Achava Festspiele – Benefizkonzert in Weimar
"Es wurde viel geweint bei uns"

Das Achava-Eröffnungskonzert mit der israelischen Sängerin Yael Deckelbaum in der Erfurter Peterskirche fiel zeitlich zusammen mit dem Hamas-Angriff. | Foto: Achava
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Das jüdische Achava-Festival ist seit 2015 fester Bestandteil im Jahreskalender der Thüringer Kultur. Die diesjährige Eröffnung fiel zusammen mit dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel. Der Intendant des Festivals, Martin Kranz, beschreibt im Gespräch mit Matthias Thüsing, warum ein Abbruch nicht infrage kam, und wie sich das Festival in diesem Jahr neu aufstellen musste.

Wie sieht Ihre Bilanz aus für das diesjährige Achava-Festival?
Martin Kranz: Die Situation ist für uns als jüdisches Festival natürlich kompliziert. Wir mussten das halbe Festival umstellen, vor allem, weil Künstler nicht anreisen konnten. Aber wir haben von Beginn an gesagt: Achava wird stattfinden. Unmittelbar nach den furchtbaren Meldungen aus Israel zu diesem Terrorangriff habe ich ein Meeting einberufen. Und alle Beteiligten waren sich einig, dass wir gerade in dieser Zeit weitermachen müssen. Die Segel zu streichen und vor dem Terror der Hamas einzuknicken, wäre die schlimmstmögliche Reaktion.

Gab es Ihrerseits zu irgendeinem Zeitpunkt Sicherheitsbedenken?
Natürlich gibt es die bei einem jüdischen Kulturfestival immer. Leider. Die Sicherheitsvorkehrungen sind dann auch erhöht worden. Es ist aber kein Vorfall bekannt geworden, der über die antisemitischen Schmierereien auf unseren Veranstaltungsplakaten im Vorfeld des Festivals hinausgegangen ist.

Sie haben das halbe Festival umgebaut, sagen Sie. In welcher Form?
Die Lufthansa und viele andere Fluggesellschaften haben alle Flüge nach und von Israel storniert. Wir hatten die Möglichkeit und auch die Erfahrung aus vergangenen Jahren, alle Künstler, die nicht kommen konnten, digital zu uns zu holen.

Das heißt, Online-Konzerte vor großer Leinwand?
Die großen Konzerte waren glücklicherweise nicht betroffen. So etwa die Eröffnung am Abend des 7. Oktober, der Auftritt der israelischen Friedensaktivistin Yael Deckelbaum. Bei einer Reihe von kleineren Formaten, die seitdem nicht in Thüringen stattfinden konnten, wurden aus den Konzerten Gesprächs- und Diskussionsabende im Online-Format.

Ihr Publikum hat das akzeptiert?
Die Besucherzahlen verzeichnen keine Einbrüche. Das Festival ist finanziell nicht gefährdet. Unser Programm ist ohnehin sehr an der Erinnerungsarbeit angelehnt. Das heißt auch, dass bei unserem Publikum das Interesse an der Situation in Israel sehr groß ist. In den nun organisierten Online-Angeboten haben wir ganz direkt immer auch ein Ohr an Israel: Wir erfahren, wie es den Menschen geht, was sie fühlen, was sie denken. Auch deshalb war in diesen Veranstaltungen immer auch eine ganz besondere Atmosphäre spürbar.

Inwiefern?
Wir alle – Künstler, Publikum und auch wir Veranstalter – sind ganz anders "angefasst" als bei vorherigen Festivals. Das spüren wir. Es wurde viel geweint bei uns. Irgendwie suchen wir alle nach Trost und Antworten.

Über eine Änderung im Programm haben Sie noch gar nicht gesprochen: Nach dem offiziellen Ende des Festivals wird es noch ein Zusatzkonzert geben. Was hat es damit auf sich?
Für den 26. Oktober laden wir gemeinsam mit israelischen, iranischen und deutschen Künstlern zu einem „Konzert für Israel“ ein. Der Erlös des Abends geht an Magen David Adom, die israelische Entsprechung des Roten Kreuzes. Die Organisation leistet vor Ort Erste Hilfe und rettet Leben an den Orten des Krieges.
Die religiöse Ausrichtung des Kriegsopfers spielt dabei keine Rolle. Das unterstützen wir. Und wie wir gerade erfahren haben, wird der ehemalige Bürgermeister von New York, Michael Bloomberg, jeden an diesem Abend eingenommenen Euro verdoppeln.

(epd)
Konzert: DNT Weimar, 20 Uhr, Live-Rundfunkübertragung bei MDR Kultur
8 achava-festspiele.de

Autor:

Online-Redaktion

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