Dem Lebensschutz verpflichtet

Heinrich Bedford-Strohm, bayerischer Landes-bischof und EKD-Rats-vorsitzender | Foto: epd-bild/Cristian Gennari
  • Heinrich Bedford-Strohm, bayerischer Landes-bischof und EKD-Rats-vorsitzender
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Diakonie-Präsident Ulrich Lilie und andere haben eine Debatte darüber angestoßen, ob Suizidassistenz auch in evangelischen Einrichtungen denkbar wäre. Corinna Buschow und Franziska Hein hat der Ratsvorsitzende der EKD, Heinrich Bedford-Strohm, erklärt, warum er das ablehnt.

Warum ist für Sie die Suizidassistenz keine Option?
Heinrich Bedford-Strohm: Beim Thema ärztlich assistierter Suizid wollen und dürfen wir niemals moralisch über die einzelnen Situationen hinwegsegeln. Gleichzeitig müssen wir aber inhaltlich eine klare Orientierung geben: Die aktive Beendigung menschlichen Lebens kann für uns nie als normale Option gelten. Es gibt immer wieder Grenzsituationen, in denen sich Menschen zum Suizid entschließen. Aber Suizid ist immer etwas Tragisches, immer eine Niederlage. Ich fühle mich dem Lebensschutz verpflichtet.

Welche Rolle spielt für Sie dabei das Fünfte Gebot "Du sollst nicht töten"?
Das Gebot bezieht sich auch auf die Selbsttötung, über die wir als Menschen und Kirche aber nicht richten sollten.
Wir müssen uns davor hüten, Menschen moralisch zu verurteilen, die sich das Leben nehmen. Das hat man leider in der Vergangenheit getan. Sogenannte Selbstmörder wurden lange nicht kirchlich beerdigt. Das empfinde ich als Schuld der Kirche. Aus meiner Sicht widerspricht es dem Liebesgebot, das uns aufruft, Menschen auch in ausweglosen Situationen zu begleiten. Daraus kann man aber nicht ableiten, dass man organisatorisch tätig wird, damit Menschen ihr Leben beenden können. Es gibt andere Möglichkeiten.

Welche?
Eine gute palliative Begleitung, Schmerzmedizin und eine gute seelsorgerliche Unterstützung. Es gibt im Extremfall palliative Sedierung. Viele wissen nicht, was schon jetzt möglich ist. Natürlich ist der Wunsch, selbstbestimmt zu sterben, zu respektieren. Schon jetzt kann mir mit guten Gründen niemand eine lebensverlängernde Maßnahme verordnen, die ich nicht will.

Wie sollen sich die evangelischen Einrichtungen verhalten?
Für mich ist klar, dass wir uns nicht organisatorisch beteiligen können, weil wir mit dem assistierten Suizid nicht einverstanden sind. Alle anderen Formen der Begleitung müssen offenbleiben.
Nochmal: Wir lassen niemanden allein. Auch ich habe schon mit Menschen gebetet, dass Gott sie sterben lassen möge. Das ist aber etwas anderes, als mich zum Teil eines organisierten Prozesses zur aktiven Beendigung menschlichen Lebens zu machen.

(epd) 

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Online-Redaktion

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