Silvester
Heiliger der Zeitenwende

Papst Silvester I. tauft Kaiser Konstantin I., Fresko von 1246 in der Kirche Oratorio di San Silvestro in Rom | Foto: epd-bild/Tristan Lafranchis
  • Papst Silvester I. tauft Kaiser Konstantin I., Fresko von 1246 in der Kirche Oratorio di San Silvestro in Rom
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Der heilige Silvester passt perfekt zum letzten Tag des Jahres – fällt sein Leben doch in eine typische Zeit des Umbruchs und Wandels. Gerade erst zum Priester geweiht, vermutlich im Jahr 284, muss er sich vor den Christenverfolgern des Kaisers Diokletian in Sicherheit bringen.

Von Christian Feldmann

Drei Jahrzehnte später, 314, wird er zum Papst gewählt, gerade einmal ein Jahr, nachdem Kaiser Konstantin sich dem Christentum zugewandt, der Kirche Freiheit und jedem Bürger des Reiches das Recht auf freie Religionsausübung geschenkt hat.

Silvester I., gestorben 335: Man weiß kaum etwas von ihm, außer dass er geborener Römer war und über den Priscilla-Katakomben eine Kirche baute, wo er auch bestattet wurde, um später in die Kirche San Silvestro in Capite überführt zu werden. So ziemlich alles andere ist Legende. Sie erzählt vor allem von Silvesters Standhaftigkeit während der noch einmal wütend aufflackernden Verfolgung: Er redete dem Statthalter ins Gewissen, der ihn zwingen wollte, die von ihm verwalteten Besitztümer von Christen herauszugeben – und tatsächlich erstickte der Politiker an einer Fischgräte. Er soll den angeblich aussätzigen Kaiser Konstantin geheilt und gleich auch noch bekehrt haben.

Und weil die Kaiserinmutter Helena ihren mittlerweile getauften Sohn Konstantin nun plötzlich für das Judentum gewinnen wollte, führte Silvester nach der Legende höchst erfolgreich ein Streitgespräch mit zwölf gelehrten Rabbinern. Der zwölfte soll sogar einen Stier durch die bloße Nennung des Namens Gottes getötet haben, um die Kraft seines Glaubens zu erweisen.

Silvester aber gelang es, das Wunder zu toppen: Er erweckte den toten Stier wieder zum Leben, worauf sich die zwölf Rabbiner samt der Kaiserinmutter sogleich taufen ließen. Auch mit heidnischen Priestern wurde Silvester fertig, indem er einen Drachen besiegte.

In Wirklichkeit spielte Silvester weder bei der folgenschweren Hinwendung Konstantins zum Christentum noch bei den späteren dogmatischen und kirchenpolitischen Auseinandersetzungen eine Rolle, die den Zeitgenossen im Gedächtnis geblieben wäre. Weder an der Reichssynode in Arles, wo es um die Lehre der Donatisten ging, noch am ersten ökumenischen Konzil von Nicäa 325 mit der Weichenstellung gegen die Arianer und dem Bekenntnis zur Göttlichkeit Christi nahm er teil – Arius wollte in ihm nur ein besonders begnadetes Geschöpf sehen. Er könne die Apostelgräber in Rom doch nicht im Stich lassen, schrieb er nach Arles.

Immerhin wurde schon im fünften Jahrhundert überall in Europa sein Fest gefeiert, er avancierte zum Patron der Haustiere, und in der Silvesternacht entwickelte sich ein reiches Brauchtum mit Umzügen und geheimnisvollen Orakeln.

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