Rolle der orthodoxen Kirche
"Leben bedeutet, für Andere zu leben"

Bedrückt: Über die Rolle seiner Kirche in Russland spricht Abt Daniil Irbits ungern. | Foto: Benjamin Lassiwe
  • Bedrückt: Über die Rolle seiner Kirche in Russland spricht Abt Daniil Irbits ungern.
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Als Christen sind wir gegen jeden Krieg“, sagt Daniil Irbits. „Wenn es Probleme zwischen Staaten gibt, müssen die diplomatisch gelöst werden.“

Von Benjamin Lassiwe

Der Abt des russisch-orthodoxen Klosters St. Georg, das seit 2007 in Götschendorf in der Nähe von Templin in der Uckermark besteht, steht im Garten seines Klosters. Umringt ist er von Flüchtlingen aus der Ukraine: Denn während die russisch-orthodoxe Kirche in Russland den Krieg in der Ukraine unterstützt, steht Irbits, der seine theologische Ausbildung in Kiew erhalten hat, an der Seite der Menschen in der Ukraine. „Ich habe viele Freunde in der Ukraine und viele Freunde in Russland“, sagt Irbits, der selbst aus keinem der beiden Länder stammt, sondern gebürtiger Lette ist .

Insgesamt 17 Flüchtlinge werden derzeit von den neun Mönchen des Klosters betreut: Irbits versorgt sie mit Lebensmitteln und bemüht sich darum, sie in Wohnungen in den Nachbarorten unterzubringen. Zu vielen hatte der Abt schon lange vor Kriegsbeginn Kontakt: Denn dass es in Deutschland ein russisch-orthodoxes Kloster gibt, hat in der Orthodoxie für Aufsehen gesorgt. Die Predigten des Abts und seine Äußerungen auf Facebook werden im ganzen russischsprachigen Internet verfolgt. Auch von Menschen in der Ukraine, die den Geistlichen um Hilfe baten – bei einer Familie war er ohnehin schon Taufpate eines Kindes. „Ich habe dann die Menschen in Stettin am Bahnhof abgeholt“, sagt Irbits. Nun hilft er bei der Anmeldung bei der örtlichen Ausländerbehörde in Prenzlau und kümmert sich darum, dass die Geflohenen in Deutschland Fuß fassen können.

Das Gelände des Klosters indes befindet sich weiter im Eigentum des Moskauer Patriarchats. Der Abt spricht deswegen nur ungern über die Rolle seiner Kirche in Russland. Unter den Mönchen, die aus Russland, der Ukraine und Weißrussland stammen, sei Politik kein Thema, sagt Irbits, als er dem Besucher die halbfertige Klosterkirche zeigt. Die Apsis ist von einem Malerehepaar aus Griechenland ausgemalt worden, einige Ikonen hängen an den Wänden. Doch mit der Pracht von Kirchen in den traditionellen Kernländern der Orthodoxie ist das nicht zu vergleichen. Im Moment fehlten dem Kloster schlicht Zeit und Geld, um die Kirche zu vollenden. Denn die Hilfe für die Flüchtlinge ist zum Schwerpunkt der eigenen Arbeit geworden: Im Treppenhaus des Klosters stapeln sich die Lebensmittelspenden. Immer wieder kommen Menschen vorbei und fragen, wie sie dem Kloster helfen können. Schließlich verweist der Abt auf das Motto, das seit Gründung des Klosters über dem Projekt steht: „Leben bedeutet, für andere zu leben.“ Und in diesem Fall eben für Flüchtlinge aus der Ukraine.

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Online-Redaktion

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