Freitag, vor eins ...
Unsere Seite 1 - Kannste vergessen

Nr. 26 vom 27. Juni 2021 | Foto: G+H

Solomon Shereshevsky, russischer Journalist und Gedächtniskünstler, wurde ob seiner unglaublichen Fähigkeiten berühmt. 1934 sollte er sich eine lange, komplizierte und unsinnige Formel merken. Sieben Minuten dauerte es, dann konnte er sie fehlerlos wiedergeben. Auch 15 Jahre später hatte er die Formel noch parat.

Die Amerikanerin Jill Price machte 2006 Schlagzeilen als "Die Frau, die nicht vergessen kann". Die damals 34-Jährige hatte die Fähigkeit, sich an jeden Tag ihres Lebens genau zu erinnern, seit ihrem elften Lebensjahr. Aber es war längst nicht so, dass die Frau über ihre Gedächtnisleistung glücklich war. Gedächtniskünstler leiden mitunter an den vielen Erinnerungen. Denn, Vergessen hat einen Sinn. In dem wir Ereignisse und Hinweise ausblenden, können wir uns auf die für uns wesentlichen Informationen konzentrieren.

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Das unterscheidet uns vom Internet. Das vergisst bekanntlich nie. Dem hat jetzt allerdings der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte einen Riegel vorgeschoben und ein Urteil zum "Recht auf Vergessenwerden" im Internet gefällt. Die Frage, die das Gericht zu klären hatte war, ob die Meinungsfreiheit über dem Schutz der Privatsphäre steht. Konkret ging es um einen Artikel im Online-Archiv einer Zeitung über einen tödlichen Verkehrsunfall, der noch viele Jahre nach den Geschehnissen den vollen Namen des Fahrers enthielt. Der Name des Verursachers habe 20 Jahre nach dem Geschehnis einen Nachrichtenwert, so das Gericht. Zudem könne der Artikel mit einfacher Anonymisierung online bleiben.

Vergeben und vergessen? So einfach ist es ja meistens nicht. Auf der anderen Seite ist es natürlich sehr praktisch, im Internet, so wie hier im Portal meine-kirchenzeitung.de über die Suchfunktion mit Stichworten nach Ereignissen aus der Vergangenheit zu recherchieren. Größer ist nur das göttliche Archiv, von dem wir wissen, dass sämtliche Namen im Buch des Lebens aufgeschrieben sind. Ausgenommen, die vor Gott benannten und vergebenen Sünden, die liegen in den Untiefen im "äußersten Meer", wie es in dem Lied "Vergiß nicht zu danken" heißt.

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Autor:

Willi Wild

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