Aufruf zu Zusammenhalt
Caritas und katholische Bischöfe unterschrieben nicht

Foto: epd-bild/Heike Lyding

Berlin (epd) - Vertreterinnen und Vertreter von Wohlfahrtsverbänden, Kirchen und Gewerkschaften sowie aus Wissenschaft und Kultur haben zur gesellschaftlichen Solidarität in Krisenzeiten aufgerufen.
«Starke Schultern können und müssen mehr tragen - das ist ein zentraler Grundsatz unserer sozialen Marktwirtschaft», heißt es in dem am Montag in Berlin veröffentlichten Aufruf. Zu den Unterzeichnern gehören die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Annette Kurschus, sowie der Präsident der Diakonie in Deutschland, Ulrich Lilie. Caritas und Deutsche Bischofskonferenz lehnten es ab, den Aufruf zu unterzeichnen.

Selbst für Menschen mit durchschnittlichem Einkommen seien die Preisanstiege durch die Folgen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs kaum noch zu stemmen, heißt es in dem Appell. Daher sei nun die Solidarität jener Menschen mit großen Einkommen und Vermögen gefragt. «Menschen mit geringen Einkommen können nicht mehr warten und müssen jetzt wirkungsvoll von der Preisexplosion entlastet werden», sagte Diakonie-Präsident Lilie.

Der Sozialstaat verspreche allen Bürgerinnen und Bürger Teilhabe, heißt es weiter. Das Versprechen sei aber wertlos, wenn es sich in Krisenzeiten nur für die Einkommens- und Leistungsstarken bewahrheite. Für diesen Fall warnen die Unterzeichner vor einer nie dagewesenen sozialen und politischen Zerreißprobe. Der russische Präsident Wladimir Putin wolle die westlichen Gesellschaften spalten. Dieser Strategie solle man mit Zusammenhalt entgegentreten.

Der Caritas-Bundesverband trat einem Medienbericht entgegen, wonach er sich von dem Aufruf distanziert habe. «Wir distanzieren uns nicht», sagte dessen Sprecherin Mathilde Langendorf. «Wir haben ihn nur nicht unterschrieben.» Die Position, dass große Herausforderungen auf die Gesellschaft zukämen, teile die Caritas zu 100 Prozent, sagte Langendorf.

Der Verband sehe aber zumindest im Moment noch kein Solidaritätsdefizit. Zudem habe es an personellen Ressourcen für die Abstimmungsprozesse für diesen Aufruf gemangelt, so dass die Caritas ihn nicht mit Priorität behandelt habe. Das Onlineportal zur gleichnamigen Bistumszeitung «Kirche und Leben» in Münster hatte am Montag berichtet, dass die Caritas sich von dem Aufruf distanziere.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, habe es ebenfalls abgelehnt, den Aufruf zu unterschreiben, sagte Pressesprecher Matthias Kopp. Bätzing sei «grundsätzlich bei der Zeichnung von Appellen und Petitionen zurückhaltend». Diese Linie habe er hier fortgesetzt.

Zu den Erstunterzeichnern des Aufrufs gehören neben anderen der ver.di-Vorsitzende Frank Werneke, die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, der Vorsitzende des Paritätischen Gesamtverbands, Rolf Rosenbrock, der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, André Wilken, der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher und der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann.

Autor:

Online-Redaktion

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