Wie die Jenaer Volkshaus-Orgel erhalten bleiben soll
Im „Orgel-Laboratorium“

Alle 61 Register gezogen: Der Rückbau und die Versteigerung der 4800 Pfeifen ist vom Tisch. Die Orgel im Jenaer Volkshaus soll weiter genutzt werden. | Foto: Foto: Jena Kultur/Andreas Hub
2Bilder
  • Alle 61 Register gezogen: Der Rückbau und die Versteigerung der 4800 Pfeifen ist vom Tisch. Die Orgel im Jenaer Volkshaus soll weiter genutzt werden.
  • Foto: Foto: Jena Kultur/Andreas Hub
  • hochgeladen von Online-Redaktion

Sie ist einzigartig unter den Konzerthausorgeln: die Orgel im Volkshaus in Jena.

 Von Michael von Hintzenstern

Der Streit um ihre Zukunft bewegte Ende vergangenen Jahres die Gemüter. Das 1987 von der Firma Sauer erbaute Instrument gehört mit seinen 4800 Orgelpfeifen zu den größten neuen Orgeln Thüringens. Es verfügt über 61 Register und hat einen beweglichen Spieltisch. Die Kosten für die Orgel betrugen seinerzeit 1,5 Millionen DDR-Mark, bezahlt vom VEB Carl Zeiss Jena.

Nach der stilgerechten Restaurierung des Volkhaussaals 2019 wurden auch Bühne und Tontechnik modernisiert. Doch im Orgelinneren zeigten sich, vor allem in der Elektrik, Verschleißerscheinungen. Einzelne Register fielen aus. Angesichts dieses „desolaten Zustands“ und drohender hoher Restaurierungskosten wurde die Frage nach einem „Rückbau“ des Instrumentes gestellt. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht, die Orgel solle in Einzelteilen – Pfeife für Pfeife – versteigert werden.

Doch schnell regte sich Widerstand: Es war der ehrenamtliche katholische Kirchenmusiker Thomas Grubert, der seit über drei Jahrzehnten im Kirchspiel Dorndorf-Steudnitz (Kirchenkreis Eisenberg) zu den Gottesdiensten spielt, der im Internet eine Petition „Rettung für die Sauer-Orgel im Volkshaus Jena“ verfasste – und 1626 Unterstützer fand. Auch Prominente, wie der Titularorganist der Pariser Kathedrale Notre Dame, Olivier Latry, erhoben die Stimme.

Das Ergebnis: In einem von Jena-TV übertragenen „Orgelgipfel“ wurde über mögliche Perspektiven des Instrumentes diskutiert, das auch im Zusammenspiel mit der Philharmonie verstärkt eingesetzt werden soll. Während eine denkmalgerechte Restaurierung 350 000 Euro kosten würde, müsse man bei einem der Zukunft zugewandten Erweiterungsbau von 750 000 Euro ausgehen. Jena würde es als innovativer Stadt gut zu Gesicht stehen, in Kooperation mit der Weimarer Musikhochschule ein Zentrum der jungen Orgelszene zu etablieren. Auch Simon Gaudenz, Generalmusikdirektor der Jenaer Philharmonie, plädiert dafür, nicht rückwärtsgewandt zu agieren: „Entweder ganz oder gar nicht!“ Im Herbst soll es einen weiteren „Orgelgipfel“ geben. Dass zunächst an einer inhaltlichen Profilierung des „Orgel-Laboratoriums“ gearbeitet wird, ohne gleich von finanziellen Engpässen zu reden, spricht für die innovative Weitsicht der Verantwortlichen.

Alle 61 Register gezogen: Der Rückbau und die Versteigerung der 4800 Pfeifen ist vom Tisch. Die Orgel im Jenaer Volkshaus soll weiter genutzt werden. | Foto: Foto: Jena Kultur/Andreas Hub
Autor:

Online-Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.