Andacht Wanderfreizeit Riesengebirge
Einmal komme ich noch mit

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Liebe Wanderfreunde!

Es ist 2025 und wir sind wieder im Riesengebirge unterwegs. Umgeben von wunderbaren Wiesen, sanften Hügeln, einer artenreichen Natur bis zum anspruchsvollen Anstieg auf die Schneekope. Wer gut zu Fuß ist, läuft dieses Jahr den Riesengrund herunter. Wer noch einmal hoch will und den Ausblick genießen möchte, aber nicht so gut laufen kann, nimmt den Lift. So kommen alle mit auf die Schneekope. Die Gruppe besteht aus 19 Menschen und ist altersmäßig gut gemischt. Vom 20-Jährigen bis zur 85-Jährigen sind wir unterwegs. Die Gruppe der "Lahmen Enten" wird kurzerhand umbenannt in die "Genußwanderer". Monika und Evelins Motto: "Einmal kommen wir noch mit", wird auf's Neue zum Motivationsschub für die Jüngeren. Wir sortieren uns und jeder findet seinen Weg durch Rübezahls Heimat. Jeden Tag beginnen wir mit einer Andacht in der Kirche am Haus. Am Donnerstag ist es diese Andacht: 

Die Jünger sind auf den Weg nach Emmaus. "Und es geschah, als sie miteinander redeten und sich besprachen, da nahte sich Jesus selbst und ging mit ihnen. Aber ihre Augen wurden gehalten, dass sie ihn nicht erkannten." Lk 24,15-16

Die beiden Jünger sind niedergeschlagen. Da waren große Hoffnungen und dann kommt der Karfreitag. Jetzt wandern sie nach Emmaus, enttäuscht, unsicher, voller Trauer. Mitten beim Laufen, noch in der Bewegung, auf dem unspektakulären Weg, geht Jesus neben ihnen. Sie erkennen ihn nicht. Erzählen aufgeregt. Verstehen nicht, wie er nicht gehört haben kann, was da in Jerusalem passiert ist. Ihre Augen sind gehalten. Ihre Sinne sind gehalten. Etwas wahrnehmen. Neues sehen. Ertasten und die Irritation zulassen. Riechen. Schmecken. Darum geht es bei Monikas Sinnesübung, die sie für uns in dieser Woche mitgebracht hat. Darum ging es gestern im Hospital Kuks. Ich stelle mir vor: Viele kranke Menschen erlebten dort Anfang des 18. Jahrhunderts eine Fürsorge, die sie schon gar nicht mehr kannten. Da ist die Schönheit des barocken Baues, der wunderbare Schlossgarten, eine heilsame Atmosphäre, die sie umgibt und ihnen vielleicht Hoffnung spendet. Da ist das Altarbild in der Kirche mit der Auferweckung des Lazarus. Wieviele Kranke sich wohl durch die Jahrhunderte beim Betrachten, diese Erweckung aus Leid und Not erhofften? In den Augen der Umstehenden auf dem Gemälde ist blanke Angst und Entsetzen. Nur Jesus steht fest und strahlt mit der Kraft von oben. Eine Totenauferweckung. Das sprengt alles, was die Sinne kennen. Das eröffnet nach der Angst und dem Schrecken, aber auch Hoffnung auf eine neue Zukunft. Es ist zu spüren: Die Wahrnehmung verändert sich. Da wird Einer neu lebendig. In denke an die eindrucksvollen Skulpturen - Tugenden und Laster - im Krankensaal. Mir ist die "Weisheit" gegenwärtig geblieben. Eine freundliche Frau, die in den Spiegel schaut und Selbsterkenntnis zulässt. Eine Figur mit drei Gesichtern. Weil jede Entscheidung neben der Gegenwart, auch die Vergangenheit und die Zukunft in Betracht zieht. Verschiedene Sichtweisen auf sich, auf Menschen, auf Situationen, auf das was zeitlich möglich ist. Wir feiern als Gruppe heute das Abendmahl miteinander und hören, wie das für die Jünger und Jesus ist: "Und es geschah, als Jesus sich zu Tisch gesetzt hatte, dass er das Brot nahm, den Lobpreis sprach, es brach und ihnen gab. Da wurden ihnen die Augen aufgetan und sie erkannten ihn." (Lk 24,30-31) Und plötzlich spüren sie etwas. Ihr Herz brennt vor Liebe, Zuneigung, Frieden ... ein neues Gefühl, eine neue Erfahrung und plötzlich ist da wieder neue Hoffnung und eine neue Botschaft. Die Hoffnung, dass wir einst, wie Lazarus von Jesus in ein neues Leben mit ihm gerufen werden. Heute höre ich diesen Ruf. Neu aufbrechen, sich umschauen und trotz unserer Grenzen und der Angst leben und lernen. Diese Erfahrung durften wir auf unser diesjährigen Wanderfreizeit im Riesengebirge auf besondere Weise und an besonderen Orten miteinander teilen. Eine wunderbare Gemeinschaft auf Zeit. Herzlichen Dank an Alle, die teilgenommen haben! Auch in der Ferne!

Es grüßt Sie herzlich 
Pfarrerin Denise Scheel

Siehe auch:
https://www.hospital-kuks.cz/en

Autor:

Denise Scheel

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