RezensionStreifzüge durch Chemnitz

Foto: Verlag Monumente Publikationen

Aus der Flut der Bücher rund um das Kulturstadtjahr 2025 hebt sich ein Exemplar auf wundersame Weise heraus: „Streifzüge durch Chemnitz und das Erzgebirge – Menschen, Bücher, Baudenkmäler“ von zwei „Nordlichtern“ mit der bisweilen nötigen und kritischen Distanz geschrieben und dennoch ganz dicht dran.

Von Hartmut Ellrich

Es ist nicht das erste Buch, das Klaus-Martin Bresgott (Jg. 1967) und Johann Hinrich Claussen (Jg. 1964) im Bonner Verlag Monumente Editionen vorgelegt haben. Schon einmal hatten sie sich der Literatur verschrieben und waren Fontanes Spuren gefolgt.

Nun gilt ihr Augenmerk dem einstmals „sächsischen Manchester“ und derzeitigen Kulturhauptstadt Europas. So kommt es nicht von ungefähr, dass das Titelbild den gewaltigen Kopf von Karl Marx ziert.

Die Coverideen stammen ja in der Regel nie von den Autoren selbst und doch bildet der Einband bereits eine Klammer, ja einen Spannungsbogen, wenn man auf die Rückseite mit der Schlosskirche blickt! Konzeption und Bildredaktion lagen in den Händen von Klaus-Martin Bresgott, der mit dem Fotografen und Designer Ralf Klöden zusammenarbeitete. Es ist somit eines jener Bücher, das mit Bedacht Text & Bild als gemeinsame Botschaft im Blick hat. Ein Glücksfall!

Beim Blick ins 128 Seiten starke, mit 140 teils ganzseitigen Abbildungen ausgestattete Buch fällt auf: knappe Einleitung, dazu fünf Kirchen als historische Keimzellen bzw. kulturelle und ideelle Mittelpunkte für Chemnitz und vier „Besondere Orte“ in bunter Mischung: Jüdischer Friedhof, Straße der Nationen, die Kaufhäuser Schocken und Tietz sowie die Villa Esche und der Wirkbau in der Annaberger Straße. Nun ist das „sächsische Manchester“ aber nicht vom Himmel gefallen: die Verkehrsinfrastruktur fehlt völlig. Das alte Flughafengebäude Schkopauer Straße mit dem gewaltigen „Wohngebiet Fritz Heckert“, zeitweilig das drittgrößte der DDR, hätte ein fünftes spannungsreiches Porträt ergeben.

Im Buch folgen fünf Autorenporträts bei denen Stefan Heym genauso wenig fehlt wie Stephan Hermlin. Dann geht der Blick ins Umland mit einer Mischung aus eher kunsthistorischen Kirchen- und fabelhaften Autoren-/Dichterporträts: Kunze und Loest hier, Gellert und (Paul) Fleming da. Was wiederum fehlt sind die Zentren weltlicher Herrschaft: jene Burgen und Schlösser, ohne die die Kirchen zumeist gar nicht gedacht werden können. Burg Rabenstein, die gewaltige Augustusburg oder die gelungenen Konversionen von Schloss Freudenstein in Freiberg bzw. Schloss Osterstein in Zwickau. Bedauerlich ist auch das fehlende Literaturverzeichnis. Dennoch: der Band füllt eine Lücke, allerdings ist noch Luft nach oben.

Bresgott, Klaus-Martin; Claussen, Johann-Hinrich: Streifzüge durch Chemnitz und das Erzgebirge, Monumente Verlag, ISBN 978-3-867-95206-4; 22,90 Euro

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