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Besser spät als nie

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Aus und vorbei: Das Bläserensemble existiert nicht mehr. Das Virus ist schuld.

Von Willi Wild

Nicht Delta oder Omikron. Nein, das gesellschaftliche Virus, das Menschen befällt und in Gruppen aufspaltet, die nicht mehr miteinander können, dürfen oder wollen. Bis vor kurzem hatten alle gedacht, das Virus von der kleinen Kirchenmusik fernhalten zu können. Aber ausblenden funktionierte nicht. Das Virus ließ sich nicht aufhalten. Kurz vor Weihnachten war Schluss, wie vieles andere.

"Wir werden einander wahrscheinlich viel verzeihen müssen", formulierte es vor zwei Jahren der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in Bezug auf Entscheidungen, Fehler und den Umgang miteinander in der Pandemie. Doch verzeihen müssen klappt nicht. Verzeihen bedeutet Verzicht auf Tilgung von Schuld und setzt ein Schuldeingeständnis voraus sowie zuvörderst den Wunsch und Willen, aufeinander zuzugehen. Versöhnungsarbeit ist gefragt. Eigentlich Kernkompetenz der Kirche, wenn wir auf die Bergpredigt schauen. „Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Töchter und Söhne Gottes genannt werden“ (Matthäus 5, Vers 9).

Der Menschensohn scheint uns gut zu kennen. Er weiß, und eigentlich wissen wir es auch: Das Miteinander kann nur miteinander gelingen. „Versöhnung ist unsere Aufgabe“ meinte jüngst zu Recht Pfarrerin Teresa Tenbergen beim ersten Friedensgebet vor der Weimarer Stadtkirche. Oberbürgermeister Peter Kleine ergänzte, dass es längst an der Zeit sei, damit anzufangen. „Besser spät als nie.“ Die Freiluftandacht ohne Zugangsbeschränkung, initiiert vom Kirchenkreis und der Kirchengemeinde, war ein kleiner Anfang. Weitere Friedensgebete und Gespräche sollen folgen. Ich habe Hoffnung und eine leise Ahnung, dass daraus mehr werden kann.

Autor:

Online-Redaktion

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