Wort zur Woche
Eine vertraute Stimme lesen

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Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich. Lukas 10, Vers 16a
Manchmal geht mir das so, wenn ich ein Buch von einem Freund lese. Oder ich schmunzle bei einer Mail, weil ich beim Lesen der Worte den Menschen sprechen höre, der sie verfasst hat – für viele oder nur für mich. So vertraut mit einem Menschen zu sein, ist ein gutes Gefühl.
Von Matthias Keilholz
Wen hören Menschen, wenn ich ihnen von Jesus erzähle? Welche Stimme hören sie, wenn ich erzähle, was ich glaube, wo ich zweifle und wie ich wieder Halt gefunden habe?
Jesus schickt seine Jünger los – 72 an der Zahl, immer zu zweit. Ihr Auftrag: Sie sollen allen sagen, dass Gottes Königreich nahe ist (Lukas 10, Verse 1 und 9). Frieden sollen sie jedem Haus, also jedem Menschen in einem Haus, wünschen. Es ist Gottes großes Ziel, den Frieden wieder herzustellen. Alles wird er umfassen – Schalom.
Jesus gibt diesen Gesandten die Zusage mit: „Wer euch hört, der hört mich.“ Ihre Einladung zum Frieden wird so klingen, als ob Jesus selbst sie ausgesprochen hat. Die Menschen – nicht alle – werden spüren: Es ist so, als ob Gott selbst mit uns spricht. Was Jesus hier nicht sagt: „Benehmt euch so, dass die Menschen euch glauben können und ihr ihnen nicht im Weg steht.“ Was bei längerem Nachdenken wohl auch ein Thema sein muss. Aber hier nicht.
Was mich erstaunt: Wenn ich die Stimme eines Freundes in einem geschriebenen Text regelrecht höre, dann deswegen, weil ich vorher schon mit dieser Stimme vertraut gewesen bin. Wir waren in einem Hauskreis, haben miteinander im Chor gesungen, sind langjährige Kollegen. Die Menschen, denen die Boten Jesu begegnen, haben ihn aber noch nicht gehört. Ganz am Anfang schreibt Lukas, dass Jesus die Jünger dorthin sendet, „wohin er gehen wollte“ (Lukas 10, Vers 1). Und dennoch wird seine Stimme den Menschen vertraut sein.
Weil in allen Menschen die Sehnsucht nach Gott steckt, manchmal sehr vergraben? Weil Gottes Botschaft einfach himmlisch klingen muss? „Gott kommt zu euch!“ Eine bessere Nachricht gibt es nicht.
Der Autor ist Pfarrer in Lutherstadt Wittenberg.


Autor:Online-Redaktion |
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