Ein besonderer Service
Ausflug mit Aussicht

Vogelperspektive: Von den Dachschäden an der Tonndorfer Kirche St. Peter und Paul im Kirchenkreis Weimar kann sich Michael Schneider dank der Drohnentechnik ein genaues Bild machen.  | Foto: Michael Schneider
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  • Vogelperspektive: Von den Dachschäden an der Tonndorfer Kirche St. Peter und Paul im Kirchenkreis Weimar kann sich Michael Schneider dank der Drohnentechnik ein genaues Bild machen.
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Service: Michael Schneider steigt den Kirchengemeinden nicht nur aufs Dach – er überfliegt es. Mit einer Drohne kann er Schäden frühzeitig entdecken.

Von Katharina Hille

Die seit November wieder verschärften, aber das öffentliche und private Leben insgesamt nun schon Monate bestimmenden coronabedingten Einschränkungen spüren sie in ihrer ganzen Bandbreite zuhause: Bei Schneiders in Gelmeroda ist nahezu nichts mehr wie gewohnt, und doch läuft vieles weiter, nur eben anders – immer im Vertrauen auf den, der alles lenkt und Mut zu neuen Wegen schenkt.
„Wir spüren die Auswirkungen der Pandemie im Positiven wie im Negativen.“ Während Michael Schneider mit seiner Dachdecker-Firma in der Bau-Branche kaum Einschnitte durch Corona zu verzeichnen hat, trifft die Krise seine Frau Eva-Maria Ortmann mit voller Wucht. Der freischaffenden Sängerin, Moderatorin und Trainerin für Rhetorik, Sing- und Sprechstimmbildung und Phonetik brechen 2020 fast alle Aufträge und Auftritte weg, meist kurzfristig und ohne Ausfallhonorar. Für das neue Jahr sieht es erstmal nicht besser aus.
Familie Schneider-Ortmann mit sechs Kindern zwischen zwei und 30 Jahren – die drei Großen sind schon aus dem Haus – hat reichlich Erfahrung mit geschlossenen Kitas und Schulen, mit häuslicher Betreuung von großen und kleinen Kindersorgen parallel zum Job im Homeoffice. Und dann noch diverse Ehrenämter. Michael Schneider ist vor einem Jahr zum dritten Mal in den Gemeindekirchenrat (GKR) gewählt worden, steht seit 2014 dem Gremium der Kirchengemeinde Weimar vor.
Corona prägt auch hier die Arbeit. Die GKR-Sitzungen finden überwiegend am Computer statt. „Leider fehlt da das Zwischenmenschliche, der direkte Kontakt“, sagt der 54-Jährige. Dennoch lassen sich die wichtigsten Angelegenheiten auch so regeln. Für ihn ist das kirchliche Ehrenamt erfreulicher als das politische. „Im Gemeindekirchenrat, in der Kirche ziehen wir meistens am gleichen Strang, es gibt weniger Gegeneinander als in der Politik.“ Nach einem „Ausflug“ in die Kommunalpolitik und den Weimarer Stadtrat widmet er nun einen großen Teil seiner wenigen Freizeit der Kirchengemeinde Weimar. Dort fühlt er, der erst als Erwachsener zur Kirche gefunden hat, sich mit seinem ehrenamtlichen Einsatz eindeutig besser aufgehoben. Insbesondere, wenn es um Kirchenbauten geht und seine fachliche Expertise gefragt ist.
Seit etwa einem Jahr bietet "Dach-Schneider" einen besonderen Service an: Mittels Drohnen können Kirchendächer fotografiert und gefilmt werden, um frühzeitig mögliche Schadstellen zu entdecken. Das ist besonders wichtig an schwer zugänglichen Stellen wie kleinen Erkern oder Zwiebeltürmchen. „Manchmal müssen nur ein, zwei Schiefer fehlen – so ein kleiner Schaden fällt erstmal nicht auf. Aber wenn er länger unentdeckt bleibt und nicht repariert wird“, weiß der Dachdeckermeister, „kriecht irgendwann die Feuchtigkeit ins Gebälk und die Sanierung wird sehr viel teurer.“
Dass das Geld in den Gemeinden knapp ist, wird durch Corona noch einmal deutlich. Nicht nur Kollekten-gelder, auch die Einnahmen von Touristen und Konzertbesuchern in der Weimarer Stadtkirche blieben 2020 aus. Das bereitet dem Gemeindekirchenrat Sorgen, aber es nimmt ihm nicht die Hoffnung. „Dass wir Heiligabend zu den Menschen gegangen sind und nicht darauf gewartet haben, dass sie zu uns kommen – das sollten wir uns für Zeiten nach Corona bewahren.“ So kann Michael Schneider der Krise auch etwas Gutes abgewinnen, wenngleich er ein solches Weihnachten nicht nochmal erleben will. „Wir sollten mutig auch an anderes neu herangehen – vor allem in der Ökumene. Die christlichen Schwesterkirchen grenzen sich in meinen Augen immer noch zu sehr voneinander ab. Da wünsche ich mir neue Wege und den Mut, sie zu gehen.“

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Online-Redaktion

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