Propst Stawenow geht in den Ruhestand
Unvollendeter Dienst

Christian Stawenow | Foto: privat

Die Kisten sind schon gepackt im Büro des Propstsprengels Eisenach-Erfurt am Eisenacher Pfarrberg. Zum 1. Januar fusioniert der Propstsprengel mit Gera-Weimar und Meiningen-Suhl zum Sprengel Erfurt, wo dann der Dienstsitz ist. Damit endet auch die Amtszeit von Regionalbischof Christian Stawenow, der in den Ruhestand tritt. Am 3. Dezember um 15 Uhr wird er in der Eisenacher Georgenkirche verabschiedet.

Wie geht es 2022 für Sie weiter?
Christian Stawenow: Meine Frau arbeitet hier im Kirchenkreis als Kirchenmusikerin, deshalb werden wir auch weiterhin erstmal in Eisenach wohnen bleiben. Ich darf mich dann dem Haus, der Familie und sicher auch manchem schönen Dienst widmen. Langweilig wird es mir nicht werden.

Welche Bilanz ziehen Sie nach 41 Dienstjahren?
Das Leben ist zu kurz, der Dienst nicht zuende. Wir leben im Advent, alles ist vorläufig. Aber darauf ist der Dienst angelegt, man kann nie sagen, dass er vollendet ist.
Rückblickend bin ich dankbar für die Menschen, mit denen ich den Weg in den Gemeinden, in der Kirche gehen durfte. Aber unsere Kirche ist auch sehr viel kleiner geworden. Nach der Wende gab es keinen geistlichen Aufbruch, das war bitter. Dafür konnten wir äußerlich viel in Ordnung bringen, was in die Brüche gegangen war, und viele Kirchen und Gebäude wieder aufbauen.

Was bleibt unvergessen?
In meiner Anfangszeit als Pfarrer in Scharfstädt hielt bei der Einweihung eines politischen Gemeindesaals ein Pionier einen Fahnenappell. Ich habe für den Jungen gebetet, dass er zum Glauben kommt. Kurze Zeit später kam die Wende. Für den neuen Konfirmandenkurs wollte ich alle Jugendlichen im Ort einladen. Eine Familie, beide Elternteile besetzten politische Posten, bat mich daraufhin um ein Gespräch: "Herr Stawenow, wenn unser Sohn zum Konfirmandenunterricht geht, gelten wir doch als Wendehälse", sagten sie. Ich entgegnete, ob sie ihm denn verwehren wollten, dass er den Glauben an Jesus kennenlernt?
Der Junge durfte dann teilnehmen. Zur Konfirmation kam sein Großvater zu mir und sagte: "Wir haben so für unseren Daniel gebetet." Und Daniel wurde dann eine tragende Säule der Jugendarbeit.

Welche theologische Erkenntnis ist im Laufe der Jahre in Ihnen gereift?
Ich habe gelernt, dass die geistliche, theologische Erkenntnis und die Liebe miteinander gepaart sind, und dass ich dem zu folgen habe. Die Frage nach der Erkenntnis und der theologischen Wahrheit hat mich geprägt. Wir waren zu DDR-Zeiten eine bekenntnisorientierte und verkündigende Kirche. Wir dachten, dass das das Richtige sei. Aber damit haben wir auch viele Menschen verletzt und in ein Joch gezwängt, das sie nicht tragen konnten. Doch das Herz Jesu, die Liebe Jesus ist eigentlich viel weiter.

Die Fragen stellte Mirjam Petermann.

Autor:

Mirjam Petermann

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