Wort zur Woche
Wenn Gottes Liebe durch das Leid trägt


Der Menschensohn muss erhöht werden, auf dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.
Johannes 3, Verse 14b.15


Von Laura-Christin Krannich

Was für ein Frühling! Mein Blick verliert sich in der wolkenlosen Unendlichkeit, die Sonne wärmt mein Gesicht. Um mich herum blüht es weiß, gelb, violett und blau auf kräftigem Grün, und ein paar Hummeln brummen frech. Das neue Leben lacht mich an. Trotz aller Frühlingsfreude fällt es mir aber nicht schwer, in Passionsstimmung zu kommen.

Es ist Krieg, ganz in unserer Nähe. Der bringt Menschen den Tod und zwingt sie zum Töten, zieht Gewalt und Hunger nach sich, nimmt Menschen alles. Die sich vor all dem zu retten versuchen, stehen vor unseren Haustüren und vor unseren Gemeindehäusern. Sie haben weniger als das Nötigste dabei und müssen geliebte Menschen zurücklassen, um die sie bangen. Und das ist nicht einmal der einzige Krieg, der gegenwärtig auf der Welt tobt.

Ich lebe nicht im Krieg, muss weder meine Heimat verlassen noch meine Liebsten. Trotzdem werde ich irre an dem Wahnsinnigen, das ich sehe und höre. Ich will die schrecklichen Bilder nicht mehr sehen, die Nachrichten nicht mehr lesen oder hören. Was geschieht, ist so dunkel und grausam, dass die Verlockung groß ist, die Augen zu schließen. Wegzusehen oder knapp dran vorbei. Zu verdrängen – und zu vergessen.

Ich blicke auf das Kreuz in diesen Tagen. Da sehe ich den erhöht, der den Blick nicht abwendet und dem das Elend dieser Welt nicht gleichgültig ist. Und er schaut nicht nur herunter, sondern begibt sich selbst hinein in Abgründe, Gewalt und Willkür, um uns nahe zu sein. Aus Liebe zu seiner Welt hält er aus, was unaushaltbar scheint. Er gibt uns nicht auf. Gerade deshalb hängt er dort oben.

Ich hebe meine Augen auf zum Kreuz. Um, getragen von Gottes Liebe, weiter hinsehen zu können: Gott ist nah in den U-Bahn-Schächten, Schützengräben, Massenunterkünften. Daran muss ich glauben. Und daran, dass Gottes Liebe uns den Frieden ins Herz säen wird. Auf dass er wieder erwache und blühe nach einem harten Winter.

Die Autorin ist Vikarin in Magdeburg

Autor:

Online-Redaktion

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