Weltklimakonferenz COP30
Wie Brasilien die Regenwälder retten will

Foto: epd-bild/Christine Wollowski

Jahr für Jahr gehen riesige Waldflächen verloren - mit Folgen auch für die Erderwärmung. Brasilien, der Gastgeber der diesjährigen UN-Klimakonferenz will dagegen mit einem Fonds für Regenwälder vorgehen. Doch an dem Vorhaben gibt es auch Kritik.

Von Lisa Kuner 

Um die Wälder weltweit steht es schlecht. Laut einem aktuellen Bericht gab es im globalen Waldschutz im vergangenen Jahrzehnt kaum Fortschritte. Allein im vergangenen Jahr gingen laut «Forest Declaration Assessment 2025» mehr als acht Millionen Hektar Wald dauerhaft verloren, das entspricht ungefähr der Fläche von ganz Österreich. Vor allem die Landwirtschaft trägt zur Abholzung bei.
Aber auch der Bergbau, Korruption und eine schwache Durchsetzung von Gesetzen erhöhen den Druck auf die Wälder.

Dabei stabilisieren Wälder und insbesondere tropische Regenwälder das Weltklima: Sie binden riesige Mengen an CO2 und sind auch für den Artenschutz von großer Bedeutung. Besonders gravierend ist vor diesem Hintergrund die Krise im Amazonas. Dort nähert sich der Regenwald einem Kipppunkt, nach dessen Überschreiten Teile des Waldes sich in eine Savannenlandschaft verwandeln würden. Der Stress durch erhöhte Temperaturen, Dürren, Abholzung und Brände schwäche die natürlichen Widerstandskräfte des Amazonas, schreibt das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

Brasiliens Präsident will illegale Abholzung stoppen

Allerdings gibt es auch Gründe für Hoffnung, beispielsweise im wichtigen Regenwaldstaat Brasilien, wo die Weltgemeinschaft in der Amazonas-Metropole Belém derzeit zur 30. UN-Klimakonferenz zusammenkommt. Laut dem brasilianischen Thinktank «Climate Observatory» ist die Entwaldung sowohl im Amazonasgebiet als auch in der Savannenlandschaft Cerrado im vergangenen Jahr aufgrund von politischen Maßnahmen stark zurückgegangen. Bei seinem Amtsantritt vor knapp drei Jahren hatte Brasiliens linksgerichteter Präsident Luiz Inácio Lula da Silva versprochen, die illegale Abholzung zu stoppen.

Passend dazu will die brasilianische Regierung auch bei der Weltklimakonferenz, im Fachjargon COP30 genannt, einen Fokus auf die Rettung und den Schutz von Regenwäldern weltweit legen. «Die tropischen Wälder erfüllen eine essenzielle Funktion im Kampf gegen die Klimakrise», sagte Präsident Lula. Dafür hat das Land einen neuen Wald-Fonds ins Leben gerufen, die «Tropical Forests Forever Facility» (TFFF). Lula erklärte, er freue sich, dass damit erstmals ein Land des Globalen Südens eine Vorreiterrolle im Waldschutz übernimmt. Auch Brasiliens Umweltministerin Marina Silva sieht in dem Fonds einen Erfolg. Als besonders positiv hebt sie hervor, dass 20 Prozent der Mittel aus dem TFFF direkt an Indigene oder lokale Gemeinschaften fließen sollen.

Geld für Länder mit niedriger Entwaldungsrate

Der Fonds folgt einem innovativen Finanzierungsmechanismus: Mit 25 Milliarden US-Dollar aus öffentlichen Investitionen, die als Absicherung dienen, sollen zusätzlich 100 Milliarden Dollar an privatem Geld angezogen werden. Die gesamte Summe wird dann auf dem Finanzmarkt angelegt und ein Teil der erwirtschafteten Rendite wird an Länder mit niedriger Entwaldungsrate ausgezahlt.

Brasilien hat bereits zugesagt, eine Milliarde Dollar in den Fonds zu investieren. Auch weitere Länder machten Ende vergangener Woche bei einem Treffen von Staats- und Regierungschefs vor dem Beginn der eigentlichen Klimakonferenz Zusagen. Insgesamt kam ein Startkapital von mehr als fünf Milliarden US-Dollar zusammen. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sagte zwar eine deutsche Beteiligung zu, eine Summe dafür nannte er aber noch nicht.

Lob und Kritik für den Fonds

Angesiedelt werden soll der Fonds bei der Weltbank. Die Reaktionen darauf sind gemischt: «Die TFFF ist eine einzigartige Möglichkeit, um zum Ende der Zerstörung des Regenwalds beizutragen», sagt Felix Finkbeiner, Gründer der Umweltorganisation Plant-for-the-Planet. Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch begrüßt die Initiative ebenfalls, fordert aber klare Umwelt- und Sozialstandards für die Investitionen am Finanzmarkt. Es gibt aber auch kritische Stimmen, etwa weil der Finanzierungsmechanismus zu riskant sei. Zudem wird vor einer «Finanzialisierung des Waldes» gewarnt. Statt eines weiteren Geschäftsmodells brauche es Landrechte und Entschädigungen für indigene Gemeinschaften, sagte Uli Siagian von «Friends of the Earth Indonesia».

epd

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