (Nr. 19, S. 11).
Die Magdeburger Domgemeinde gehörte zu denjenigen, die zum Spenden für Notre-Dame aufriefen. Sie beabsichtigte, ihre drei Kollekten am Karfreitag für den Wiederaufbau der Kathedrale zur Verfügung zu stellen. „Notre-Dame de Paris ist wie der Magdeburger Dom ein herausragendes Symbol des abendländischen Christentums wie der europäischen Hochkultur“, hieß es in dem Aufruf. „Mit den Karfreitagskollekten setzen wir auch ein besonderes Zeichen, da im Jahr 1207 am Karfreitag der Vorgängerbau des jetzigen Domes abbrannte.“ Der Dom-Gemeinkirchenrat hatte seinen einstimmigen Beschluss mit dem Kirchenkreis abgestimmt. Am Karfreitag kamen in den drei Kollekten 1308 Euro zusammen. „Die Gemeinde hat auf 1500 Euro aufgerundet“, sagte der GKR-Vorsitzende Stephen Gerhard Stehli. „Und der Domförderverein, der die Aktion auch gut fand, legte noch 500 Euro drauf.“ Zudem habe die Domgemeinde dem Pariser Erzbischof geschrieben.
„Ich habe nicht eine negative Reaktion auf den Spendenaufruf erfahren“, so Stehli weiter. Er findet, dass man die einzelnen Spendenaktionen und -zwecke nicht gegeneinander ausspielen solle. Warum und wofür Christen spenden sollen, sei eine Frage seit Menschengedenken. Auch in jeder Ausgabe der Kirchenzeitung sei zu lesen, wofür sich Menschen auch mit ihrem Geld einsetzten. Die Domgemeinde hat ihre Spende inzwischen an die Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstiftes Zeitz überwiesen, die ein zentrales Spendenkonto führen. Von dort wird es nach Frankreich überwiesen.
Bis zum 27. Mai sind auf dem Spendenkonto der Vereinigten Domstifter über 27000 Euro für den Wiederaufbau von Notre-Dame eingegangen. „Die Aktion läuft noch bis zum 29. Juni“, informierte die Sprecherin Charlotte Tennler. Außerdem teilte sie mit, dass sich der Leiter der Glaswerkstatt am Naumburger Dom, Dr. Ivo Rauch, im regen Austausch mit den Glasexperten vor Ort in Notre-Dame befinde. Da weiterhin die Schadenserfassungen laufen, stehe aber noch nicht fest, ob und wann die Glasrestauratoren aus der Naumburger Glaswerkstatt in Paris helfen werden.
Angela Stoye 

Autor:

Online-Redaktion

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