EKD und ÖRK
Nach Gesprächen weiter Dissens zu Erklärung

Dreitägiger Antrittsbesuch der EKD-Ratsvorsitzenden Bischöfin Kirsten Fehes (Mitte) in Genf beim ÖRK, dem Lutherischen Weltbund und den Vereinten Nationen. Sie wurde unter anderem von EKD-Auslandsbischof Frank Kopania (l.) begleitet.  | Foto: Ivars Kupics/WCC
  • Dreitägiger Antrittsbesuch der EKD-Ratsvorsitzenden Bischöfin Kirsten Fehes (Mitte) in Genf beim ÖRK, dem Lutherischen Weltbund und den Vereinten Nationen. Sie wurde unter anderem von EKD-Auslandsbischof Frank Kopania (l.) begleitet.
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Die Evangelische Kirche in Deutschland hält an ihrer Kritik am
Apartheid-Vorwurf des Weltkirchenrates gegen Israel fest. Trotz
dieser Meinungsverschiedenheit setzt die EKD-Ratsvorsitzende Fehrs
auf Dialog und vertiefte Zusammenarbeit.

Hannover/Genf (epd). Trotz anhaltender Differenzen in der Beurteilung
der israelischen Politik gegenüber den Palästinensern bekräftigen die
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und der Ökumenische Rat der
Kirchen (ÖRK) ihren Willen, die Zusammenarbeit zu intensivieren. «Wir
teilen die Sorge um die Menschen in der Region und das gemeinsame
Ringen um Wege zum Frieden», erklärte die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten
Fehrs am Mittwoch nach ihrem Antrittsbesuch bei dem globalen
Dachverband von 356 Kirchen in Genf. Ziel sei es, «den Dialog zu
eröffnen und die noch bestehenden fragilen Gesprächsfäden nicht
abreißen zu lassen». «Worte, die Gräben vertiefen, gefährden dieses
Ziel», fügte die Hamburger Bischöfin Fehrs mit Blick auf den
Nahost-Konflikt hinzu.

Die EKD-Delegation machte den Angaben zufolge erneut deutlich,
dass sie die Verwendung des Begriffs «Apartheid» aus sachlichen wie
auch aus dialogischen Gründen ablehnt. Der Zentralausschuss des ÖRK
hatte bei einer Tagung im südafrikanischen Johannesburg im Juni die
Politik Israels gegenüber den Palästinensern verurteilt. Die
Erklärung fordert, die «Realität der Apartheid beim Namen» zu nennen
und Sanktionen gegen Israel zu verhängen.

Fehrs hatte bereits Anfang Juli erklärt, dass die EKD an ihrer
Positionierung von 2022 festhalte, dass der Begriff «Apartheid» die
komplexe Realität in Israel und den palästinensischen Gebieten nicht
in geeigneter Weise beschreibt. In Genf verurteilte die
EKD-Ratsvorsitzende erneut die Brutalität der Hamas und deren
Mitverantwortung für die unmenschliche Situation in Gaza.

Im Einklang mit ihrem Fokus auf Dialog werde die EKD den engen
Austausch mit dem ÖRK konsequent fortsetzen und vertiefen, hieß es
weiter. Der ÖRK, auch als Weltkirchenrat bekannt, repräsentiert mehr
als 580 Millionen Christinnen und Christen in 120 Ländern.

Der frühere EKD-Ratsvorsitzende und derzeitige Moderator des
ÖRK-Zentralkomitees, Heinrich Bedford-Strohm, räumte laut EKD und ÖRK
ein, dass es unterschiedliche Auffassungen darüber gebe, ob der
Begriff «Apartheid» geeignet sei, die Situation der Palästinenser
unter israelischer Besatzung zu beschreiben. «Doch die Diskussion
darüber darf uns nicht davon ablenken, auf die Hungersnot zu blicken,
die gerade jetzt in Gaza herrscht und täglich weitere Opfer fordert -
insbesondere unter Kindern, die am verletzlichsten sind», erklärte
der frühere bayerische Landesbischof. Jeder politische Schritt in
dieser Situation könne nur ein Ziel haben: «Das furchtbare Leiden auf
allen Seiten muss beendet werden.»

Fehrs betonte die Bedeutung der ökumenischen Bewegung: «Gerade in
Zeiten globaler Krisen brauchen wir internationale und ökumenische
Organisationen wie den ÖRK mehr denn je. Nur im gemeinsamen Handeln
können wir den Herausforderungen der Klimakrise, des Rassismus und
der weltweit eskalierenden Gewalt und Kriege wirksam begegnen.»

Der dreitägige Austausch zwischen der EKD-Delegation und der
ÖRK-Leitung hatte am Montag begonnen. Er konzentrierte sich den
Angaben zufolge auf die Vertiefung der ökumenischen Zusammenarbeit in
Fragen wie Frieden, Sicherheit und Bildung. Daran hatten neben den
Bischöfen Fehrs und Bedford-Strohm auch der ÖRK-Generalsekretär, der
südafrikanische Theologe Jerry Pillay, und der EKD-Auslandsbischof
Frank Kopania teilgenommen.

Die EKD hatte 2024 umgerechnet mehr als 880.000 Euro an den ÖRK
gezahlt. Sie gehört damit unter den Mitgliedskirchen zu den größten
Geldgebern des Dachverbandes.

Autor:

Willi Wild

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