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Die Welt geht nicht unter

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Von Jeffrey Myers

Nur wenige Meter von meiner Wohnung in der Frankfurter Altstadt stand einst eine besondere Sehenswürdigkeit: das Pesthaus. Durch die Umgebung des Platzes konnten Infektionskrankheiten schnell um sich greifen. In ganz Europa wütete die Pest im Mittel-alter in unregelmäßigen Abständen. Mitte des 14. Jahrhunderts forderte die schwerste Pestepidemie, von der Europa je heimgesucht wurde, rund 25 Millionen Todesopfer. Die Krankheit soll – wie heute das Coronavirus – in China ausgebrochen sein.

Auch Wittenberg blieb nicht von der Pest verschont. Großes Vertrauen zeigte Martin Luther im Oktober 1516 – ein Jahr vor dem Thesenanschlag –, als sein Freund Johann Lange ihm die Flucht aus Wittenberg nahelegte. Der Reformator fasste Mut und antwortete: "Ihr rathet mir zu fliehen. Wohin soll ich fliehen? Ich denke die Welt wird nicht untergehen, wenn Bruder Martin zu Grunde geht … Nicht, daß ich den Tod nicht fürchtete, … ich hoffe aber, der Herr wird mich auch von dieser Furcht befreien."

Da die Pest damals unheilbar war, erwies sich als wirksamster Schutz nur die Flucht. Doch in jenem Herbst 1516 blieb Luther in Wittenberg. Dort harrte er aus und kümmerte sich persönlich um Pestkranke; er nahm durch die Pest verwaiste Kinder in seinem Hause auf.

Und heute? In erster Linie ist es nicht das Coronavirus selbst, sondern der Umgang mit ihm, der Menschen wie Märkten am meisten schadet. Während dieser Passionszeit sind wir von der EKD-Fastenaktion eingeladen, Zuversicht zu üben. Sie soll im Sinne Jesu Christi ermuntern, Zukunftsangst und Misstrauen zu überwinden. Auch – und erst recht – in Zeiten des Coronavirus.

Der Autor ist Pfarrer der Inneren Mission und an der Diakonissenkirche in Frankfurt am Main. 

Autor:

Online-Redaktion

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