Magdeburger Dom
Startschuss für die Stradivari unter den Glocken
- Andreas Schumann (l.) und Johannes Grassmayr besiegelten den Vertrag auch mit Handschlag.
- Foto: Thorsten Keßler
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Noch in diesem Jahr soll eine 14 Tonnen schwere Glocke für das neue Geläut des Magdeburger Domes gegossen werden. Credamus ihr lateinischer Name, auf Deutsch: „Lasst uns glauben!“ Sie ist die letzte von insgesamt acht neuen Glocken für den ersten gotischen Dom in Deutschland. Sieben neu gegossene stehen bereits im nördlichen Seitenschiff.
Von Thorsten Keßler
Andreas Schumann ist Vorsitzender des 2018 gegründeten Domglockenvereins mit dem Ziel, der Bischofskirche der EKM zu einem angemessenen Kathedralgeläut zu verhelfen. Der Verein ist mit über 300 Mitgliedern einer der größten Kulturvereine in Sachsen-Anhalt. „Das Glockenprojekt ist ein bürgerschaftliches Projekt“, sagt Andreas Schumann. „Die Menschen identifizieren sich mit ihrem Dom, und das ist das Wunderbare daran.“ Die Glocken seien ein Zeichen des Friedens und des gesellschaftlichen Miteinanders: „Glocken haben auch im Krieg geläutet, aber wir wollen Friedensglocken läuten.“
Anfang Oktober wurde offiziell bekannt gegeben, dass die Credamus in der Innsbrucker Glockengießerei Grassmayr gegossen wird. Nur eine Handvoll Gießereien sind in Europa überhaupt in der Lage, solche großen Glocken zu gießen. Grassmayr hat vor einigen Jahren bereits eine 15-Tonnen-Glocke für ein griechisch-orthodoxes Kloster in Israel gegossen sowie eine 25 Tonnen schwere Glocke für die Kathedrale in Bukarest. Die Credamus wird künftig die zweitgrößte Glocke in Deutschland sein.
Die Gießerei hat 426 Jahre Gusserfahrung. Zwanzig Angestellte arbeiten im Betrieb, der von Johannes Grassmayr und seinem Bruder Peter geführt wird. Johannes Grassmayr war für die Vorstellung extra nach Magdeburg gereist.
„Man muss die beste Glocke gießen, die Stradivari unter den Glocken muss man gießen, und darum haben wir in den letzten Jahren sehr viel Innovation gemacht.“ So sei über 400 Jahre die flüssige Bronze, die Glockenspeise, von oben in die Glockenform hineingelaufen. Seit circa 20 Jahren wird bei Grassmayr steigend gegossen. „Das Metall rinnt über eine Röhre seitlich hinunter, verteilt sich unter der Glockenform und geht dann steigend in die Form hoch.“ Auch die Gießerei wurde umgebaut. „Lichtdurchflutet, und man sieht die Berge um Innsbruck herum“, erzählt Johannes Grassmayr und vergleicht sein Handwerk mit dem eines Koches. „Wenn man etwas Gutes kochen will, kann man das nicht in einer schmutzigen Küche machen. Man braucht die Lebensmittel, aber um eine gute Speise kochen zu können, muss man das mit Liebe machen.“
Noch in diesem Jahr soll die Credamus in Innsbruck gegossen werden. Der Guss mit 1100 °C heißer Bronze wird 6 bis 7 Minuten lang dauern. Ehe die Glocken dann in die Türme einziehen können, muss die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt als Eigentümerin des Domes die Türme noch ertüchtigen.
Die Kosten dafür gehen in den Millionen-Bereich. Soweit möglich, will sich der Glockenverein auch an diesen Kosten beteiligen, sagt Andreas Schumann. „Es sind noch Glockenstühle zu bauen, das wollen wir gerne mit unterstützen und die Kulturstiftung davon entlasten.“
Autor:Online-Redaktion |
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