Debüt-CD: »Thüringer Bach Collegium« spielte Werke von Johann Ernst ein
Kompositionen, die Bach und Telemann einst begeisterten

CD: Prinz Johann Ernst von ­Sachsen-Weimar: Concerti. ­Thüringer Bach Collegium. audite 2019, 15,99 Euro
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Es gibt ein neues Orchester für Alte Musik in Mitteldeutschland, dass jetzt seine erste CD vorgelegt hat. Dem im vergangenen Jahr gegründeten »Thüringer Bach Collegium« ist mit der Einspielung der Concerti des Prinzen Johann Ernst IV. von Sachsen-Weimar sogleich ein Volltreffer gelungen, der nicht nur in der Fachwelt für Furore sorgen wird.
Der im Alter von 18 Jahren verstorbene Prinz (1696–1715) war hochbegabt, spielte meisterhaft Violine und Cembalo und befand sich in tätiger Beziehung zu Johann Sebastian Bach, der von 1708 bis 1717 als Violinist, Organist und Komponist am Weimarer Hof wirkte. Er hinterließ 19 Werke im italienischen Stil, von denen die Hälfte überliefert worden ist. Wenn man die mit überbordender Spielfreude aufgenommene CD des Thüringer Bach Collegiums hört, versteht man sogleich, warum Johann Ernst als »Vivaldi von der Ilm« bezeichnet wurde. Von einer Reise in die Niederlande hatte er einen Zyklus von 12 Konzerten für Violine und Streichorchester mitgebracht, den der Venezianer 1711 unter dem Titel »L’Estro Armonico« (»Die harmonische Eingebung«) in Amsterdam veröffentlicht hatte. Dieser begeisterte Johann Sebastian Bach so sehr, dass er davon sogleich Orgeltranskriptionen anfertigte. In seinem Konzert für Klavier Nr. 13 in C-Dur (BWV 984) bearbeitete er aber auch ein 1713/14 entstandenes Violinkonzert des Prinzen.
Georg Philipp Telemann war von der originellen Melodik und den packenden Rhythmen der Concerti so begeistert, dass er nach dem Tod des Prinzen eine prachtvolle Druckausgabe herausbrachte. Beim Brand der Weimarer Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek vor 15 Jahren wurde diese ein Opfer der Flammen, war aber bereits in den 1990er-Jahren abfotografiert worden. Die nun vorliegende CD bringt sie in historisch informierter Aufführungspraxis auf Originalinstrumenten oder stilgerechten Kopien in hoher Ensemblespiel-Kultur zu Gehör.
Die Leitung hat Gernot Süßmuth, der Nachfolger Johann Sebastian Bachs als Konzertmeister der heutigen Staatskapelle Weimar. Prasselnde Virtuosität und fein ziselierte Kantabilität ergänzen sich in ausgewogener Weise.
Michael von Hintzenstern

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