Dein Reich komme!Glaubensserie (21): Das Friedensreich – Jesaja, Kapitel 2, 9 und 11

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Angesichts der aktuellen Krisen und Kriege wird wieder die Frage gestellt, ob ein friedliches Zusammenleben gelingen kann und was wir dafür tun können. In der Bibel finden sich dafür beim Propheten Jesaja Hinweise.
Von Friedrich Kramer
“Sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen”, “Schwerter zu Pflugscharen”, “des Friedens kein Ende”, “Die Wölfe werden bei den Lämmern wohnen” (vgl. Jesaja, Kapitel 2, 9 und 11) – welch kraftvolle Bilder des Friedensreiches werden bei Jesaja gemalt, sie sind ein Licht auch in der Dunkelheit heute. Da wird jemand kommen, der Gerechtigkeit und Frieden herstellt und den Elenden hilft. Jener wird alle Knechtschaft und Unterdrückung, alle Gewalt beenden. Es entsteht eine Welt, in der gewaltfrei gelebt wird. Löwe und Rind grasen nebeneinander, Kinder wachsen ungefährdet auf. Diese neue Welt, das Friedensreich Gottes, wird ein sicherer Ort für alle sein.
Wir haben erlebt, wie diese Verheißung inmitten des kalten Krieges lebendig wurde und eine großartige Abrüstung mit wachsender Sicherheit in Europa gebracht hat, wie die Mauern fielen und Freiheit und Frieden zusammen tanzten. Doch nun seit Jahren dieser fürchterliche Krieg in der Ukraine. Russland zerstört brutal täglich Menschenleben und eine gemeinsame Friedensordnung in Europa erscheint unmöglich. Alles soll sich seitdem ändern, eine Rückkehr zu Rüstung und Misstrauen, zu Kriegsszenarien und Angst ist in vollem Gang und verdunkelt die Herzen.
Legen wir deshalb die Jesajaworte als unrealistisch und naiv beiseite und greifen lieber zum Wort des Propheten Joel: “Macht aus euren Pflugscharen Schwerter und aus euren Sicheln Spieße! Der Schwache spreche: Ich bin stark!” (Joel 4,10)? Diese Worte wurden uns schon in den 80er-Jahren, von den Befürwortern der Aufrüstung vorgehalten. Seht, es steht auch das Gegenteil in der Bibel, hier werden Pflugscharen zu Schwertern geschmiedet. Jegliches hat eben seine Zeit und jetzt ist Zeit zum Aufrüsten. So hören wir es jeden Tag. Milliarden für die Rüstung und wir sollen wieder Krieg lernen. Und die wichtigen Nachhaltigkeitsziele der Weltgemeinschaft, wie den Hunger abzuschaffen, werden vertagt.
"Wir haben erlebt, wie diese Verheißung inmitten des kalten Krieges lebendig wurde."
Aber Joel ruft die Aufrüstungsforderung den Heiden und Feinden Israels zu, die sich gegen Zion erheben. Rüstet Euch nur auf, es wird Euch nichts nützen, denn Gott bewahrt sein Volk. Es sind Worte des Spottes gegen die Feinde, die Joel hier spricht. Oder anders gesagt: Ihr könnt aufrüsten, wie ihr wollt, es wird nichts helfen.
Natürlich lassen sich biblische Worte nicht auf Parolen reduzieren. Genauer hinsehen und dem Buch des Lebens und dem Wort Gottes vertrauen und dabei beim Geist Jesu bleiben, darum geht es. Und sich in diesen Tagen nicht irre machen lassen von Angst und Kriegsnachrichten. Wir wissen, es geht am Ende auf ein Friedensreich zu, da ist das Zeugnis der Heiligen Schrift eindeutig, von Jesaja, Micha und Joel bis zur Offenbarung des Johannes.
Aber unsere Friedensfragen heute sind kompliziert, vielschichtig und widersprüchlich, und viele von uns sind zerrissen angesichts der Bilder aus der Ukraine und Gaza. Ein Friedensreich scheint in weiter Ferne. Doch die Gegenbilder des Jesaja können helfen, dass wir uns nicht den Blick und das Herz von all der Gewalt, der Angst verstellen lassen. Unsere Friedensbereitschaft wird durch sie gestärkt. Diese Hoffnungsworte weiten den Blick, helfen Orientierung zu behalten, wenn wir uns weiter auf den Weg des Friedens wagen. Das Unwahrscheinliche zu denken, hilft weiter. Wir Christen deuten diese Worte von Jesaja auf den Messias, auf Jesus Christus hin. Und wir erkennen im Leben Jesu und in seiner Verkündigung das Reich Gottes als Friedensreich wieder. Er lebt und predigt es, inmitten von Gewalt und Unterdrückung, und verkündet, dass es nahe ist.
Ja, ich will mich gerade in dieser Zeit von der Friedensvision des Jesaja inspirieren lassen, will auf Gott hoffen, auf Gott, der gerade jetzt meine Wahrnehmung, meine Erkenntnis schärft, für das Gute, das es trotz allem gibt und das widerständig ist, trotz allem Bösen: Trotz Krieg und Not ist Gottes Reich bereits mitten unter uns. Daran will ich mitarbeiten, für die Vergrößerung der Friedensräume, nach bestem Wissen und Gewissen für den Frieden eintreten und von seinem Friedensreich her leben. Gerade auch in den Zeiten des Krieges friedensbereit bleiben und treu zu Gott um Frieden rufen, der allein Frieden machen kann. Und so bete ich: Dein Reich komme. Dein Friedensreich komme. Zu mir in mein Herz, zu uns in unser Land, zu denen, die in Verzweiflung im Krieg sind. Dein Reich komme!
Gesprächsimpulse
- Welche Rolle spielen Krieg, Frieden und die Verheißung des Friedensreiches in Ihren Gesprächen mit Kindern oder innerhalb Ihrer Familie?
- Wie sehen Ihre Friedens-visionen aus?
- Welche Wege zum Frieden haben sich in Ihrem Leben als tragfähig erwiesen?
Der Autor ist Landesbischof der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands.
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Nächste Folge:
Der barmherzige Samariter (Lukas 10, Verse 25-37)



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