Freitag, vor eins ...
Unsere Seite 1 - Die Telefonballade

G+H Nr. 22 vom 31. Mai 2020 | Foto: G+H

Corona und Kultur - ein schwieriges Verhältnis. Gerade freiberufliche Kunst- und Kulturschaffende trifft die Krise wirtschaftlich besonders. Wer Künstlern in Not helfen möchte, sollte sich vielleicht von Harald Schmidt anrufen lassen. 

Die ersten Corona-Wochen haben gezeigt: Daheimbleiben bedeutet für die meisten Künstler nicht unbedingt den Einbruch aller Kreativität - im Gegenteil. Auch in den eigenen vier Wänden sind viele unglaublich produktiv. Die  Schweizer Schauspielerin Carol Schuler zum Beispiel interpretiert ihre ganz eigene Version des Fool's Garden Hits "Lemon Tree" - kurzweilig und seit Anfang April über 18.000 Mal geklickt. Frei nach dem Motto: Wenn das Leben dir einen Zitronenbaum gibt - mach ein Youtube-Video draus.

Doch was hilft der coolste Corona-Quarantäne-Song, wenn wegen der pandemiebedingten Schließung Existenzängste plagen. Unter dem Titel "Bei Anruf Kunst" haben nun Theaterschaffende eine bundesweite Corona-Hilfsaktion gestartet. Und die funktioniert ganz "old fashioned" ohne Youtube. Die Idee: Bekannte Künstler klingeln via Telefon zu Hause durch und rezitieren Balladen, tragen Theaterstücke vor oder lesen aus Werken der Weltliteratur. Im Gegenzug fürs Kulturprogramm kann man dann nach eigenem Ermessen spenden. Mit dem Geld sollen wegen der Corona-Krise in Not geratene freiberufliche Schauspieler finanziell unterstützt werden. Hat man also schon immer mal davon geträumt, von Harald Schmidt angerufen zu werden, muss man nichts weiter tun, als über das Online-Portal des Ensemble-Netzwerks einen Telefontermin zu vereinbaren. Einfache Sache.

Ob der Entertainer einem dann auch erklärt, wie das jetzt noch mal war mit Pfingsten? Aber, selbst wenn nicht. Das macht ja schon Edeka. Der Lebensmittelhändler räumt in seinem Marktprospekt dafür mehr als eine halbe Seite frei. Da bleiben fast keine Fragen offen. Wortbedeutung, Entstehung des Fests und Pfingstbräuche werden durchdekliniert - kurz und knackig. Und direkt unter dem Erklärstück findet sich das Festtagsangebot nebst Rezept: Kein Ochse, dafür Hähnchenbrustfilet und Spargel, nicht minder knackig und zum Pfingststräußchen gebunden. Edeka liebt scheinbar nicht nur Lebensmittel, sondern auch informierte Kunden. Bildungsauftrag erfüllt! 

Wer bei Edeka Hintergründe, theologische Tiefe und einen regionalen Bezug vermisst, dem bieten wir in der Pfingstausgabe unserer Kirchenzeitung besten Lesestoff für das lange Wochenende.  Gute Lektüre!

Aktuelles

  • Gesprächsbedarf: Thüringens ehemalige Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) wirft den Kirchen in der Corona-Krise schwere Versäumnisse vor. Ein Zurück zur alten Normalität wünscht sie sich nicht, sondern Diskussionen über Probleme, die in der Pandemie offengelegt wurden. In seiner Gegenrede weist Landesbischof Friedrich Kramer die Vorwürfe zurück. Trotz und gerade wegen Corona habe man das Evangelium zu den Menschen gebracht. 
  • Online-Aufruf: Die Spenden aus der diesjährigen Straßensammlung kommen der Kinder- und Jugendarbeit in der EKM zugute. Warum und wofür die Spenden gerade in Zeiten von Corona dringend nötig sind, erklärt Landesjugendpfarrer Peter Herrfurth. 
  • Belastungsprobe: Die Schulschließungen aufgrund der Pandemie sind für viele eine Herausforderung. Für Eltern von Kindern mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen ist der Alltag ohne externe Betreuung oft kaum zu schaffen. An den Schulen »Maria Martha« der Stiftung Finneck im Kirchenkreis Apolda-Buttstädt hat nun der Unterricht wieder begonnen. 
  • Ärger um Streichungen: Für Aufsehen sorgt eine neue dänische Bibelausgabe: In der »Bibel 2020« haben die Übersetzer das Wort »Israel« im Neuen Testament fast durchgehend durch »das jüdische Volk« oder »die Juden« ersetzt. 

Pfingsten

  • Allein geht es nicht: Der Feiertag ist schwer vermittelbar. Geburtstag der Kirche, Ausgießung des Heiligen Geistes. Ein Essay von Rolf Wischnath über Zweifeln und Zagen, Beharren und Bleiben 
  • Blume zum Fest: Die Natur hat eine Blume hervorgebracht, die nach dem christlichen Fest benannt ist, das wir an diesem Wochenende wieder begehen: die Pfingstrose. Steffen Schulze widmet sich ihr in besonderer Weise. Claudia Crodel hat den Spezialgärtner besucht 
  • Drei aus einem Guss: Was wäre eine Landschaft ohne ihren Klang, ein Gottesdienst ohne ihr Rufen, ein freudiger Anlass ohne ihren Jubel und Trauer ohne ihre mahnende Stimme? In Hopfgarten war davon lange nichts zu hören, aber das wird sich am Pfingstsonnabend ändern, berichtet Uta Schäfer. 
  • Holzmichel: Früher sang Thomas »Rups« Unger als Frontmann der von ihm mitgegründeten »De Randfichten« volkstümliche Hits wie »Lebt denn der alte Holzmichel noch?«. Dann stieg er aus. Wie es dazu kam und was er heute macht, davon erzählt er gern. Ein ungewöhnlicher Lebenswandel. 

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Autor:

Beatrix Heinrichs

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