Freitag, vor eins ...
Unsere Seite 1 - Und es war alles ganz anders

G+H Nr. 1/2023 | Foto: G+H Screenshot

Der Todfeind des Journalisten ist das Wunschdenken und manchmal zerstört die Wahrheit das schönste Bild. Nein, ich meine jetzt nicht Kartoffelbrei auf Kunstwerken, sondern die Fakten zum 6. Januar. Der Epiphaniastag (griech. Epiphaneia für Erscheinung) soll an das Erscheinen Gottes in der Welt und den Besuch der Heiligen Drei Könige bei Jesus an der Krippe erinnern.

Seit Jahrhunderten wurde diese Geschichte geformt und hat sich verfestigt. In Sachsen-Anhalt ist das Fest der Erscheinung Gottes sogar Feiertag. Allerdings weniger, weil man sich so über Gottes Erscheinen freut, sondern eher, weil damals wohl die Westimporte in Staatskanzlei und Landtag die Zeit nach Weihnachten zum Skifahren nutzen wollten. So zumindest kolportiert man es bis heute in der Landtagskantine und außerhalb.

Aber zurück zum Dreikönigstag. Die Kinder ziehen als Sternsinger von Tür zu Tür, verteilen Segen und sammeln Spenden. An vielen Türstöcken steht C-M-B, irrtümlicherweise mit den Anfangsbuchstaben von Caspar, Melchior und Balthasar verwechselt, den königlichen Vornamen. Allerdings steht die Abkürzung für „Christus mansionem benedicat“, Christus segne dieses Haus. So weit so gut.

Jetzt die ent-täuschung: Die Heiligen Drei Könige sucht man in der Bibel vergeblich. Es ist weder von Königen, noch von der Anzahl die Rede. Lediglich einer der vier Evangelisten, nämlich Matthäus, erwähnt die Weisen oder die „Magier“ aus dem Morgenland und ihre Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe. Das größte Mysterium allerdings ist nun die Tatsache, dass die nicht biblisch überlieferten Heiligen Drei Könige im Kölner Dom liegen, zumindest ihre Überreste. Eine Kriegsbeute aus Italien.

Jedes Jahr am 6. Januar wird der goldene Reliquienschrein mit den Schädeln geöffnet. Sie zählen wohl für viele zu den bedeutendsten Reliquien (lat. Überbleibsel od. Zurückgelassenes) des Christentums.
Für mich ist das bedeutendste Überbleibsel oder Zurückgelassene die Heilige Schrift. Im ersten Buch des Alten Testaments ist die diesjährige Jahreslosung zu finden. „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ (1. Mose 16,13) Dieser Vers soll uns durch das Jahr 2023 begleiten und wir haben ihn zum Schwerpunkt unserer ersten Ausgabe gemacht.

Ach ja, im übrigen wünsche ich im Namen aller von „Glaube+Heimat“ ein gesegnetes neues Jahr. Und wenn Sie alle Inhalte dieser und der kommenden Ausgaben lesen wollen, empfehle ich Ihnen – wenn Sie es nicht schon haben - das Digital-Abo. Besser kann man, glaube ich, nicht ins Jahr starten.

Unsere Themen

  • Mit dem Glauben sieht man besser: Wer mit Gott rechnet, hat nicht weniger Ängste und Sorgen als andere. Aber er darf darauf vertrauen, dass alles unter einem guten Vorzeichen steht, meint Pater Anselm Grün.
  • Augen auf - und durch: Die Jahreslosung spiegelt wie kein andres Bibelwort unsere Lebenserfahrung wider, findet die Selbitzer Schwester Nicole Grochowina. Im interview erklärt sie, warum.
  • Kleiner Knochen von hohem Wert: Vor seiner Rückkehr in die Heimat hat der rumänisch-orthodoxe Pfarrer Tudor Mustea eine Reliquie des Heiligen Mauritius nach Halle gebracht.
  • Flügel für Julius-Friedrich: Vor einem reichlichen Jahr hing im gotischen Chor der Marienkirche ein Engel über dem Taufbecken. Verbunden mit der Skulptur ist eine ganz besondere (Familien-) Geschichte.

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Autor:

Willi Wild

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