Blickwechsel
Zurück aus Meran

Berge im Rücken – Zukunft im Blick: Ulrike und Martin Krautwurst | Foto: Foto: M. Krautwurst
  • Berge im Rücken – Zukunft im Blick: Ulrike und Martin Krautwurst
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"Dort arbeiten, wo andere Urlaub machen …", kennen viele nur aus der Tourismusbranche.
Köche, Kellner, Bedienungskräfte … Doch auch Theologen zieht es in die Fremde. Rund 100 Seelsorger sind derzeit über die EKD weltweit ins Ausland entsandt. 2014 zog es Pfarrer Martin Krautwurst und seine Familie nach Italien.

Die evangelischen Christen im sonst durchweg katholischen Südtirol werden von zwei Pfarrern betreut. Das Gebiet um Bozen reicht vom Brenner bis ins Trentino, das von Meran versorgt die Fläche vom Reschenpass bis zum Gardasee. In Sulden an der Grenze zur Schweiz steht die höchstgelegene lutherische Kapelle Europas. Die Trinitatiskirche im Süden in Arco am Gardasee ist bekannt durch ihr eindrucksvolles farbiges Ziegeldach.

Neben diesen drei zur Gemeinde gehörenden Gotteshäusern zählen aber unzählige Kirchen und Kapellen im Südtiroler Land zu beliebten Hochzeitsorten, in denen die Pfarrer im Einsatz sind. 20 Hochzeiten im Sommer sind keine Seltenheit, die Brautpaare kommen aus ganz Europa. Ökumenische Gottesdienste, interreligiöse Treffen, die Betreuung eines Seniorenheimes und der übliche Gemeindeaufbau mit Gemeindekreisen gehören zum Tagesgeschäft.

Über eine Million Euro wurden zur grundhaften Sanierung der Gotteshäuser und zur Schaffung von Barrierefreiheit verbaut. Ein neuer öffentlicher Spielplatz ist entstanden, eine Pfarrwohnung für die Urlauberseelsorge am Gardasee angekauft, hochwertige Konzerte und Publikationen ermöglicht. Gemeindereisen im In- und Ausland öffneten den eigenen Horizont. Doch das Zentrum ist und bleibt der sonntägliche Gottesdienst. Wenn in Meran Gottesdienst gefeiert wird, sind unter den Besuchern auch immer katholische Christen und viele Geistliche, die es im Urlaub in die Christuskirche zieht.

Die zurückliegenden Jahre brachten viele Herausforderungen mit sich. Das Reformationsjubiläum 2017 bot dabei eine einmalige Chance, den evangelischen Glauben bekannter zu machen und Missverständnisse aufzuklären. Ausstellungen, Vorträge, Podiumsgespräche, Kino- und Theatervorstellungen waren an der Tagesordnung. Heute trägt die Brücke an der Christuskirche den Namen des Reformators Martin Luther, ein Lutherbaum mit Gedenktafel ziert den öffentlichen Marconipark, und die große Lutherrose mit Schautafeln über den evangelischen Glauben informieren an der Passerpromenade. Das war hier vor wenigen Jahren noch undenkbar.

Der evangelische Friedhof in Meran gehört mit seinem historischen Rundgang zu den beeindruckenden Kleinoden Italiens. Mit dem Fernsehgottesdienst im ZDF 2018 über christliche Gastfreundschaft zog die kleine Gemeinde ein Millionenpublikum in 24 Ländern in ihren Bann. Und auch die schweren Pandemiezeiten hielten die Gemeinde nicht auf. Mit einem Kommunikationsprojekt gelangten Andachten und Gottesdienste von Meran aus in viele Wohnzimmer. Täglich wurden mutmachende Andachten wie im Schneeballprinzip weit über die Grenzen Italiens weitergeleitet. Ein Andachtsheft erinnert noch heute an diese ungewöhnliche Zeit.

Nach acht Jahren geht es nun für uns als Pfarrerehepaar zurück nach Thüringen. Rudolstadt bekam nicht nur aufgrund der Nähe zur Familie den Vorzug. Im Gepäck sind zahlreiche Erinnerungen und Erfahrungen, die es nun für die neue Gemeinde zu nutzen gilt. Meran ist und bleibt ein Sehnsuchtsort. Die Landschaft, das Klima, die Lebensqualität sind einmalig. Die Menschen haben die Pfarrfamilie in ihr Herz geschlossen und umgekehrt. So heißt es künftig: „Dort Urlaub machen, wo man früher gearbeitet hat …“

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Online-Redaktion

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