Kirchliche Stimmen zum Christfest
Weihnachten ist Zuspruch trotz Unfrieden

Foto:  epd-bild/Friedrich Stark

Magdeburg (red) - Der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer, stellt die Hoffnung für Frieden in den Mittelpunkt seines diesjährigen Weihnachtsworts. Selbst zu Weihnachten sei keine Waffenruhe in Sicht, beklagte der leitende Geistliche. Das Fest des Friedens gerate in den Feuerhagel der Granaten. Dennoch biete die Weihnachtsbotschaft Hoffnung.

„Es ist zum Verzweifeln, und es ist scheinbar kein Trost“, sagte Kramer. Das mache die Herzen schwer. Er erinnerte an die schrecklichen Bilder vom Terrorangriff der Hamas auf Israel. Es stelle sich die Frage, wie die Geiseln freikommen können. Verzweifelte Schreie und Kriegspropaganda seien überall zu hören, dazu zugleich nüchterne Erklärungen und Kriegslügen, unerträglicher Judenhass auf den Straßen und Solidaritätsbekundungen mit Israel.

Die Weihnachtsbotschaft sei vor diesem Hintergrund unglaublich und doch wahr. Das Kind in der Krippe wolle und werde Frieden bringen. „Unsere christliche Hoffnung ist um ein Vielfaches großartiger als alles, was wir auf Erden an Widerwärtigkeit und Menschenverachtung erleben müssen“, betonte der mitteldeutsche Landesbischof.

Zynisch, vom Weihnachtsfrieden zu reden

Angesichts des Kriegs im Heiligen Land wirkt es nach Ansicht des anhaltischen Kirchenpräsidenten Joachim Liebig zynisch, vom Weihnachtsfrieden reden zu wollen. Doch münde die weihnachtliche Botschaft des christlichen Glaubens in dem Zuspruch 'Fürchtet euch nicht', führt das Oberhaupt der Evangelische Landeskirche Anhalts in seinem Weihnachtswort aus.

"Obwohl die Welt ist, wie wir sie kennen, sollen wir furchtlos dem Frieden nachjagen, nicht verzweifeln, nicht resignieren. Das können wir nicht aus eigener Kraft. Dazu bedarf es der weihnachtlichen Zusage des Christfestes, Gott als Mensch an unserer Seite zu wissen", so Liebig. "Die Weihnachtsfreude dieses Jahres kann sich auch in aller Not und vielen Sorgen bewähren."

In der biblischen Weihnachtsgeschichte sei es zudem, bei Lichte betrachtet, wenig heimelig und idyllisch zugegangen: "Wegen der ungeklärten Vaterschaft will Josef zunächst seine Verlobte verlassen. Die Geburt findet in einem Stall in bitterster Armut statt. Direkt im Anschluss müssen die Eltern mit dem Kind auf die Flucht. Dem Kind droht die Ermordung." Vielleicht werde gerade damit jedoch die Familiensituation rund um die Welt vielfach besser beschrieben als in einer romantischen Verklärung der Krippe, so der Kirchenpräsident: "Der Weg Gottes als Mensch auf dieser Welt - und darum geht es in der Weihnachtsgeschichte - beginnt voller Not."

Weihnachtskrippe kein Idyll - sondern Mahnung

Die Weihnachtskrippe ist nach Ansicht des katholischen Bischofs Ulrich Neymeyr eine Mahnung, auch an Menschen in Not zu denken. "Für das neugeborene Kind musste eine Notlösung gefunden werden, so wie heute in den vielen Kriegs- und Krisengebieten, in denen Kinder Gewalt, Hunger und Flucht erleiden", schreibt der Erfurter Bischof in seiner Weihnachtsbotschaft.

"In dem Kind in der Krippe nehmen wir die Menschen wahr, die hilfs- und pflegebedürftig sind wie ein Baby", so Neymeyr. "Die Weihnachtskrippe ist also kein Idyll, sondern eine Mahnung, uns nicht nur gegenseitig zu beschenken, sondern auch an die Menschen in Not zu denken." Allen Thüringerinnen und Thüringern wünscht der Bischof ein gesegnetes Weihnachtsfest.

Mut in ungewissen Zeiten

Sachsens Landesbischof Tobias Bilz macht in seiner Weihnachtsbotschaft Mut, sich nicht von Ängsten lähmen zu lassen. Im Moment nehme er bei den Menschen ein Gefühl des Ausgeliefertseins wahr, dass manchmal in einem seltsamen Kontrast stehe zu den tatsächlichen Lebensbedingungen, erklärte der Bischof am Mittwoch in Dresden. Angesichts der komplexen Problemlagen und besorgniserregenden Entwicklungen in der Welt sei das Empfinden von Schutzlosigkeit und Ohnmacht groß.

"Ich wünsche mir und unserer Gesellschaft, dass wir nicht von einer perfekten Welt träumen, die andere für uns einrichten und bewahren, sondern uns stattdessen mutig ins Ungewisse hineinbewegen. Das können wir, wenn wir einem Gott vertrauen, der mit uns diesen Weg gehen wird", schreibt Bilz. "Gott vertraut uns seine Welt an und traut uns damals wie heute zu, dass wir das Richtige tun werden."

Autor:

Online-Redaktion

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