Neue Perspektiven auf europäische Ideale
Gewissheiten unter Druck

Foto: eva-leipzig.de

Alle Menschen haben die gleichen Rechte und Pflichten. Dieser Universalismus steht in unserer Gegenwart erheblich unter Druck.

Von André Demut

Er wird von rechtsaußen unter Druck gesetzt: durch Ungleichheits-Ideologien und egoistische Nationalismen, die viele von uns im historischen Museum wähnten. Er wird aber auch unter Druck gesetzt durch eine identitätspolitisch motivierte Perspektivverschiebung, die etwa seit dem ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts immer dominanter wurde.

„Alle sind gleich“ genügt angeblich als Leitsatz nicht mehr, um Gerechtigkeit anzustreben. Sonderrechte zu etablieren für besondere Gruppen mit je besonderen Identitäten, erscheint als Ausweg aus dem Dilemma, dass zwischen dem Gerechtigkeits-Ideal und der Wirklichkeit immer Lücken klaffen. Dass wir mit solch einer Identitätspolitik das Leitbild einer Gesellschaft der prinzipiell Gleichen verabschieden und zurückfallen in „Stammeskämpfe“ unterschiedlich konstruierter „Opfer“- oder „Täter“-Gruppen, ist der blinde Fleck einer Bewegung, von der es neben der völkisch-rechten auch eine antiaufklärerisch-linke Variante gibt.

Es ist offenkundig, dass jener europäische Universalismus sowohl inspiriert ist durch Judentum und Christentum als auch durch die Aufklärung mit ihrem Versuch, jene Gleichheit der Menschen unabhängig vom Glauben an Gott zu begründen.

Das vorliegende Buch macht sich zur Aufgabe, vor allem die christlichen Wurzeln dieses europäischen Universalismus in den Blick zu bekommen, ihn zu stärken und seine Tragweite aufzuzeigen für die Herausforderungen unserer Gegenwart.

Nach einem Herausgeber-Prolog finden sich insgesamt 14 Beiträge, die innerhalb von fünf Kapiteln geboten werden. Wie blicken wir auf die „Natur“? Wer ist aus christlicher Perspektive „der Mensch“? Welche Herausforderungen zeigen sich innerhalb der gegenwärtigen „Gesellschaft“, wenn ein christlicher inspirierter Universalismus unsere Blicke lenkt?

Das vierte Kapitel kreist zum Stichwort „Geschichte“ um Fragen, die sich nach dem Scheitern der sozialistischen „Heils“-Erwartung 1989 ergeben, verschärft durch die Wahrnehmung der Gegenwart im Jahr 2025, dass sich das liberal-demokratische „Ende der Geschichte“ auch nicht so recht einstellen will. Das fünfte und letzte Kapitel reflektiert die Frage nach „Gott“ als dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist im Kontext der Herausforderungen, die sich in unserer Gegenwart durch den Religionspluralismus ergeben.

Ich empfehle dieses anspruchsvolle Buch, die Lektüre ist anregend und lohnt die alteuropäische Anstrengung, es tatsächlich – Zeile für Zeile – zu lesen!

Kleinschmidt, Sebastian; Richert, Friedemann; Seidel, Thomas A. (Hrsg.): Bild der Welt und Geist der Zeit. Dem Zerfall von Kirche und Gesellschaft begegnen, Evangelische Verlagsanstalt, 387 S., ISBN 978-3-374-07521-8; 35,00 Euro

Autor:

Online-Redaktion

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

40 folgen diesem Profil

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Video einbetten

Es können nur einzelne Videos der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Playlists, Streams oder Übersichtsseiten.

Abbrechen

Karte einbetten

Abbrechen

Social-Media Link einfügen

Es können nur einzelne Beiträge der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Übersichtsseiten.

Abbrechen

Code einbetten

Funktionalität des eingebetteten Codes ohne Gewähr. Bitte Einbettungen für Video, Social, Link und Maps mit dem vom System vorgesehenen Einbettungsfuntkionen vornehmen.
Abbrechen

Beitrag oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Schnappschuss einbetten

Abbrechen

Veranstaltung oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.