Streit beendet
Verhüllung mit Ölzweigen

- Auf diese Weise will der Künstler die Plastik umhüllen.
- Foto: Montage: Thomas Leu
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Der Streit um eine antisemitische Figur in Calbe im Kirchenkreis Egeln ist beendet: An der "Judensau"-Darstellung an der Fassade der evangelischen Sankt-Stephani-Kirche soll ein Kunstwerk installiert werden. Ausgangspunkt der Kontroverse ist einer von 14 Wasserspeiern unterhalb des Dachsimses. Dort wird ein Jude dargestellt, der sein Gesicht dem Hinterteil einer Sau zuwendet.
Als die Plastik vor einigen Jahren saniert wurde, wehrte sich der Kirchengemeinderat gegen die Wiederanbringung. Doch die Denkmalschutzbehörde habe die Figur 2020 wieder am Kirchpfeiler anbringen lassen, so der Sprecher. Seitdem habe die Gemeinde die Figur mit Netz und Stricken verhüllt.
Kompromiss gefunden
Nach Gesprächen zwischen Vertretern von Denkmalschutz und Kirche gibt es nun einen Kompromiss: Es werde eine "Barriere für die Wahrnehmung" als "gestaltende Intervention" erlaubt, heißt es seitens der EKM. Eine Ausschreibung für ein Auftragskunstwerk konnte der hallesche Künstler Thomas Leu gewinnen. So werde künftig unter dem Titel "Einfriedung" ein Geflecht aus Ölzweigen den Blick auf die Schmähplastik beschränken. Das Kunstwerk lege sich "wie ein Korb um die Plastik" und sei im Gespräch mit Vertretern der jüdischen Gemeinde entstanden.
Kluge Verhüllungsform
Landesbischof Friedrich Kramer begrüßte den Kompromiss. Es sei gut, dass diese "kluge Form" der Verhüllung gefunden worden sei. "Gerade in diesen Tagen, wo der Judenhass neu aufflammt, ist es wichtig, hier ein klares Zeichen seitens der Kirche zu setzen: Antisemitismus muss widersprochen werden."
Auch Christian Staffa, Beauftragter für den Kampf gegen Antisemitismus der Evangelischen Kirche in Deutschland, zeigte sich erfreut: "Seit vielen Jahren mache ich mich für die Verhüllung dieser obszönen und gotteslästerlichen Bildwerke stark. Das Beispiel in Calbe zeigt, wie solch ein Weg gelingen kann."
Auch an anderen Orten in Deutschland hatte es Streit um Schmähplastiken gegeben, unter anderem in Regensburg und Wittenberg.
(kna)
Autor:Online-Redaktion |
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