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Verlust und Chance

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Von Katja Schmidtke

Mir fehlt unser Gottesdienst, die Riten, die Verbundenheit. Ich vermisse das schmerzlich. Aber ich empfinde es nicht als lindernd, dass ab Mai Lockerungen in Kraft treten sollen und Gemeinden sich unter Einhaltung von Schutzkonzepten wieder versammeln dürfen. Das werden seltsam kalte Gottesdienste sein mit Teilnehmerbeschränkungen, Abstandsregeln, ohne Abendmahl und Kirchencafé, womöglich sogar ohne Gesang, wegen der Aerosole.
Seit Ostern häuften sich Forderungen nach Rücknahme der Got-tesdienstverbote. Im Angesicht einer Pandemie, die viele Leben kostet, die gesundheitliches, seelisches und existenzielles Leid über Menschen auf der ganzen Welt bringt, empfand ich dieses Kreisen der Kirche um sich selbst als kommunikatives Desaster und als theologische Verkürzung christlichen Lebens.
Nicht der Gottesdienst ist das Zentrum der Gemeinde. Christus ist es. Er hat uns versprochen, immer und überall unter uns zu sein, wo wir uns zu seinem Gedächtnis versammeln, selbst wenn wir nur zu zweit sind. Es ist ein Verlust, dass wir uns nicht zum Gottesdienst versammeln dürfen, aber es birgt die Chance, uns mit unserem Verständnis von Pfarrdienst und Gemeinde und unserer Aufgabe in der Welt auseinanderzusetzen. Jetzt ist nicht die Stunde einer Sonntagspredigt, sondern die Stunde der Diakonie und der Seelsorge. Mit Kreidebotschaften auf der Straße, mit Posaunenklängen von Türmen und vor Altersheimen, mit stillen Gebeten, per Mail oder persönlich in die Briefkästen gesteckten Andachten, Seelsorge per Telefon und Nachbarschaftshilfe war Kirche vor Ort präsent wie selten. Die vergangenen Wochen haben gezeigt: Zwischen Himmel und Erde ist so viel Raum, Christus zu begegnen und Gott Dienst zu tun.

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