Kinderrechte
Ihr gutes Recht

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Ritas Familie kann sich keinen Urlaub leisten. Tim wird vom Vater geschlagen. Swetlana ist auf der Flucht nach Deutschland gekommen. Leonie sucht permanent körperlichen Kontakt zu Betreuungspersonen, und niemand weiß, was zuhause passiert. Lukas wird gemobbt. Simon braucht intensive Förderung, niemand kümmert sich.

Von Peter Herrfurth

Kinder müssen viel aushalten. Zu oft und zu viel. Gesetzliche Regelungen sollen sie schützen. Dazu gehört das „Übereinkommen über die Rechte des Kindes" der Vereinten Nationen. Deutschland ist diesem Übereinkommen im April 1992 beigetreten. In der UN-Kinderrechtskonvention sind grundlegende Rechte aufgeführt: Schutz vor Gewalt; Recht auf Bildung und Beteiligung, auf Gleichberechtigung, Spiel, Freizeit und Erholung. 192 Länder haben die Konvention unterzeichnet. In mindestens 192 Ländern könnten Kinder also bestens geschützt sein. 30 Jahre später sind die Kinder von damals selbst Eltern. Doch Gewalt und Vernachlässigung sind immer noch an der Tagesordnung.

„… hier ist nicht jung noch alt, denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus» heißt es im Galaterbrief (Kapitel 3, Vers 28). Gleichberechtigung für alle: für Juden und Griechen, Sklaven und Freie, Mann und Frau. Und für die Kinder.

Im Lockdown waren Kinder massiven Einschränkungen ausgesetzt: in Schule, Freizeit und Kirche. Mit gesundheitlichen Folgen, die derzeit beobachtet und zum Teil psychologisch behandelt werden müssen. Häusliche Gewalt hat zugenommen.

Kinder wie Swetlana aus der Ukraine erleben den Krieg und die Folgen direkt. Viele Kinder konsumieren Kriegsgewalt in den Medien. Sie lernen: Menschen nehmen keine Rücksicht, sie töten und zerstören. Was macht das mit ihren Seelen?

Kinder werden missbraucht. Zuhause, in Obhutsverhältnissen, auch in der Kirche. Ihre Rechte werden missachtet von Eltern, Verwandten und Vertrauenspersonen.

All das macht Stress. Die Kinderseele wird krank. Und die Gesellschaft reagiert oft erst dann, wenn die gestressten Kinder ihrerseits Stress machen. Wichtig ist es, aufmerksam zu sein: Welche Rahmenbedingungen gefährden Kinder, was ermöglicht Benachteiligung? Familien müssen gefördert werden, bevor sie in Krisen geraten. Die Signale der Kinder müssen wahr- und ernst genommen werden. Kinder müssen lernen und anwenden, dass sie Rechte haben.

Gesetze und Konventionen sind tote Bekenntnisse, solange wir sie nicht in unser tägliches Handeln integrieren. Wir brauchen die Verankerung im Gesetz und in unseren Herzen. Damit Rita mit ihrer Familie in den Urlaub fahren kann; Tim zuhause nicht mehr geschlagen wird; Kinder wie Swetlana nicht an den Folgen von Krieg leiden müssen. Damit sich Menschen aufmerksam um Lukas und Simon kümmern – und sie glückliche Kinder sein können. Das ist kein Geschenk, das ist ihr Recht. 

Der Autor ist EKM-Landesjugendpfarrer.

Autor:

Online-Redaktion

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