Wort zur Woche
Kleines Wort, große Geste

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Wir liegen vor dir mit unserm Gebet und vertrauen nicht auf unsre Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit.
Daniel 9, Vers 18b


Es tut mir leid! Wirklich!“, sagte er. „Das glaube ich dir nicht! Wieso passiert es trotzdem immer wieder?“ Sie tobte.

Von Magdalene Franz-Fastner

Unzählige Male hatten sie schon miteinander gestritten. Es war zum Verzweifeln. Sollte sie ihm wirklich vertrauen? So oder so ähnlich – wir kennen sicherlich alle solche Situationen, wo Verletzungen geschehen und Vertrauen zerstört wird. Es braucht Vergebung. Beide Seiten sind gefragt. Der eine, der wirklich versteht, warum sich die andere verletzt fühlt. Und die andere, die bereit ist, Vertrauen zu schenken, trotz aller schmerzlichen Erfahrungen.

Ich frage mich oft, wie große Vergebung geschehen kann, wenn ich schon im Kleinen spüre, wie kompliziert das alles ist. Wie soll das funktionieren, wenn es um eine bestimmte Gruppe geht oder um ein ganzes Volk? In unserem Wochenspruch geht es genau darum. Ein Mensch bittet stellvertretend für alle anderen um Vergebung. Daniel, der Prophet, bittet Gott, er möge seinem Volk verzeihen. „Ach Herr, sei gnädig!“ ruft er. „Wir haben kapiert, dass es falsch war, was wir getan haben“, sagt Daniel. Würden wir an Gottes Stelle Vergebung schenken? Es würde uns schwerfallen. Zu schnell wären sie wieder da, die Zweifel daran, dass es die andere Seite ernst meint.

Aber Gott vergibt. So lesen wir es im Daniel-Buch. Und an vielen anderen Stellen in der Bibel. Ich glaube daran, dass Vergebung möglich ist. Sie löst nämlich das Opfer-Täter-Verhältnis auf. Und nein, ich meine damit nicht, dass Mord, Misshandlung, Gewalt oder andere schwere Taten einfach verziehen werden sollten. Da braucht es Strafen und juristische Aufarbeitung. Es braucht immer wieder einen ganz klaren Blick auf das, was geschehen ist. Und: wir brauchen Vergebung. Immer wieder. Zwischen Männern und Frauen, zwischen Kindern und Eltern, zwischen Freund und Feind, zwischen uns Menschen. Weil wir nur so das Göttliche in uns zum Klingen bringen. Das wird nämlich berührt, wenn wir dem anderen mit weitem Herzen begegnen und verstehen, was unser Gegenüber selbst im Herzen trägt.

Die Autorin ist Pfarrerin in Ilmenau.

Magdalene Franz-Fastner | Foto: privat
Autor:

Online-Redaktion

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