Kommentiert
Biblische Seh-Schule
- hochgeladen von Online-Redaktion
Salvador Dalí? Ist das nicht der Mann mit gezwirbeltem Schnauzbart und einem Ozelot, der auf seinen Bildern Uhren wie Camembert-Käse in der Sonne verlaufen lässt?
Von Uwe Kraus
Wieder so ein Fehlurteil, erfährt man spätestens im Kunsthaus Apolda Avantgarde, das über 15 000 Besucher zur Exposition rund um den zerrissenen spanischen Allroundkünstler begrüßte. Das Kunsthaus ermöglichte, beim zweiten oder gar dritten Blick überraschende Details zu finden.
Keine Elefanten fliegen durch die Galerie, keine Giraffen brennen, nicht seine berühmte dahinfließende Zeit verstreicht: Die Schau ist so gar nicht schreierisch, will nicht weniger als alles, nimmt darum auf 105 farbigen Originallithografie-Schritten den Betrachter mit auf Salvador Dalís lebenslange Suche nach Gott und dem eigenen Himmel.
Denn er ist mehr als der Selbstdarsteller und anfängliche Religionsverächter. Durch seine „Biblia Sacra“ mit Motiven des Alten und Neuen Testaments verbindet er in Gelb, Schwarz und goldenem Schein die Tiefe des Menschen und die Höhe Gottes. So wie er mit Tusche und Steinplatte zu einem intensiven Gott-Sucher wächst, so öffnet Dalí den Blick des Betrachters auf Kreuze, Wunden und Jesus. Aber ebenso auf sich selbst.
Er schlägt damit die Brücke von seinem frühen Absurdistan in den christlichen Glauben. So bringt er bilderdruckend Hoffnung.
Autor:Uwe Kraus |
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.