Zum 500. Hochzeitstag
Ehering und "Lutherbier"

- Das diesjährige Lutherpaar ist auch im wahren Leben verheiratet: Verkörpert wird "Martin" von Landrat Christian Tylsch. Seine Frau Selina, Leiterin des Hotels "Martas", stellt "Katharina" dar.
- Foto: Foto: Lutherstadt Wittenberg Marketing GmbH
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Wittenberg feiert im Juni den 500. Hochzeitstag von Martin Luther und Katharina von Bora. Dazu präsentieren die LutherMuseen den Ehering Boras, der ein außergewöhnliches Schmuckstück ist. Auch die Stadt hat sich etwas Besonderes einfallen lassen.
Von Oliver Gierens
Ein junger Besucher betritt die Ausstellung "Buchstäblich Luther" in den Wittenberger "LutherMuseen". Sogleich zückt er sein Smartphone und fotografiert eine schwarze Kutte, die hinter einer Glaswand steht und die der Reformator Martin Luther (1483–1546) einst getragen haben soll. Die Szene zeigt: Authentische Exponate ziehen die Menschen an.
Dies machen sich die "LutherMuseen" anlässlich des 500. Jahrestages der Hochzeit Luthers mit der vormaligen Nonne Katharina von Bora (1499–1552) zunutze. Bis zum 10. August ist der Ehering des berühmten Ehepaares zu sehen. Möglich wurde dies durch eine Leihgabe des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig. Und die ist offenbar nicht leicht zu bekommen. "Wir leihen den Ring nur ausnahmsweise aus", sagte die stellvertretende Museumsleiterin Ulrike Dora. Dabei ist der Ring Katharina von Boras allein für Schmuckfreunde ein besonderes Exponat. Er besteht eigentlich aus zwei Ringen, die – offenbar erst nach der Hochzeit am 13. Juni 1525 – zusammengefügt wurden.
Die Hochzeit hätte es nach dem Verständnis der "Altgläubigen", wie die Katholiken von den Reformatoren abschätzig genannt wurden, gar nicht geben dürfen. Luther war zuvor Augustinermönch gewesen, von Bora hatte ihre Gelübde bei den Zisterzienserinnen abgelegt. Bis 1519/20 sei eine Hochzeit für Luther noch nahezu undenkbar gewesen, sagte Mirko Gutjahr, Leiter der "LutherMuseen" in Lutherstadt Eisleben und Mansfeld. Er sei weiterhin davon ausgegangen, dass der Ehestand nur die zweitbeste Lebensweise für einen Christen sei. "Ein zölibatäres Leben war lange Zeit noch ein Ideal", betonte der Historiker und Archäologe.
Erst im Laufe der Reformation sei Luther zu der Erkenntnis gelangt, dass die Familie aus Mann und Frau das Idealbild sei. "Deswegen ist es auch klar, dass er sich dieses Ideal auch selber geben sollte", erläutert Gutjahr. So habe Luther ein neues, protestantisches Familienbild etabliert, das die Ehe als höchstes Ideal des christlichen Lebens propagierte.
Laut Ulrike Dora besteht der Ring aus einem inneren schmalen Goldreif, der vermutlich der eigentliche Ehering gewesen sei. Er trägt die Gravur "Catharina v Boren D Martinus Lutherus" auf der Unterseite. Um ihn herum liegt ein aufwändig bearbeiteter sogenannter "Arma-Christi-Ring" aus der Zeit um 1500 mit einem Rubin. Dieser Ring sei Luther von dem abgesetzten dänischen König Christian II. (1481–1559) geschenkt worden, hieß es. Er hielt sich in Wittenberg im Exil auf und hatte Kontakt zu den Reformatoren.
Auf dem Ring sind die "arma Christi" dargestellt, also die Passionswerkzeuge, mit denen Jesus gemartert wurde: Das Kruzifix und die Geißelsäule mit Fesseln sind dort ebenso abgebildet wie drei Nägel sowie ein Hammer. Auf der Unterseite des Schwertes ist zudem das Hochzeitsdatum eingraviert. Ebenso ist ein spottender Jude zu sehen – ein Beleg für den Antisemitismus dieser Zeit. Vor kurzem sei der Rubin von der Deutschen Stiftung Edelsteinforschung in Idar-Oberstein untersucht worden. Die mineralische Zusammensetzung habe eindeutig gezeigt, dass er aus einer Region im heutigen Myanmar stamme. Solche Steine seien im 15. Jahrhundert über die Seidenstraße an den europäischen Fürstenhöfen äußerst gefragt gewesen.
Der Ring ist auch beim Stadtfest "Luthers Hochzeit" vom 13. bis 15. Juni zu sehen. Laut Denis Lehmann von der Wittenberger Marketing-Gesellschaft wird zum 500-Jahr-Jubiläum die längste Hochzeitstafel der Stadt aufgebaut. Über 500 Personen werden dazu am 14. Juni erwartet. Einen Tag später wird der MDR einen Live-Gottesdienst aus der Wittenberger Stadtkirche übertragen. Bei beiden Events werden "Martin" (alias Landrat Christian Tylsch) und "Katharina" (alias Selina Tylsch, Leiterin des Hotels "Martas") dabei sein. Die "LutherMuseen" beteiligen sich mit Sonderführungen, Theater und einem Tanzworkshop. Angestoßen wird mit einem "Lutherbier", das erstmals angeboten wird. epd
Foto: epd-bild/Stadtgeschichtl. Museum Leipzig


Autor:Oliver Gierens |
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