Weimar
Kunst trifft Klimawandel

- Erich Friedrich Becker
- Foto: Doris Weilandt
- hochgeladen von Online-Redaktion
Erich Friedrich Becker hat eine besondere Beziehung zu Belvedere, dem Sommerschloss der Weimarer Herzöge. Er zeigt auf eine Baumscheibe von einer Esche. Am Roten Turm hat sie über 200 Jahre gestanden.
Von Doris Weilandt
Goethe hat sie wahrscheinlich gesehen, wenn er sich mit Großherzog Carl August zu wissenschaftlichen Untersuchungen traf. Jetzt war sie hohl und nicht mehr standsicher. Das Holz gibt Auskunft über die guten Jahre mit viel Wasser, den Kampf gegen die zunehmende Trockenheit, auch über Verwundungen, die eingeschlossen wurden. „Ich verwende nur Holz, das gefallen ist“, erklärt der Künstler. Der Fällschnitt ist für ihn etwas Absolutes. Aus diesem Stück hat Becker eine abstrakte Arbeit geschaffen. Durch die Kunst bleibt etwas von dem alten Baum erhalten, lebt weiter in anderer Form. Ein anderes Holzstück der uralten Esche verwandelte sich unter seinen Händen in die „Gabe des Prometheus“.
In Andreas Pahl, der die Leitung vom Schlosspark Belvedere inne hat, fand Becker einen Partner, der täglich mit der Veränderung der Bäume zu tun hat. „Das Tragische am Klimawandel: Wir werden die Altbäume schneller verlieren“, so Pahl. Ihn beeindrucken neben den Skulpturen aus Totholz auch die Zeichnungen, die Becker von „seinen“ Parkbäumen macht. „Ein alter Baum hat etwas Ehrwürdiges und steht für die Schöpfung“, sagt Becker. Womit wir wieder bei Goethe wären. Auch er hat aus toten Bäumen Kunstgegenstände fertigen lassen, so auch aus einem umgestürzten Wacholderbaum. 1809 schrieb er an seinen Sohn August: „Das brauchbare Holz davon will ich ausschneiden lassen, damit wir sein Andenken in irgendeinem Hausrat bewahren."
Bereits 2021 rückte die Klassik Stiftung unter dem Jahresmotto „Neue Natur“ die Bedrohung der Parklandschaften in den Mittelpunkt ihres Themenjahres. Aus dem Holz einer riesigen Ulme wurde neben dem Tempelherrenhaus ein Pavillon errichtet, der als „Grünes Labor“ fungierte. Mit der Ausstellung „Kunst und Klimawandel“ wird das Nachdenken über die sich rasch vollziehenden Veränderungen neu angeregt. Auch für den Künstler ist das Verweilen am Ort inspirierend: „Ich habe im Park eine Reihe von Skizzen gemacht, die ich der Klassik Stiftung überreichen will“, sagt Becker.
Tipp: „Kunst und Klimawandel“, Schloss Belvedere, bis 28. September, 10 bis 18 Uhr
Autor:Online-Redaktion |
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.