Predigttext zum Sonntag
Pssst, nicht weitersagen!

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Und er nahm ihn aus der Menge beiseite und legte ihm die Finger in die Ohren und spuckte aus und berührte seine Zunge und sah auf zum Himmel und seufzte und sprach zu ihm: Hefata!, das heißt: Tu dich auf!
Markus 7, Verse 33 + 34

Tue Gutes und rede davon“ – diakonisches Leitbild unter Management-Perspektive? Erfolgversprechend, aber auch ein bisschen unanständig. In unserer biblischen Geschichte verkehrt sich die Strategie: Jesus tut Gutes und vergattert die Zeugen zum Stillschweigen.

Auf den ersten Blick „typisch Kirche“; immer hübsch bescheiden bleiben und demütig. Uncool und wenig erfolgsorientiert, sagt der Zeitgeist. Nicht ganz zu Unrecht. Aber auch nur auf den ersten Blick. Doch dazu muss man eintauchen in diese eigenwillige Geschichte.

Zunächst mal scheint alles vertraut: Menschen bringen einen Hilfebedürftigen zu Jesus. Der war schon mal in dieser Gegend, ist den Menschen bekannt, auch als Wundertäter. Das wissen wir von Markus. Diesmal ist Taubstummheit das Übel. Jesus wird es schon richten. Hat er es nicht auch mit Besessenheit aufgenommen und Stürmen und eine Menge Menschen satt gemacht? So mir nichts, dir nichts!

Aber heute ist es anders; kein einfacher Satz wie: „Du bist geheilt“ oder „Dein Glaube hat dir geholfen“. Jesus müht sich richtig. Eine medizinische Prozedur wird beschrieben; etwas unappetitlich zudem. Aber so dürften sich die Menschen in der Antike einen Wunderarzt vorgestellt haben, mit geheimnisvollen Riten und Berührungen. Und dann noch unter Seufzen die magische Formel auf aramäisch: „Hefata!“ „Tu dich auf!“ übersetzt Markus für die Unkundigen. Unverzügliche Wirkung: „die Ohren gingen ihm auf und die Fessel der Zunge löste sich“.

Großartig! Das gehört an die große Glocke! Das muss Schlagzeile machen! Aber Markus macht ein großes Geheimnis um diesen Wundertäter. Jesus, der Messias selbst, verpflichtet mirakulös zum Stillschweigen. Aber dann wird alles wieder so herrlich menschlich: Mach einen Aushang im Schaukasten, und niemand nimmt es wahr. Willst Du aber, dass es ganz schnell rund geht, dann mach ein großes Geheimnis draus! – Und siehe da, es funktioniert: „Je mehr er es verbot, desto mehr breiteten sie es aus. Und sie wunderten sich über die Maßen und sprachen: Er hat alles wohl gemacht!“. Ja und Amen.

Pfarrerin Juliane Kleemann, Stendal | Foto: Susie Knoll
Autor:

Online-Redaktion

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