Freitag vor 1
Unsere Seite 1 - Getrennt marschieren, vereint beten

„Getrennt marschieren, vereint schlagen“, so lautet ein bekanntes Sprichwort. Blickt man auf den Zustand der Ökumene, könnte man im übertragenen Sinne sagen: „Getrennt marschieren, vereint beten“. Zumindest manchmal funktioniert das – wie vor einigen Tagen bei einer ökumenischen Gebetsnacht in Magdeburg.

Die evangelische Wallonerkirche und die katholische St.-Petri-Kirche in der Magdeburger Neustadt sind seit geraumer Zeit unmittelbare Nachbarn. Doch lange waren sie durch eine Mauer getrennt, die erst vor wenigen Jahren eingerissen wurde. Seitdem entstehen auf dem Gelände die „Ökumenischen Höfe“. Dabei werden beispielsweise Gebäude gemeinsam genutzt – und auch für ökumenische Veranstaltungen ist das Gelände ideal.

So wie vergangenen Freitag. Von der Wiese vor dem Pfarrhaus von St. Petri dringen Gesänge bis hinüber zur Nachbarkirche. Es sind Lobpreislieder, die Christen verschiedener Konfessionen gemeinsam spielen. Die Arbeitsgemeinschaft „Christen in Magdeburg“ (CiMD) hatte zur Ökumenischen Gebetsnacht eingeladen. Sie beginnt schwungvoll mit charismatischen Liedern, bei den Zuhörern gehen hier und da die Hände in die Höhe.

Im Anschluss machen sich die Besucher auf den Weg zur Wallonerkirche. In der Kapelle wird es ruhiger und besinnlicher. Im Halbdunkel erklingen Gesänge der ökumenischen Bruderschaft von Taizé, vorne am Altar der kleinen Kapelle stehen Kerzen. Schnell füllt sich der Raum, sodass sogar zusätzliche Stühle aufgestellt werden müssen.

Erst, als der Geruch von Grillrauch und Würstchen die Besucher ins Freie lockt, löst sich die Stimmung wieder. Man kommt miteinander ins Gespräch, tauscht sich aus. Evangelische und katholische Christen, Eritreer, Adventisten, Neuapostolische: Zahlreiche Konfessionen sind in der CiMD organisiert, viele sind an diesem Abend anwesend.

Im Anschluss geht es dann wieder rüber zu den Katholiken: Mit einem mehrsprachigen Friedensgebet, vorgetragen von Geistlichen und Laien mehrerer Konfessionen, klingt die Gebetsnacht gegen Mitternacht in der St.-Petri-Kirche aus.

Mögen die Traditionen auch verschieden und theologische Differenzen weiterhin bestehen, zeigt diese Gebetsnacht doch: Bei allen Unterschieden sind Christen im gemeinsamen Glauben an Jesus Christus vereint – und es gibt glücklicherweise genügend Gebetsformen, in denen sie diesen Glauben auch gemeinsam bezeugen können. Zumindest die spirituelle Ökumene scheint zu funktionieren – und das macht Hoffnung auf mehr.

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Autor:

Oliver Gierens

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